Volltext: Heimatkunde 2. Heft (2. Heft)

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A Landlamensch liabn, 
Wa ja a zan probian, 
Afn Kropf afistehn, 
Siagt ma d' Sunn auagehn, 
(denn der Landler hat seine geraden Glieder, wenn er einen Kropf hat; 
dasselbe gilt von den Steirern), der Landler aber draufgibt: 
Von' Jnnviatl eina 
Da mtcht i koa Mensch, 
Hamd klaftalang' Haxn 
Und Kragn a zwia d' Gens. 
so wird auch dies wieder nur eine Teilerscheinung eines größeren Ganzen 
sein! — Der Innviertler sagt dem Landler nicht selten gewisse Eigenschaften 
nach und illustriert sie durch Anekdötchen; so z. B. daß der Landler gerne 
aus der Brandschaden-Versicherung Nutzen zieht — d. h.. daß er sich gerne 
selbst Haus und Hof anzünde. Der Landler aber weiß gewiß auch wieder 
gar manches über den Innviertler. 
Wir wissen nun wohl, daß si h sowohl Zimmer-, wie Haus- und Orts¬ 
nachbarn gerne gegenseitig bekritteln. Und ganz dasselbe gilt ja auch von 
den Bewohnern größerer nebeneinanderliegender Gebiete. Dennoch aber werden 
wir diese hier kurz berührten Veihältnisse zwischen Jnnviertlern und Landlern 
nicht ganz ohne Versuch einer Erklärung hinnehmen. 
Wir müssen freilich zu diesem Zwecke weiter ausholen und auf die ge¬ 
schichtliche Entwicklung beider Stämme und ihrer Gebiete einen Blick werfen. 
Wir werden uns erinnern müssen, daß das sogenannte Jnnvieitel vom 
Standpunkte des großen geschichtlichen Werdens aus erst kurze Zeit de¬ 
finitiv österreichischer Besitz ist; seit dem Jahre 1816 nämlich. 
Ganz andeutungsweise seien drei Hauptperioden skiziert, in denen sich 
Bayern (wozu ja das Jnnviertel gehörte, abgesehen von der Zeit zwischen 
1809—1810, in der es unter französischer Oberhoheit stand) besonders mit 
dem angrenzenden Oesterreich in bösen Konflikten befand. 
Bereits zwischen 1230 und 1500 sind Fehden und Streitigkeiten zu 
verzeichnen, die natürlich die unmittelbar nebeneinanderliegenden Provinzen 
in Mitleidenschaft zogen. Die Oesterreicher fallen in dieser Zeit wiederholt in 
Bayern ein. Burghausen und Ranshofen z. B. wurden von ihnen 1256 in 
Asche gelegt. Die Bayern unternehmen Rachezüge. 1310 wird das öster¬ 
reichische Lager von bayerischen Bauern bei Schärding gestürmt und große 
Beute gemacht. Ein halbes Jahrhundert hernach wüsten die Oesterreicher 
wieder arg auf bayerischem Gebiet. So geht es weiter in wechselnden Fehden 
bis gegen 1504. 
Doch diese Zeit liegt weit zurück; sie ist nur der Vollständigkeit wegen 
angeführt. Viel näher liegt uns bereits die Periode des spanischen Erbfolge¬ 
krieges zu Beginn des 18. Jahrhundert (1701—1714). Bayern — und so¬ 
mit auch das Jnnviertel — steht auf Seile Frankreichs. Auf ein Bombarde¬ 
ment Schärdings durch österreichisches Heer (1703) folgt ein Einfall baye¬ 
rischer Reiter in Dorf a. d. Pram mit arger Verwüstung. Im selben Jahre 
plündern die Bayern noch Riedau; aber auch Ried wird (von den Oester-
	        
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