Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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allem das Nordportal, das der Gnadenkapelle gegenüber liegt. Halm beschreibt 
es mit folgenden Worten: 
„Das Nordportal zeigt uns auf den Außenseiten der Flügel zunächst 
in deren unteren Hälfte die Reliefbrustbilder der vier großen Propheten und 
der vier Kirchenväter mit den Evangelistensymbolen als der Repräsentanten 
der Offenbarung des Alten und der Heilslehre des Neuen Testamentes. Die 
obere Hälfte der Türe nehmen vier Hochrelieffiguren der Patrone des Hoch- 
altares und der Titelheiligen der Kirche, der Jungfrau Maria, St. Ursula, 
St. Philipp und Jakob ein. In die einzelnen Zwickel sind zum Teil lediglich 
raumfüllende Drolerien (humoristische Figuren) gesetzt, der andere Teil der 
Füllbilder aber bietet in kleinen Tierdarstellungen — Pelikan, Phönix, Löwe 
und Bärin — mit Jungen, Strauß und Einhorn — eine höchst merkwürdige 
Symbolik (die sich auf Maria bezieht)." 
In der Nachbarstadt Neuötting und zwar am Altare der St. Anna- 
kapelle befindet sich von der Hand desselben Meisters eine hl. Sippe, die 
wahrscheinlich aus dem Jahre 1511 stammt — damal? wurde die Kirche 
geweiht. In Zusammensetzung und Auffassung ist sie fast ganz gleich der 
Obernberger Arbeit. Aus stilistischen Gründen betrachtet Halm letztere Gruppe 
als die ältere; ihr Entstehen ist demnach vor das Jahr 1511 zu setzen. 
F.B. 
24. Aus Andrichsfurt. 
Bei kleinen Ausflügen in die Umgebung unserer Stadt versäume man 
nicht, auf Denkmäler aus früheren Zeiten zu achten, wenn sie uns auch, für 
sich allein genommen, unscheinbar vorkommen mögen. Werden aber viele der- 
artige Beobachtungen in eine Einheit gebracht, so gewähren sie Einblick in die 
kulturelle Entwicklung unserer Gegend und unseres Volkes. 
Bevor man nach Andrichsfurt, der alten Uebergangsstelle (Furt) über 
die Osternach, die nach dem Ansiedler Anterich ihren Namen erhielt, kommt, 
lenke man seine Schritte einige Minuten Osternach aufwärts bis zum Dorfe 
Pötting. Eine gotische Lichtsäule — wenigstens wollen wir sie als 
solche ansprechen — wird gewiß unser Augenmerk auf sich lenken, nicht gerade 
wegen der Feinheit der Ausführung — der massive Aufsatz auf den beiden 
Steinblöcken, die seinen Unterbau bilden, nimmt sich im Gegenteil etwas 
plump aus — sondern wegen der Seltenheit ihres Vorkommens im Jnnviertel. 
Nach der eingravierten Zahl stammt sie aus dem Jahre 1606 und ragte einst 
weiter aus dem Boden heraus. Das angeschwemmte Erdreich soll den untersten 
dritten Steinblock ganz verdeckt haben. 
Die daneben stehende Kapelle zum „Bründl", der hl. Dreifaltigkeit 
geweiht, enthält ein altes hölzernes Türschloß, über dem Altare eine Kolossal- 
statue Gott Vaters, der seinen vom Kreuze herabgenommenen Sohn in seinem 
Schöße hält, die linke Hand mit charakteristischer Fingerstellung gegen den 
Beschauer wendet, gleichsam als wollte er durch die Bewegung andeuten, 
welche Liebe er dem Menschengeschlechts durch Hinopferung seines Sohnes 
erwiesen. Es ist der Mühe wert, diese Bildhauerarbeit in ihrer Komposition 
und im Gesichtsausdrucke aufmerksam zu betrachten. 
Kleine Figuren, die hl. 3 Könige, offenbar aus einer Krippe stammend, 
lehnen planlos neben dem Altare. Zwei von diesen Figuren gehören zu den
	        
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