Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

So gibt Gloning folgende Sage als Erklärung: 
Man wollte die Kirche ursprünglich nicht im waldigen und sumpfigen 
Tale bauen, sondern auf dem „Wagnerberg". Als aber bei Beginn des 
Baues in drei Nächten das Gebaute von unsichtbaren Händen immer wieder 
ins Tal getragen wurde, erkannte man darin einen Wink des Himmels „Da 
is Kirchen!" (Da soll die Kirche sein!) und baute das Gotteshaus im Tal. 
Das gehört freilich nicht hieher, doch muß man es wissen, will man 
die beiden Geschichtchen verstehen, die mir noch vorliegen. Wir finden in ihnen 
eine eigenartige Verquickung des Taiskirchner Nebel-Spottes mit der Tais- 
kirchner Kirchenbausage. 
3.) Mein dritter Gewährsmann erzählt nämlich: Zu Taiskirchen fanden 
die Leute vor lauter Nebel die Kirche nicht. Einer erwischte endlich den Turm 
mit einer Stange und rief: „Da is Kirchen!" 
4.) Mein freundlicher Mitarbeiter Nr. 4schreibt etwas ausführlicher: 
Man wollte die Kirche zuerst auf den „Wimmerberg" bauen. Engel trugen 
aber jede Nacht die Bausteine und die bereits gebauten Mauern in die Mulde 
hinab, bis man die Kirche endlich unten baute. Nachbarn wollten sich nun 
die neugebaute Kirche ansehen und machten sich mit langen Stangen auf den 
Weg, um sich dadurch das Suchen im dichten Nebel zu erleichtern. Sie 
stachen mit ihren Stangen auf dem Wimmerberg bald an diesen, bald an 
jenen Baum, fanden aber keine Kirche. Mißmutig stiegen sie daher zutal 
und fanden trotz des undurchdringlichen Nebels das Gotteshaus gar bald. 
Ueber Senftenbach ist mir folgende Mitteilung zugegangen. Es 
müsse dort in früheren Jahren die Ziegenzucht besonders geblüht haben, denn 
es habe sich im Volke folgendes Liedchen gebildet: 
„Wenn i in Senftenbach hint umi geh, 
Da recken die Goaßböck die Stutzn in d' Höh." 
Alte Leute erzählen, daß es in früheren Jahren dieses Liedchen wegens 
sogar zu Streitigkeiten gekommen sei. 
Was hinter dieser Mitteilung alles stecke, ersah ich erst, als mir sol- 
gender nette Schwank auf den Schreibtisch flog: 
Vor Jahren gehörte die Pfarre Senftenbach zur Pfarre Weilbach und 
es wurden daher auch alle, die zu Senftenbach starben, nach Weilbach ge- 
bracht und dort begraben. Nun war im Friedhof zu Weilbach für die zu 
Senftenbach Verstorbenen eine eigene Abteilung hinter der Kirche bestimmt. 
Wurde ein Senftenbacher begraben, so hieß es einfach: „Senftenbach, 
hint umi!" und diese Worte wurden mit der Zeit zum Spitznamen der 
Gemeinde Senftenbach. So manche Rauferei unter den ledigen Burschen ist 
dadurch entstanden 'und es dürften jetzt noch alte Männer leben, die bei 
solchen Gelegenheiten „mitgemacht" haben. 
Auch von einem Geißbock in Senftenbach wird verschiedenes erzählt, 
doch gehen die Geschichten sehr auseinander. Das folgende wird am öftesten 
gehört. 
Als Senftenbach eine selbständige Pfarre wurde, versammelten sich die 
Dorfältesten und beratschlagten darüber, wann man wohl den Kirchtag ab- 
l) Gloning „Oberösterr. Volks-Sagen" Seite 92.
	        
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