Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

der Bauernkirchweih, der Schwank und das Trinkgelage der Zunftstube, die 
Raubsucht und Beutegier, die Rauflust und Todesverachtung der Landsknechte, 
aber auch Gottesfurcht und Liebe zur alten Vätersitte greifbare Gestalt an» 
genommen. 
Linz. Dr. Konrad Schiffmann. 
35. Die geschichtliche Entwicklung des Marktes Obernberg. 
Es birgt für jeden Menschen ein gewissen Reiz in sich, den Veränderungen 
des Bodens, auf dem er lebt und zu wirken hat, den Schicksalen des Hauses, 
das er zu eigen nennt, der geschichtlichen Entwicklung eines größeren Ge- 
meinwesens, dem er angehört, nachzuforschen. 
Diese Arbeit wird uns bei Obernberg erleichtert durch die eingehende, 
jede Einzelheit berücksichtigende Geschichte des Marktes, die Herr Prälat 
Konrad Meindl, damals Bibliothekar des Stiftes Reichersberg, im Jahre 1875 
mit rühmenswertem Eifer verfaßt hat. Die nachfolgenden Darlegungen über 
den Entwicklungsgang des Marktes Obernberg wollen auf dieser Grundlage 
das Wichtigste zusammenfassen. 
Die Entwicklungsstufen in der Geschichte Obernbergs werden abgegrenzt 
durck die Jahre 1199, 1407 und 1782. 
Obernberg erhält nach Abschluß der Besiedelung und der Ungarnkämpfe 
eine erhöhte Bedeutung, als die Passauer Bischöfe Grundherren innerhalb 
seines Gebietes werden und Bischof Wolfker im Jahre 1199 eine mächtige 
Feste, eine Trutzburg gegen räuberische Adelige, daselbst errichtet. Die Bischöfe 
suchen diesen südlichsten Stützpunkt ihres Fürstentumes immer fester an sich 
zu ketten. Nach Verlauf von zwei Jahrhunderten gelingt ihnen dies, indem 
sie im Jahre 1407 die volle Gerichtsbarkeit über den Markt erwerben. Sie 
werden dadurch unumschränkte Herren innerhalb des Burgfriedens von Obern- 
berg. Ihre Herrschaft dauerte 400 Jahre. Im Jahre 1782 gingen schließlich 
die höhere Gerichtsbarkeit, die Maut und die Gesetzgebung vertragmäßig an 
Oesterreich über, so daß die Bischöfe nur mehr einfache Grundherren blieben. 
Das Entstehen des Marktes Obernberg ist durch die günstige Lage am 
Inn bestimmt. Die Hochfläche, auf der Obernberg liegt, ist ringsum abgeschlossen 
durch die tief einschneidenden Täler des Gurten- und Nonsbaches und bot 
infolgedessen während der Urzeit und des Mittelalters den Bewohnern hin- 
reichenden Schutz gegen Ueberfälle. Andererseits beherrschte es den Inn und 
das gegenüberliegende Land und lud die Schiffe zu ruhiger und gesicherter 
Landung ein. 
Das Aufblühen Obernbergs war daher bedingt durch die Wasser- 
straße, die aus Tirol nach Passau und von dort weiter zu Lande über den 
bayerischen Wald nach Böhmen führte, dann durch die Landstraße von 
Salzburg nach Passau. Durch erstere erhielten die zahlreichen Schiffleute 
(Rauslötzer, hergeleitet von en awe = stromabwärts und flößen) ihren Erwerb, 
durch die Landstraße die Handelsleute im Markte. 
An den Ufern des Inns lebte zunächst der Kelte, genoß, der Kultur 
nicht abgeneigt, was Ackerboden, Wald und Fluß ihm gewährten, und freute 
sich der schönen italischen Waren und Geräte, die der fleißige Schiffmann 
ihm brachte. Dann aber beugte er sich scheu vor dem siegreichen und all- 
gewaltigen Römer, der italisches Kulturleben an die fruchtbaren Gestade des
	        
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