Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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Dache und das bayrische (?) Wappen an der Westseite. Die Wirtschafts» 
gebäude hinter dem Schloß sind 1790 nicht mehr zu sehen. Von Süden her 
ermöglicht eine Brücke auf 2Pfeilern den Zugang. Heute ist der Graben zu» 
geschüttet und aus der Brücke ist ein schmaler Weg geworden. 
Von der Pfarrkirche nach rechts hin (Süden) reiht sich ein Stadel an 
den andern — die heutige Bahnhofstraße. Aufgenommen dürfte das Bild 
etwa vor der heutigen Fronfeste sein. Ob Wening wirklich im Heumond in 
Ried gewesen — will er uns das nicht durch heuende Bauersleute andeuten? 
— das wage ich nicht zu entscheiden. 
Noch etwas ist mir aufgefallen — die vielen Zäune, welche die Grund- 
stücke von einander abgrenzen. 
Aus Wenings „Beschreibung" sollen in nächster Zeit eine stattliche 
Anzahl von Kupferstichen als Jnnviertler Heimatkarten in Lichtdrucken er- 
scheinen und so das heute schon seltene und sür die Heimatkunde so wichtige 
alte Werk ersetzen. Wie leicht lassen sich diese Karten auf einer großen Tafel 
zu einem prächtigen Anfchauungs- und Lehrmittel für Schule und Haus 
vereinen. So leicht, daß es eine Sünde ist, wenn man's unterläßt. 
F.W. 
40. Erforschet die Glocken! 
Lieber Freund! Dich interessieren schon seit längerer Zeit unsere Ver- 
öffentlichungen. Ich weiß dies aus manchen Gesprächen, die Du über die 
„Heimatkunde" geführt hast. Du sollst aber nicht nur mitlesen, sondern auch 
mitarbeiten. Und das ist gar nicht schwer. Heute will ich Dir ein Ge- 
biet angeben, das nur das eine Unangenehme hat, daß man so viele Stiegen 
steigen muß. Doch dieses Opfer kannst Du uns schon bringen. Wenn also 
wieder einmal ein schöner und windstiller Tag uns erfreut — heuer scheint 
dies selten zu werden und ich könnte es doch nicht verantworten, daß Du 
Dir wegen der „Heimatkunde" ein Reißen zuziehst —,also an einem wind- 
stillen Tage nimm eiligst einen Zollstock oder Meterstab, einige Bogen weißes 
Papier, einen Stift und eine Kleiderbürste und geh, so ausgerüstet, in Gottes 
Namen an die Arbeit. 
Schon auf dem Wege mußt Du auf manches achten. So gingen die 
alten Aufgänge in das 2. Turmgeschoß nicht vom unteren Geschosse aus, 
sondern vom Innern der Kirche, und zwar der Sicherheit halber. Im zweiten 
Stockwerke sieh, ob nicht ein (jetzt meist) zugemauertes Fensterchen, von dem 
aus man in den Chor sehen konnte, noch zu erkennen ist. Dieses Fenster war 
überall notwendig, weil man nicht wie heute unten, sondern im 2. Stocke 
die Glocken läutete und die Läuter dem Gange des Gottesdienstes folgen 
mußten. 
Weiter hinauf findet man oft schöne Lichtschlitze oder auch alte ver- 
mauerte Schallöcher. Aus letzteren läßt sich die ungefähre Höhe des früheren 
Turmes berechnen. Achte ferner, ob nicht Spuren einer alten Turmuhr vor- 
handen sind. Du wirst vielleicht Verse und Namen auf dem Perpentikel oder 
auf anderen Eisenteilen sehen. Schreibe sie sofort ab. Denn wer weiß, wann 
Du wieder den Turm besteigst. Und nun kommen wir in die Glocken st übe. 
Bevor wir aber an die Arbeit gehen, möchte ich Dich noch darauf hin- 
weisen, daß Deine Glockenforschung nicht etwa ganz neu ist. Viele, viele Vor»
	        
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