Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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kleinen Opfer es verhindern könnt? Gebt uns also Platz bei Euch, wir werden 
dann in besseren hygienischen Verhältnissen leben und in Eurer unmittelbaren 
Nachbarschaft werden wir besser imstande sein, Eure christlichen Tugenden nach 
Gebühr zu würdigen. Im Namen von Hunderten von Kindern und von Müttern, 
die aus Mangel an frischer Luft und gesunder Wohnung zu Grunde gehen, 
richten wir die Bitte an Euch, ehrwürdige Herren Priester, und wir hoffen, 
Ihr werdet sie nicht abschlagen. 44 Bisher hat man noch nichts über die Ge 
währung dieser Bitte gehört. 
Für die Frauen. 
Geistesstörungen im Wochenbett 
und ihre Behandlung durch die Naturheilmethode. 
Olga Zschommler — Leipzig. 
Dass das Denken, Fühlen und Wollen des Weibes in engster Beziehung 
zu seinem Geschlechtsleben steht, ist eine bekannte Thatsache. 
Es ist darum auch ohne weiteres klar, dass alle Veränderungen, welche 
sich in den weiblichen Organen abspielen, mit „Gemütsschwankungen 44 Hand in 
Hand gehen. 
Am besten lässt sich das in der Zeit der Pubertät nach weisen. Heftiges 
und unbeständiges Betragen, ausgelassenste Heiterkeit im Wechsel mit Thränen, 
„himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt 14 , das ist ja bekanntermassen der 
Typus des reifen Mädchens ! 
Die Stimmung der Frau steht unter dem Einfluss der in vielgestaltiger 
*Form auftretenden weiblichen Leiden. Und dass die alte Jungfer mit ihren 
bekannten Wunderlichkeiten lediglich das Produkt eines unbefriedigten 
Geschlechtslebens ist, tritt in der Gleichartigkeit dieser Spezies zu Tage. 
Bei diesen Beziehungen zwischen Geschlecht und Gehirn wird es zur 
logischen Notwendigkeit, dass gewaltige Erschütterungen innerhalb des- 
Geschlechtslebens ihren Wiederhall in der Gehirnsphäre finden müssen; es ist, 
meine ich, klar, dass in letzter Linie auch der Wahnsinn seine Ursachen 
in geschlechtlichen Dingen haben kann. Da der Geburtsakt einen der 
erschütterndsten Eingriffe geschlechtlicher Natur vorstellt, so wird das Wochen 
bett auch in hervorragender Weise an den geistigen Störungen beteiligt sein. 
Versuchen wir uns in Folgendem einmal Klarheit darüber zu verschaffen, 
in wie weit dies der Fall ist. 
Der Geburtsakt ist glücklich vorüber. Gatte und Gattin atmen erleichtert 
auf. — Da schleicht sich unbemerkt von den Augen des Laien das Gespenst 
des Wahnsinns heran. 
Der bunten Vielgestaltigkeit des weiblichen Seelenlebens entsprechend, 
tritt er in der mannigfaltigsten Form auf. Hören wir hierüber Professor 
Hoppe. Er sagt: „So bietet die geistige Störung des Wochenbettes ein ausser 
ordentlich wechselvolles und vielgestaltiges Bild. Hier die heiterste" Verwirrt 
heit mit exaltiertem Wesen und verkehrten Handlungen, dort ängstliche Unruhe,. 
Depression, melancholisches Seufzen und Klagen, hier die furibunde Tobsucht 
mit allen ihren Aeusserungen, dort heftige Angstanfälle mit wilder Ver- 
zweifelung und impulsiven Gewaltakten; liier unwilliges, gereiztes mürrisches- 
Wesen mit Verfolgungsideen und zeitweiligen Zornausbrüchen, dort ein Dämmer 
zustand, in dem die Kranken leise murmelnd unzusammenhängende Worte vor 
sich hinplappern, hier grosse Unruhe, Trieb zum Davonlaufen, Ratlosigkeit oder 
willige Apathie ohne irgend ein Zeichen geistigen Lebens 44 . 
Von juristischem Interesse ist vor allem ein Irresein im Wochenbett, von 
welchem uns der berühmte Wiener Psychiater Krafft-Ebing in seinem Buche 
„Transitorische Störungen des Selbstbewusstseins 44 berichtet. Dasselbe tritt 
gleich nach dem Geburtsakte auf und äussert sich in grosser Feindseligkeit