Volltext: Heimatkunde 2. Heft (2. Heft)

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runter auch der allgemein bekannte Braunauer Pomologe Georg Lieget'). 
Er stammte aus Schäferei bei Waldmünchen (geboren 1777) und übersiedelte 
nach Vollendung seiner Studien nach Braunau, wo er im Jahre 1803 eine 
Apotheke ankaufte. Schon während der Kriegsjahre betrieb er auf seinen zwei 
großen Grundstücken die Obstbaumzucht, die nach dem Jahre 1809 kräftig 
aufblühte. Siegel war jedoch auch wissenschaftlich auf diesem Gebiete tätig; er 
schrieb unter anderen auch ein Lehrbuch der Pomologie, das im Jahre 1830 
in Regensburg erschien. Die Kataloge, die er über seine eigene Obstzucht der» 
öffentlichte, waren sehr reichhaltig. So wies der des Jahres 1860 nicht 
weniger als 1058 verschiedene Obstsorten auf. „Sein Ruf als Pomologe war 
weit in der Welt verbreitet und aus seinem Garten wurden Pfropfreiser nach 
Texas in Amerika, in die Krim, nach Griechenland u. s. w. versendet. Viele 
Obstsorten tragen seinen Namen." Liege! ist als ein Reformator in der Be¬ 
zeichnung der richtigen Obstsorten anzusehen. 
Vor seinem Tode (5. Sept. 1865) übergab er seine Gärten seinem lang¬ 
jährigen getreuen Gehilfen August Kaindl. Seitdem sind im Jnnviertel gar 
manche Baumschulen entstanden, wie beim Bauern Brandt zu Linn in der 
Gemeinde Mörfchwang, der seine Erzeugnisse auch nach Tirol und Vorarlberg 
verkaufte. In Brunnental bei Schärding legte Lehrer Lang eine Baumschule 
an. Mit vielen Anerkennungen wurde die Renezederische Obstbaumzucht 
überhäuft. 
Unter den herrschaftlichen Gärtnereien nimmt die des Grafen von Arco 
Valley in St. Martin den ersten Platz ein, sowohl hinsichtlich ihres Um¬ 
fanges (25 Joch) als auch des Pflanzenschmuckes. Hundertjährige Orangen¬ 
bäume, seltene Palmen und Chrysanthemen sind dort zu treffen. Besonders 
hervorzuheben ist die Pflege der Wasserpflanze Victoria regia, die heute fast 
nur in kaiserlichen Gärten gezogen wird, sowie die Aufrechterhaltung der 
Ananaskultur, die in anderen Herrschaftsgärten wegen lhrer Kostspieligkeit 
allmählich ausgelassen wird. 
7. Sammelt alte Einladungskarten! 
Vom Obmann des Musealvereines Schärding, Herrn E. Kyrie, wurden 
der Gesellschaft zur Pflege der „Rieder Heimatkunde" verschiedene Einladungs¬ 
karten aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Geschenke über¬ 
mittelt. Diese Einladungen zum Schützenballe, zur Veteranenfeier oder zum 
Hochzeitsballe haben dann ein Interesse, wenn sie mit litographi- 
schen Darstellungen versehen oder mit Bildern geschmückt 
sind. — Ein gleichfalls übermittelter Katalog der Ausstellungen beim zweiten 
Volksfeste in Ried 1868 enthält auf Seite 2 daS „Programm des Schwan- 
talerfestes in Ried", das am Montag, den 2. September 1868 gefeiert wurde. 
8. Zur Friedhofkunst. 
Der Friedhofbesuch zu Allerseelen regt in heimatkundlicher Hinsicht Ge¬ 
danken an, wie sie Anton Pichlmair in der Zeitschrift „Die christliche Kunst" 
VI. Jahrg. (1909) S. 58 ff. zum Ausdruck bringt. 
Bei unseren modernen Grabdenkmälern „überwiegt der Eindruck des 
') Vgl. über ihn Wurzbach. Biographisches Lexikon XV. (1866) S. 177 s. 
Innviertler Heimatkunde 8.
	        
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