Volltext: Linzer Adreßbuch 1921 (1921)

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Linz. 
Allgemeines. Linz, die Landeshauptstadt von Oberösterreich, zählt nach dem Stande vom 31. Jänner 1920 
93.473 Einwohner, die sich aus 44.626 Personen männlichen und 48.847 weiblichen Geschlechts zusammensetzen. Der 
Flächenraum beträgt einschließlich Urfahrs, der Vororte Lustenau und Waldegg und der Ortschaften Pöstlingberg, 
Lagen, Bachl und Gründberg 39-4662 Quadratkilometer. Linz liegt in einer Seehöhe von 264 Metern unser 48° 1T 32" 8'" 
nördlicher Breite und 31° 57’36” östlicher Länge von Ferro in der anmutigen Gegend des Linzer Beckens zu beiden 
Äsern der Donau, dort, wo sie aus einer Enge hervortritt. Zwei stattliche Brücken führen zum linken Donauufer, zur 
ehemaligen seit 1919 eingemeindeten Stadt Urfahr. 
Das Klima der Linzer Gegend ist milde und gesund; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9° C, Maximum im 
Sommer höchstens 300 C, im Winter selten unter — 1.10 C. Die Stadt Linz ist in allen Teilen kanalisiert und hat 
gesundes Trinkwaffer. 
Geschichtliches. Linz entstand als kleiner befestigter Lagerplatz in der Kette der Donaufestungen, die bie Römer 
zur Zeit des Kaisers Mare Aurel zum Schutz gegen die vordringenden Germanen angelegt hatten. Der Mittelpunkt 
dieses Lagers befand sich wahrscheinlich auf jener Löhe, wo das Schloß und die Martinskirche stehen. Der Name Lentia 
wird zwar erst zu Anfang des 5. Jahrhunderts ausdrücklich als Standort der 2. italienischen Legion genannt, aber er ist 
sicher viel älter. Als gegen Ende desselben Jahrhunderts die nördliche Reichsgrenze Roms den Einfällen her Germanen 
nicht länger zu widerstehen vermochte und die Stürme der Völkerwanderung wild verheerend darüber Hinwegrasten, 
ging jenes älteste Linz gewaltsam zugrunde, um für Jahrhunderte sozusagen spurlos zu verschwinden. Erst 788 unter dem 
Bayernherzog Thaffilo II. wird Linz wieder urkundlich genannt. Jm 9, Jahrhundert war es bereits eine eigene Zollstätte und 
nicht unwichtiger Handelsplatz, der mit Enns, Steyr und Wels zu den Hauptorten des Landes zählte. 1241 wird Linz 
als Stadt bezeichnet, aber erst 1324 wurden ihm die vollen Rechte einer solchen. verbrieft» AlsVor* oder Harrptort des 
Landes erscheint in dieser Zeit noch Wels, bis am 10. März 1490 Linz von Kaiser Friedrich III., der auf dem Schlöffe 
lange und mit Vorliebe weilte, zur Landeshauptstadt erhoben und ihr das Recht der freien Wahl eines Bürgermeisters 
verliehen wurde. 1501 bauten die Bürger von Linz eine Brücke über die Donau, wodurch der Landet mit der nördlichen 
Donaugegend eine erhebliche Förderung erhielt. Hand in Hand ging damit ein baulicher Aufschwung der Stadt, der 
aber infolge der Religionswirren bald einen empfindlichen Rückschlag erlitt. Die sogenannte Kegenresormätion erstickte 
die frische Blüte des Aufschwunges und versengte sie so gründlich, daß durch mehr als 200 Jahre ein vollkommener 
Stillstand der weiteren Stadtentwrcklung eintrat. Während des zweiten Bauernkrieges (1626), als Oberösterreich unter 
der Verwaltung des bayrischen Statthalters Herberstörff stand, wurde Linz von deü SHärMMs^BäMbnsflyMsMephan 
Fading er vergeblich bestürmt und Fadinger bei der Rekognoszierung des Landhauses- ^tödlich verwuMet» Rach Unter¬ 
drückung der Bauern wurden am Hauptpiatz 18 ihrer Führer hingerichtet, ihre Leichname zerstückelt und an die Türme 
und Tore gesteckt. Linz, deffen Name infolge der Belagerung mit einenmal selbst in weiten Ländern genannnt worden 
war, trat dann wieder in den Hintergrund geschichtlicher Beachtung, umsomehr^ als es auch vom dreißigjährigen Krieg 
