Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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fürsten in unserem Markte gewesen war, können wir in der Pfarrkirche Ried 
sehen. Gleich beim Betreten der Kirche fällt uns links der marmorne Kreuz- 
altar auf, eigentlich ein Grabdenkmal, das Hans Ardolph und seine Frau 
Jakobe im Jahre 1639, wie die Inschrift besagt, errichten ließen. Auch den 
Altar in der ersten Nische der linken Seitenwand ließ Hans Ardolph nach 
der gleichen Inschrift bauen und auf diesem Altarbilde sehen wir die Por- 
träte beider, wie sie vor dem Mariahilfbilde knieen. 
Nach dem Tode des Hans Ardolph ging der ganze Besitz über an die 
zweite Linie, und zwar an Gottfried Wilhelm von Tattenbach, den Bruder 
jenes Erasmus von Tattenbach, dcr als Landeshauptmann in Steiermark an 
der ungarischen Magnatenverschwörung teilgenommen und sein Vorgehen mit 
dem Tode und dem Verluste seiner sämtlichen steiermärkischen Besitzungen im 
Jahre 1671 hatte büßen müssen. 
Gottfried Wilhelm erhielt den Nachlaß seines Vetters als Fideikommiß. 
Hans Ardolph wollte nicht, daß seine Besitzungen geteilt würden, und hat 
daher St. Martin mit Raab, Münzkirchen, Eberschwang, Mairhof, Utzenaich, 
sowie die Herrschaft Valley in Oberbayern als einen untrennbaren Besitz er- 
klären lassen. 
Gottfried Wilhelm starb im Jahre 1637 und liegt in Eberschwang be- 
graben, wo ein sehenswertes Grabdenkmal errichtet wurde. Seine direkten. 
Nachkommen starben 1802 mit Josef Ferdinand aus. Der fideikommiffarifche 
Besitz ging an eine Nebenlinie über und von dieser 1821 durch Erbschaft an 
den Grafen Max von A r c o. 
Was war mit dem Schlöffe Wegleiten geschehen? Die Tattenbach 
hatten es nicht mehr bewohnt und daher allmählich verfallen laffen. Graf 
Josef Ferdinand, der 1802 starb, ließ es dann abtragen und an seine Stelle 
ein einfaches Jägerhaus bauen. Der Edelsitz hatte, wie wir gesehen haben, 
rund 50t) Jahre bestanden, seine Geschlechter waren mit Ried großenteils als 
oberste Beamte, teils als' Bürgersfamilien selbst in engster Fühlung mit dem 
Markte gewesen. Von dieser Stelle war der Ursprung unserer Stadt ausge- 
gangen, so daß dieses einfache Dorf uns Riedern seit den ältesten Zeiten eine 
Fülle geschichtlicher Erinnerungen bietet. 
Ueber die Lage des Schlosfes können wir vorläufig folgendes mitteilen. 
Wenn wir die Eisenbahn auf dem Stege überschritten haben, liegt zur Linken des 
Weges zur Schwimmschule ein kleines, rings von Wiesen umgebenes Haus 
(Wegleiten Nr. 1, einst Jägerhaus der Herrschaft St. Martin). Dort war 
das Schloß erbaut — Spuren der Weiher sind in niedrigen Vertiefungen 
zum Teil noch erkenntlich —, während die Wirtschaftsräume rechts vom 
Wege lagen (einst Hofbauerngut genannt, heute Herrn Stürzlinger gehörig). 
Mit diesem Hofbauerngute war eine Kellerbehausung verbunden gewesen, zur 
Zeit, als die Eberschwangerstraße noch oorbeiführte, eine sehr besuchte 
Bierschenke. F. B. 
39. Heimatkarte von Ried um 1700. 
Die Jnnviertler Heimatkarte VII ist eine Verkleinerung (in Lichtdruck) 
nach dem 25x84'/,'$» großen Kupferstich aus Michael Wenings „Beschreibung 
Rieder Heimatkunde 19.
	        
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