Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Bekannt ist, dass Rückfälle sehr leicht eintreten. Sehr selten ereignet 
es sich dagegen, dass die Krankheit für das ganze Leben bestehen bleibt. 
Tel »er das eigentliche Wesen des Veitstanzes wissen wir nichts, da wir bei 
der Untersuchung der Leichen von Kindern, die mit Veitstanz behaftet waren, 
absolut keine anatomischen Veränderungen finden. Die Aussichten bezüglich 
einer Heilung sind in den bei Kindern vorkommenden Fällen in der Regel 
gute. Als ein ungünstiges Zeichen pflegt man anhaltende Schlaflosigkeit zu 
betrachten. 
Die Behandlung muss in erster Linie eine möglichst ausgiebige Ruhe 
des Nervensystems im Auge haben. Man sorge aber zunächst dafür, dass das 
K'ud in einer Umgebung lebt, in der es nicht gereizt oder in irgend welcher 
Weise aufgeregt wird. Auch lasse man dasselbe viel schlafen. Ausserdem 
verbiete man aufs strengste alle Reizmittel, also vor allen Dingen Kaffee, 
Tnee, alkoholische Getränke und Gewürze. Auch ist es ratsam, selbst das 
Fleisch für einige Zeit auszuschliessen. Man ernähre das Kind vorzugsweise 
mit Milch, Brot und Butter, Obst und Gemüse. 
Ein Hauptgewicht ist zwar auf eine methodisch auszuführende Massage 
und Heilgymnastik und eine entsprechende Bäderbehandlung (Ganz und Drei 
viertelpackungen sowie tägliche Abwaschungen von 22—20° R.) zu legen. 
Auch soll sich das Kind so viel wie nur irgend möglich in frischer Luft umher 
tummeln. Mit gutem Erfolge ist in zahlreichen Fällen auch die Suggestions 
behandlung angewendet worden. 
Man setze den ganzen Apparat der naturgemässen Behandlung in 
Thätigkeit und man wird sich davon überzeugen, dass die Mühe, welche die 
Ausführung dieser Behandlung erfordert, mit den günstigsten Erfolgen 
belohnt wird. 
Gemeinsamkeits- Unternehmungen. 
Von Landgerichtsrat H. Kr ecke. 
II. 
Welchen Einfluss die Gern einSamkeits Verhältnisse auf die Gesundheit 
des Leibes ausüben, wie die Krankheit des einen auch den andern bedroht 
und Gefahr für die Gesamtheit bringt, das ist ja heute so ziemlich zum all 
gemeinen Verständnis gelangt, und die Einrichtungen der Volkshygiene 
geben Kunde davon, dass man dieser Erkenntnis gemäss gemeinsame Vor 
kehrungen zu treffen sucht. Die Leser wissen aber auch, wie unendlich 
viel hier noch zu thun bleibt, \yie der Gemeinsamkeitssinn noch wachsen 
muss, ehe hier Zustände erreicht werden, die den natürlichen Lebens 
gesetzen und der nach Uebereinstimmung mit ihnen strebenden Vernunft 
entsprechen. Auf dieses Gebiet bezieht sich ja vor allem die Thätigkeit der 
Naturheil vereine. Auch hat ihre Organisation bereits hinlänglich bewiesen, 
welche Erfolge der vereinten Kraft möglich sind. Es kann aber ebenso 
wenig zweifelhaft sein, dass an dem nötigsten noch sehr viel gebricht, und 
dass neue Wege eingeschlagen und neue Hilfsmittel angewendet werden 
müssen, um zu dem dringend geforderten besseren Zustande allgemeiner 
Volksgesundheit zu gelängen. Nicht alles kann mit einem Male erreicht 
werden; wie überall im Organischen ist auch hier von kleinen Anfängen 
auszugehen. Der bereits in der Verwirklichung begriffene Plan genossen 
schaftlicher Kranken- und Heilanstalten ist ein solcher Anfang. Aber auch 
hier darf die weitere Gemeinsamkeit nicht aus den Augen gelassen werden; 
während bei sektiererischer Abschliessung die Gefahr des Verdorrens droht, 
fliessen bei einer föderalistischen Vereinigung mehrerer Unternehmungen 
jedem einzelnen wechselseitig die mithelfenden Unterstützungen zu. Im 
Mittelpunkte sollte auch hier die Erwerbsgenossenschaft stehen, die für die 
zunächst notwendigen materiellen Mittel sorgt. Auch dafür kann die Kolonie
	        
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