Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Früchteesser, sind sie doch auch grosse Liebhaber von Eiern und Kerbtieren 
aller Art, wodurch sie ja einen etwaigen Ausfall von Eiweiss leicht decken 
können. 
Zum Schluss wollen wir noch kurz den Kostenpunkt in Betracht ziehen. 
Eine Berechnung der oben angegebenen Zusammenstellung von Früchten als 
Tagesbedarf ergiebt nach mittleren Detailpreisen 1 Mk. 30 Pf. Würden statt 
der Mandeln Wal- oder Haselnüsse eingesetzt, so würde sich der Preis etwas 
vermindern, gleichzeitig aber auch der Gehalt an Eiweiss sinken. Danach 
würden also 1000 Wärme-Einheiten mit 50 bis 40 Pf. bezahlt werden müssen. 
Dagegen kosten 1000 Wärme-Einheiten in Kartoffeln und Schwarzbrot 
nur 10 Pf., bei Weizenbrot, Erbsen und Bohnen 13 Pf., bei Beis 17 Pf., bei 
Linsen und Graupen 20 Pf., bei Hafermehl, Maccaroni und Sago 23 Pf. Die 
Fruchtkost ist also gegenüber der Stärkemehlkost zwei- bis viermal teurer, 
was beim schwer arbeitenden Mann um so schwerer ins Gewicht fällt, als er 
bis zu 5000 Wärme-Einheiten nötig hat. 
Die tierische Nahrung ist dagegen wieder doppelt so teuer als die 
Früchtekost und zwar kosten 1000 Wärme-Einheiten bei Milch und Käse 50 Pf., 
bei Eiern 80 Pf., bei magerem Fleisch 1 Mk. 40 Pf. 
Die gemischte Kost steht dem Preise nach selbstverständlich zwischen 
der Stärkemehlkost (Getreide und Hülsenfrüchte mit Blatt und Wurzelgemüsen 
als Zusatz zur Deckung des Nährsalzbedarfs) und der animalen Kost (Fleisch 
und Tierprodukte) und kann teurer oder billiger sein als die Früchtekost 
(Baumfrüchte), je nachdem die animalen Nahrungsmittel mehr oder weniger 
darin vertreten sind. 
Wenn somit die Früchtekost mit sehr niedern Erwerbs Verhältnissen nicht 
so leicht in Einklang gebracht werden kann, so könnte sich doch namentlich 
der städtische Arbeiter, der die reine, frische Luft, das belebende Sonnenlicht 
und den erhebenden Umgang mit der Natur so sehr entbehren muss (Dinge, 
die zum Wohlbefinden des Menschen ebenso nötig sind wie das tägliche Brot), 
wenigstens an einem Tage der Woche die Vorteile der Früchtekost womöglich 
in Verbindung mit diesen Dingen gönnen. Wenn er an schönen Sonntagen 
in der Morgenfrühe, mit dem nötigen Vorrat von Früchten versehen (also un 
abhängig von Wirtshaus und Küche) hinauszieht in Wald und Flur, sich im 
Waldesschatten oder am sonnigen Kain oder am frischen Quell lagert, im 
heitern Verkehr mit seiner Familie oder gleichgesinnten Genossen oder einem 
stillen, stets bereiten und nie lästig werdenden Freunde — einem guten Buche 
— den Tag verbringt, so wird er an Geist und Körper neu belebt 
lind erquickt abends nach Hause zurückkehren und — statt mit schwerem 
Kopfe, mattem Körper und leerem Beutel, wenn er seinen kärglichen Lohn in 
rauchiger Wirtshausluft für Bier u. s. w. ausgegeben — mit heiterem Sinn und 
frischer Kraft die Arbeitswoche beginnen. 
Impffrage. 
Der Impfgegner-Kongress in Berlin. 
Am 24. und 25. September tagte der vom Bunde der Impfgegner ein- 
berufene Kongress im grossen Saale des Architektenhauses in Berlin. Es 
waren 241 Delegierte erschienen, darunter 38 Aerzte. Mit einer markigen An 
sprache eröffnete der Vorsitzende Herr Prof. Dr. Paul Förster den Kongress 
und nachdem die üblichen Begrüssungsworte ausgetauscht worden waren, 
kamen die von General Phelps-London und Dr. Boueher-St,, Servan ein 
gesandten Vorträge zur Verlesung, da die beiden Herren am persönlichen 
Erscheinen verhindert waren. Hierauf nahm Herr Dr. med. Jezek-Krüger- 
Prag das Wort zu seinem Vortrage über den „Ursprung der Pocken, die 
Lehre von der Schutzimpfung und das Wesen der Pockenkrankheit“. Nach
	        
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