Volltext: XI. Jahresbericht des Mädchen-Lyceums in Linz 1900 (11. 1900)

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c orporativ e Besuche von Museen, Fabriken, ZVohlfahrts- 
einrichtungen u. dgl. stattfinden, um die Schülerinnen in das reale 
Leben einzuführen und mit den Erscheinungen und Aufgaben desselben vertraut 
zu machen, welchen sie andernfalls später unvorbereitet und verständnislos 
gegenüberstünden. 
Was die Frage betrifft, welche Gegenstände als obligat zu lehren 
seien, so wurden als solche bezeichnet: Religion, Unterrichtssprache und 
Literatur, und zwar in möglichst hoher Stundenzahl; die modernen Sprachen 
(Französisch von der ersten Classe, Englisch, beziehungsweise eine zweite moderne 
Sprache von einem späteren Zeitpunkte an); Geschichte unter Hervorhebung 
der für die Mädchen wissenswertesten Gebiete; Geographie mit besonderer 
Berücksichtigung der Mrtschafts- Geographie; Naturwissenschaften in möglichst 
engem Anschlüsse an die Anforderungen des Lebens. Hier wären auch 
Somatologie und Gesundheitslehre in ihren Grundzügen zu berücksichtigen. 
Mathematik und Geometrie. Nach einer längeren Debatte über die Ein- 
beziehung der Algebra einigte man sich dahin, dass im allgemeinen über 
die Ziele der Untermittelschule für Knaben keinesfalls hinauszugehen und 
dem praktischen Rechnen und dessen Anwendungen auf die Verhältnisse des 
bürgerlichen Lebens besondere Sorgfalt zuzuwenden wäre. Geometrie wäre 
in einer praktischen Form mit dem Zeichenunterrichte in Verbindung zu 
bringen. Kalligraphie. 
Als nichtobligate Fächer wurden in Aussicht genommen: Körperliche 
Uebungen (besonders Iugendspiele); Gesang, Landarbeiten. Es wurde 
namentlich seitens anwesender weiblicher Mitglieder der Enquete hinsichtlich 
dieses Gegenstandes betont, dass auf Grund der gemachten Erfahrungen 
von der obligaten Einführung dieses Gegenstandes abzusehen wäre. Auch die 
Erziehungslehre und die spezielle Haushaltungskunde wären besonders zu 
veranstaltenden (Lursen vorzubehalten. 
Bei der Dienstag den \5. Mai abgehaltenen zweiten Sitzung der 
Enquete gelangten die restlichen Punkte des aufgestellten programmes zur 
Erörterung. 
VOas den vierten Programmpunkt betrifft, so waren alle Versammelten 
darin einig, dass die Heranziehung von Lehrerinnen für 
alle weltlichen Gegenstände der in Rede stehenden Schulen 
wünschenswert sei, wobei von verschiedenen Seiten, namentlich auch 
seitens der Aufsichtsorgane, die bereits von einer größeren Anzahl von 
Lehrerinnen sowohl hinsichtlich der Erziehung als auch hinsichtlich der 
wissenschaftlichen Ausbildung der ihnen anvertrauten Schülerinnen erzielten 
befriedigenden Resultate hervorgehoben wurden. Anderseits aber wurde 
allseitig ausgesprochen, dass ein harmonisches Zusammenwirken beider
	        
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