Volltext: VII. Jahresbericht des Mädchen-Lyceums in Linz 1896 (7. 1896)

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Denn sie sind gleichfalls Gottes Ebenbild, gleichfalls 
der Gnade und des zukünftigen Reiches theilhaftig, gleichfalls 
mit re g samem, für die Weisheit einx>fanglichen: Geiste (oft 
mehr als u n s e r G e s ch l e ch t) begabt; ihnen steht g l e i ch f a l l s d e r 
Zugang zu de m höchsten o f f e n, d a sie oft zur Regierung 
von Staaten, zur Ertheilut: g heilsamer Rathschläge an 
Rönige und Fürsten, zur Heilkunde und zu anderen, d ent 
Menschengeschlechte heilbringenden Dingen, auch zu nt pro- 
phe11fd]en ntte und zur Ertheilut: g von Rügen an Priester 
und Bischöfe von Gott selbst verwendet worden sittd. warum 
wollest wir sie nur zu dem A-B-C zu lass eit, von der Literatur 
aber nachträglich zurückhalten? Fürchtet: wir etwa i h r e n 
Leichtsinn? Aber je mehr wir ihre Gedattket: itt Attspruch 
tt e h m e n werdet:, desto weniger Ra u nt wird für d et: L e i ch t s i tt n 
bleibe tt, derja vot: der Leere des Geistes herzurühren scheint." 
Rönnte irgettdwie das Bilduttgsbedürfttis und die Nothwendigkeit der¬ 
selben klarer und eindringlicher ausgesprochen werden als in den wortett 
des großen Pädagogen, köttnte in schlichterer und doch so gründlicher weise 
die geistige Gleichwertigkeit der Frau, also auch deret: gleich starke Bildungs- 
fähigkeit, dargelegt werdet:? Und wettn er weiter spricht, dass man die 
Frauet: tticht zur Neugierde, sottdern zur Ehrbarkeit m:d Glückseligkeit aus¬ 
bildet:, sie itt dem uttterrichtet: soll, dass sie wisset: und köttttett, was zur 
würdiget: Führung des Hauswesens und zur Förderung des eigenen wohl- 
befittdens, wie des Matutes, der Rittder und des Gesittdes gehört, so gibt 
er darin in trefflichster weise das zu erstrebende Ziel der Frauettbildung att. 
Der allgemeitte Niedergattg der Cultur und Bildung während der 
Zeit des 50jährigen Rrieges und als traurigste Folge desselbet: zeigte sich 
auch hütsichtlich der Bildungsstätten für Mädchen. Diele derselbet: wurden 
aufgehobett; statt deret: tauchtet: privatuttternehmuttget: auf, die jedoch ttur 
den Zweck verfolgtet:, Geld zu verdienen, uttd at: der Spitze solcher Schulet: 
stauben oft ungebildete und unbefähigte persottet:. Das Überhandnehmen 
des frattzösischet: Eittflusses in Deutschland machte sich auch in Bezug auf 
die Erziehung uttd Bildung im allgemeinett, sowie besonders auf die Er¬ 
ziehung der Mädchen bemerkbar; uttd die Ausbildung, wie sie die Mädchen 
damals in Rlöstern oder Zttstitutet: erhieltet:, ist gattz ttach frattzösifchem Ge- 
fchntacke und hat in denselben auch seinen Charakter bis in die Gegenwart 
hinein beibehalten. Zn: allgemeinen wurde die Ausbildung des weiblichen 
Geschlechtes im \8. Jahrhundert noch sehr verttachlässigt, wozu besonders 
in Norddeutschland auch die Sitte beitrug, dass die Frau vot: geselliget: 
Vergnügen außerhalb des Dauses ausgeschlossen war. 
Freilich äußerte man sich vielfach sehr missbilligend über diese Der- 
nachlässigung der Frauettbildmtg. wie sollte man in: Zeitalter der Auf-
	        
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