Volltext: Heimatkunde 1. Heft (1. Heft)

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Ein Grabstein der St. Annakapelle der Pfarrkirche Ried besagt, daß 
Elisabeth Tegernseer aus Braunau den Rieder Bürger Ambros Lutz 
geehelicht habe und 1581 als Witwe gestorben sei. 
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß Wolfgang Heldenhamers dritte 
Gemahlin und diese Witwe nach Ambros Lutz eine und dieselbe Person sei. 
Als Wolfgang Heldenhamer 1546 starb, muß Elisabeth D. als Mutter von 
fünf Kindern mindestens 25 Jahre alt gewesen sein, sie war also 1581 mindestens 
60 Jahre alt. Wenn aber 1581 von Elisabeth I nur erwähnt wird, sie sei 
Lutz' Witwe gewesen, ihrer Ehe mit Heldenhamer gar nicht gedacht wird, so 
könnte man denken, um diese Zeit sei die Familie Heldenhamer entweder aus- 
gestorben oder doch von Ried verschwunden. 
Beachtenswert ist noch, daß wir auf dem Grabstein Sigmund Helden- 
hamers die alte Datierung „samstag vor sand Jorgn tag" neben der neuen 
„22 tag aprilli" lesen, auf Wolfgang Heldenhamers Denkmal nur mehr die 
neue Art (21. März). Also um 1530 herum wird der alte Brauch in Ried 
durch den neuen verdrängt. 
Und nun, lieber Leser, wenn Du einen schönen alten Grabstein in oder 
außer Ried weißt, so schaue ihn Dir bei Deinem nächsten Spaziergang noch 
einmal an, und wenn Du irgend etwas Merkwürdiges daran findest, so teile 
uns das mit. Die alten Steine wissen oft gar vieles zu erzählen, was die 
Menschen längst vergessen haben und was in Büchern nicht zu finden ist. 
Sollte Dir von den Heldenhamern, Tannreitern, Magerl, Tegernseern irgend 
etwas bekannt sein, so sei so gut und laß es uns auch wissen, und sei es 
noch so wenig. Nützt es nichts, so schadet es auch nicht. F. W. 
5. Löffelopferung. 
(Ein alter Brauch aus dem Jnnviertel.) 
Eine interessante Abhandlung hierüber veröffentlichte H. von Preen 
in den Mitteilungen aus dem Vereine der kgl. Sammlung für deutsche Volks- 
künde II. Band, 4. Heft, 1906 unter dem Titel: „Eine Wallfahrtswan- 
derung im oberen Jnnviertel mit Berücksichtigung der Löffelopferung". 
Der Löffel spielte im Glauben des heidnischen wie christlichen Volkes 
eine nicht unwichtige Rolle. So glaubten die Heiden, daß man durch den 
Löffel, der zum Ausschöpfen des Trankes und der Speisen für die Götter- 
opfer diente, Liebe oder Haß gegen eine gewisse Person einflößen könne. Ein 
fränkisches Konzil des 8. Jahrhunderts mußte dagegen auftreten. 
Aus der volksmäßigen Ueberlieferung unseres Landes berichtet Amand 
Baumgarten: Wem beim Essen der Löffel von selbst aus der Hand fällt, 
der muß noch in dem Jahre sterben. Das Fallenlassen des Löffels bedeute 
das Aushören des Besitzrechtes, d. h. den Tod. 
Der Löffel wurde vielfach in Kapellen geopfert, und zwar aus ver- 
schiedenen Gründen. In Pestzeiten dem hl. Sebastian, sei es zum Danke, 
sei es zur Fürbitte, da den Leuten, die mit ansteckenden Krankheiten behaftet 
waren, die Hostie durch den Löffel gereicht wurde. In anderen Fällen wurde 
biese Opferung auf den Tauflöffel, den man dem Kinde schenkte, zurückgeführt. 
Wenn das Kind starb, wurde ein hölzerner Löffel in die Kirche gestiftet. 
Ferner soll Hungersnot Ursache einer derartigen Opferung gewesen sein. Am 
häufigsten aber war der Gebrauch, Salz im Löffel den hl. Apollonia, Kolo- 
Rieder Heimatkunde 3.
	        
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