Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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der Spiritusflamme mehrerlei Gefahren verbunden sind (Verbrennen, 
durch Explodieren oder Umfallen der Spiritusbehälter) sowie vor allem 
weil die Luft im Dampf kästen durch die Verbrennungsgase verdorben wird. 
Was wir bisher als Dampfbäder bezeichnet haben, sind demnach 
weiter nichts, als durch feinste Wasserbläschen erwärmte Luftbäder. 
Nicht nur physikalische Thatsachen sind es, die diese Wandlung 
unserer Anschauung herbeiführen, auch klinische Beobachtungen ver 
langen sie. So ist ein Heissluftbad von 65° C. durchaus erträglich, 
blieben doch die Aerzte Fordyce, Blagden, Dobson 10—20 Minuten 
in Räumen, die auf 70°, 99°, 106°, ja auf 127° 0. erhitzt waren; 
ein Wasserbad von nur 40 0 C. dagegen wird von vielen schon als uner 
träglich warm empfunden. Das sogenannte Dampfbad aber steht in 
der Mitte, denn es wird von einzelnen nach Rapou (Traite de la 
methode fumigatoire etc.) noch bei einer Temperatur von 55° C. er 
tragen, während von allen 45°—50° C. mehr oder minder als an 
genehm empfunden werden. So legen uns auch diese Beobachtungen 
den Gedanken nahe, dass unsere Dampfbäder nichts anderes sind, als 
durch heisse Nebel erwärmte Luftbäder. 
Wenn neuerdings elektrische Lichtbäder beliebt geworden sind, so 
hat dies seinen guten Grund. Und doch sind auch sie nur als Luft 
bäder anzusprechen. Bei ihnen wird die notwendige Wärme durch 
das elektrische Licht geliefert. Dass diese elektrischen Lichtbäder 
von vielen besser vertragen werden, liegt daran, dass die Erwärmung 
des Körpers viel allmählicher vor sich geht und dass der Körper 
während der Behandlung belichtet wird. Wenn wir im dunklen 
Keller durch ausgiebige Ventilation auch die beste Luft herstellen, die 
Pflanzen gedeihen dort doch nicht, weil sie das Licht entbehren 
müssen. Darum ist der Schluss berechtigt, dass auch ein Kastenbad, 
in dem der Körper belichtet wird, besser bekommen muss, als ein 
solches, in dem der Körper sich im Dunkeln befindet. 
Da aber die Sonne noch viel kräftiger wirkt, als das elektrische 
Licht, so ist der von Lange & Schumann hergestellte Lichtbade- 
kasten bis heute das Vollkommenste, was wir besitzen. 
Dieser Kasten gleicht in der äusseren Form so ziemlich unseren 
gewöhnlichen Dampfkästen, nur sind seine Wände aus Glas, so dass 
das Sonnenlicht auf den Körper einwirken kann. Da aber die Sonne 
nur sehr selten das Erwärmungsgeschäft übernimmt, so müssen wir 
uns nach künstlicher Heizung umsehen. Und da haben uns die mit 
sehr praktischem Blicke begabten Kollegen Lange und Schumann 
bereits ihren Lichtbadekasten mit Dampfheizung dargeboten. 
Wenn wir aber erkannt haben, dass die Dampfbäder nichts 
anderes als Luftbäder sind, so müssen wir die Forderung auf stellen, 
dass uns beim Dampfbade die beste Luft dargeboten wird. Wie 
steht es in dieser Beziehung mit den Baderäumen und den zur Ver 
fügung stehenden Badeapparaten? Ich meine noch herzlich schlecht. 
Darum würde es z. B. eine Entwertung des Lange-Schumann’schen 
Lichtbadekastens sein, wenn man in demselben den Körper in dichte 
Nebel wölken einhüllen wollte, Die Heizung muss also besser durch 
Heizschlangen besorgt werden, wie in den sogenannten Heissluft 
kästen. Dazu muss am Kastenbade die ausgiebigste Ventilation her 
gestellt werden. Auf das bischen Wärme, das dabei verloren geht, 
darf es nicht ankommen.
	        
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