Volltext: Der Naturarzt 1900 (1900)

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Und was von der Lebenswöéise gilt, gilt erst recht von der Heéil- 
weise. 
In jedem Patienten müssen wir ein Individuum sehen, das unter ganz 
besonderen Verbältnissen gelebt, bei dem ganz bestimmteé Krankheits- 
arsachen zu Grunde liegen; aber nicht ein Wesen, das, weil es oin 
Mensch ist, sich zu einem in der Phantasio ausgeheckten Normalmenschen 
drossieren, in éine beliebig. kKonstruierto Heil-Schablone zwängen lässt. 80 
halte ich es für vollstündig falsch, MHen an Nierenentzüundung Erkrankten 
Milchdiat zu verordnen. Es widerspricht vollständig dem Grundsatze des 
Individualisiorens, wenn man bei einer bestimmten Krankheit eino bestimmto 
Diat verorduet. Wenn man so verfährt, dann behandelt man nicht dem 
Rrnkep, svondern die Krankheit. Es wird nie æwei Nieronkranke geben, dio 
einander ganz gleich sind. Im Gegenteil, die Geschmacksrichtung kann sehr 
eit auscinander gehen, weil die Neturen verschieden sind. Der Instinkt 
wird. da oft unser einziger und bester Führer sein. Vielfach werdoen auch 
die sozialen Verhaltnisse des erkrankten Individuums, seine materiellon 
Mittel, sein Bildungsstandpunkt u. 8. W. bei der Behandlung zu berück- 
sichtigen sein.— .— ——— — 
PDarum lassssen sich hier erst recht Keine ins einzelne gehende Programm- 
Forderungen aufstellan. .* 
Is et das aber auch- gar nieht notwendigz. 53 J 
Onsere Vereine haben die Aufgabe, die physikalisch-diatetischen Hoeil- 
faktoron zur allgemeinen Anerkennung zu bringen. Dieses Bestreben bringt 
an besten und volksstümlichsten das Wort NaturheilKunde zum Aus- 
Ick. Naturheilkunde ist ein historisch gewordener Name. Jedermann 
weiss, dass man darunter jene Richtung in der Heilkunde versteht, welche 
vorzuglich die physikalisch-diätetischen Heilfaktoren bei der Behandlung von 
Rrankheiten anweéndet.“ Was kümmern uns unsere Gegner, die in schlecht 
verhohlener Absicht den Namon lacherlich 20 machen suchen. Das Wort 
Naturheilkuude soll unser Ehrenname, unser Schlachtruf sein. Darum 
nennen wir unsere Vereine::— F . 
FVereine fur Gesundheitspflege und Naturheilkundoe. 
.. 
Approhierte Aerzte als Vortragende in Naturheilvereinen. 
Disese Zoeit der Vorträge steht vor der Thuür, alle Vereine stollen ihr 
Winterprogramm auf oder hpaben solches beéreits festgesetet. So manchoer⸗ 
Vorstand und mit ihm Mitglieder hegten den bereéchtigten Wunsceh, im 
Laufo der-Vortragssaison auch einmas éinen praktischen Arzt, der unsere 
Heilmethode aususpt, als Redner zu hören. — 
Sachsen und Preussen durchweg erfullt geéeblieben éin. Die Standes- 
ordnung der Aerztevereine, denen in den genannten Ländern jetat joder 
approbierte Arzt als Mitglied angehören muss, verbietèt das Abhalten von 
Vortrâgen den Aerzten als standeswidrig. Zwar stehi solches nicht direkt 
in den Statuten, aber die Praxis wird in dieser — 
ja auch s. Z. im „Archivef. physik.-diutot. Phérapie“ lessen konnten, als ein 
Araæt dio Aerztekammer um die Erlaubnis gebeten hatte, in einem Naturheil- 
erein éinen Vortrag zu halten. ꝛ 
Warum es nun standeéswidrig sein soll, das Publikum uboer hygienische 
Dinge in Naturheilvereinen aufzuklären, ict mir unverstandlich. Der Grund, 
dase unsere Veéreine ürztefeindlich gesinnt seien, gegen die Aerzte als solche 
auftreten, ist nicht stichhaltig. Denn wir bekampfen nicht den Aerztestand, 
ndern fubren nur einen Krieg“gegen die Art und Weise, wie viele, aller- 
In No. 18 des diesjührigen Jahrganges der „Noeuen Heéilkunst“ sind alls die 
hier in Betracht kKommenden, Gesichtspunkte kurz, aber vortrefflieh belouchtee. 
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