nicht berührt wurde. Erst im österreichischen Erbfolgekrieg (1774) besetzten Franzosen und Bayern die Stadt während 
eines ganzen Jahres, und auch unter den napoleonischen Kriegen mußte sie ähnliche Einfälle erlerden. Der darauffolgende 
Staatsbankerott vollendete das Unheil, das seit Beginn des Jahrhunderts die Stadt so schwer getroffen hatte und 
brachte erneut ihre Fortentwicklung zum Stillstand. Das 1800 niedergebrannte Schloß wurde nurmehr teilweise hergestellt, 
zuerst als Strafanstalt und später als Kaserne eingerichtet. 1803 wurde der Bau des neuen „ständischen Theaters" voll¬ 
endet, 1821 ein Teil der Stadt kanalisiert, 1825 gepflastert. 1832 ging von Linz nach Buvweis die erste und älteste 
Eisenbahn in Oesterreich, 1837 wurde die Donaudampsschiffahrt eröffnet, 1872 die eiserne, von einer französischen Firma 
um 950.000 Gulden erbaute Donaubrücke dem Verkehr übergeben, In neuerer Zeit entstanden zahlreiche schöne, öffentliche 
und private Bauten, Industrie und Handel nahmen den größten Aufschwung, wozu die vielseitigen Bahnverbindungen 
wesentlich beitrugen. Seit 1880 besitzt die Stadt eine Straßenbahn, anfangs mit Pferden, von 1897 an elektrisch betrieben. 
Linz ist die Geburtsstadt vieler hervorragender Persönlichkeiten, darunter die Schauspielerin Therese Schimann 
(1748), der Botaniker Dr. Johann Duftschmid (1804), der Volksdichter Norbert Purschka (1813), der Altertumsforscher 
Friedrich Kenner (1834), der Historienmaler Josef Wunsch (1838) und andere. In ihren Mauern weilten 1492—1493 
der gelehrte Humanist Joh. Reuchlin, 1501 der berühmte Wiener Dichter Konrad Celtes, 1614—1627 der Astronom 
Kepler, den die Landstände von Oberösterreich in ihre Dienste genommen hatten, 1812, 1814 und 1815 Beethoven, 
1848—1868 Adalbert Stifter, 1864 der Dichter Hermann Gilm. 
, Die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Vom Bahnhof gelangt man durch eine Allee zum Städtischen 
Volksgarten, der 1858 von der Stadtgemeinde erworben wurde und die Denkmäler „Freude am- Schönen", ferner des 
Turnvaters Iahn und des oberösterreichischen Mundartdichters Franz Stelzhamer enthält. An seiner Ostseite nimmt 
d.e Landstraße, die Hauptverkehrsader von Linz, ihren Anfang und mündet über die Schmidtorstratze in den großen, 
vormittag durch den Obst--, Gemüse- und Blumenmarkt reich belebten Franz Iosesplah oder Haüptplatz, wie.er int Volke 
Umeist genannt wird. In deffen Mitte steht die 26 Meter hohe Dreifaltigkeitssäule, die 1723 zur Erinnerung an die 
Pest und die Kriegsgefahren errichtet wurde. An der Ostfront des Platzes befindet sich das Rathaus aus den: Jahre 
1414, erst 1824 vollkommen ausgebaut, mit Amtskanzleien und. dem großen Sitzungssaal des Gemeinderates. Nördlich 
Mnzt der Platz an die Donau, wo eine große Donaubrücke nach Urfahr hinüberführt. Eine zweite, 1900 eröffnete 
Reichsbrücke dient dem Eisenbahn- und Wagenverkehr und befindet sich etwas unterhalb. Zwischen beiden Brücken liegt 
der Kai mit dem Landungsplatz der Dampfer, den Parkanlagen der Straßerau und die Städtische Schwimmschule. 
Vom Hauptplatz westlich gelangt man durch die Badgaffe und Hosgasse zum Schloß und zur sogenannten Altstadt, 
der Keimzelle von Linz, während die Klosterstraße zur Minoritenkirche und zum Landhaus führt. Der gegenwärtige Bau 
der Minoritenkirche stammt aus dem Jahre 1758 und enthält mehrere wertvolle Altargemälde; das Hochaltarbild ist 
von Altomonte, vier andere Bilder von Kremser Schmid. Anstoßend an die Kirche steht das Landhaus mit sehenswertem 
-llcarmorportal, 1562—1564 von den Ständen des Landes erbaut, 1800 nach dem großen Brande neu hergestellt. Von
	        
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