Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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Die Bruderschaft hatte ihre Kapelle (bei der Pfarrkirche) selbst besorgen, 
säubern und ausschmücken zu lassen. Zu St. Anna wurde bei den Gottes» 
diensten eine Handwerkskerze angezünder. 
Der lateinische Schulmeister erhielt von der Zeche zu jeder Quatember» 
zeit 6 Schillinge, der Kantor (Sänger ebenfalls ein Lehrer) jedesmal 1 fl. 
und ebenso der Organist. 
Am Hauptjahrtage wurde d?n armen Leuten ein Mahl gegeben; jenen, 
die hieran nicht teilnehmen konnten, das Essen in das Haus geschickt. Ferner 
ließ das Handwerk am Allerheiligentage und am Erhardfeste je ein Amt 
halten. Hiebei wurde ein armer Schuhmacher mit 2 Schillingen beteilt. Für 
die Beleuchtung des heil. Grabes in der Charwoche kaufte die Bruderschaft 
2 Pfund Wachs. 
Im Jahre 1599 war das Gestühl in der Schuhmacherkapelle erneuert 
worden. 
2. 
Aus der Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts wurde uns über» 
geben die „Rechnung eines ehrsamen Handwerkes der bürgerlichen Bier» 
bräuer in dem k. k. landessürstl. Markte Ried, welche die diesjährig ver» 
ordneten Zechmeister Johann Jgnaz Klaubt als Ober(zechmeister) und 
Johann Gorg Greif als Unterzechmeister, beide Bürger und Bierbräuer 
daselbst, über alle Einnahmen und Ausgaben abgelegt haben seit dem Feste 
St.Floriani, ihres Handwerkspatrons, und gehaltenem Jahrtage von anno 1783 
bis wieder solche Zeit 1784." 
In diesem Zeiträume hatten sich 3 Bierbrauer in das Handwerk ein» 
gekauft, und zwar Franz Neu^auser zu Henhart (wofür er 56 fl. erlegen 
mußte), Karl Jungwürth und Josef Trauner, beide angehende Bierbrauer 
von Ried. Die letzteren hatten als Meistergeld je 62'/, fl. einzuzahlen. 
Für das Aufdingen und Freisagen eines Lehrlings mußten der Innung 
6 fl. 54 kr. entrichtet werden. In diesem Jahre hatten die edle Kunst des 
Bierbrauens 6 Lehrlinge erlernt, und zwar Michael Hauß aus Raab, Georg 
Zauner aus dem gleichen Orte, Johann Dackinger, Bäckerssohn von Henhart, 
Wolfgang Schwendtmayr, Wirtssohn von Eitzing, Josef Stampfl, Bauerssohn 
von Asenham, und Peter Witzmann. 
Bei den Ausgaben interessieren einige Bemerkungen. So wurde am 
St. Thomastag wegen des Märzenbieres gelöflt (das Los gezogen). Wenn 
der Hauptjahrtag nahte (Florianstag), so war es „alter Brauch", daß eine 
Deputation der Brauer im Pfarrhof erschien, um die Verkündigung des 
Jahrtages nachzusuchen. Hiefür „verehrte" ihnen das Handwerk ein Kandl Wein. 
Ferner erfahren wir aus dieser Rechnung, daß die Karfreitagsprozession, 
an der sich die Brauer mit „Windlichtern" beteiligt hatten, nicht mehr ge» 
halten wurde. Es waren nämlich die Zeiten Kaiser Josefs II. Doch wurden 
noch immer altem Brauch gemäß 2 Pfund Wachs für das hl. Grab beigestellt. 
Der Pfarrmesner hatte die Verpflichtung, die Brauerkapelle, die Altar» 
tücher hiefür und die Handwerks fahne instand zu halten. 
Auch auswärtige Brauer standen mit dem Rieder Handwerk in engster 
Fühlung; so die Brauer von Altheim, Raab und Pramet. Die wurden auch 
im besonderen zum Erscheinen beim Hauptjahrtage in Ried eingeladen.
	        
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