Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

Der 
Naturarzt 
Zeitschrift 
des 
Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege 
und arzneilose Heilweise. 
No. II. Berlin, November 1899. 27. Jahrg. 
Um genaue Beachtung der auf dem Titelblatt angegebenen Adressen wird dringend gebeten. 
Aus Wissenschaft und Leben. 
Gemeinsamkeits-Unternehmungen. 
Von H. Krecke. 
Jede höhere Weltanschauung und die ihr entsprechende praktische 
"Lebensführung beschränkt ihren Einfluss nicht auf den Einzelnen, sondern 
weist jeden ihrer Anhänger mit Nachdruck darauf hin, dass der Einzelne 
nur als Glied höherer Gemeinschaften, der Menscheit, der organischen Lebe 
welt, der gesamten Natur, die ihm zur Erreichung möglicher Vollkommen 
heit gestellte Aufgabe erfüllen kann. Die Bedeutung einer wahren Lebens 
lehre besteht nicht darin allein, sich in sie innerlich zu versenken, sie ist 
keine Anweisung, für sich allein gesundes Lebens^glück zu erlangen: sie 
stellt die Eorderung, dem auf das Gesamtwohl alles Lebenden und auf die 
harmonische Schönheit der ganzen Natur gerichteten Weltzwecke sich als 
thätiger Diener einzuordnen, um mit dieser freiwilligen Mitwirkung bei dem 
^gesetzten Zwecke die Befriedigung seiner edlen und dauernden Wert be 
sitzenden Bestrebungen zu erlangen. Die wahre Lebenslehre ist mit einem 
Worte sozial in dem allerweitesten Sinne, sie erstrebt vor allem die 
menschliche Gemeinschaft, dann weiter die Gemeinschaft alles Lebenden, 
schliesslich die Gemeinschaft der gesamten Welt. Sie tritt dem Kampf und 
Streit, der unter den Einzelwesen herrscht, entgegen, zeigt ihre Interessen 
übereinstimmung und sucht an Stelle des trennenden Hasses durch ver 
einigende Liebe für alle Einzelwesen einen höheren Zustand überein 
stimmenden Glücks zu schaffen. Sie verschliesst sich nicht in der Innerlich 
keit des Gemüts und in der Unbewegtheit des Denkens: genährt an diesen 
•Quellen menschlicher Erkenntnis bricht sie hervor wie ein sprudelnder 
Bergbach, nach aussen hin ganz vorwärtsstürmender Thatwille. 
Solchem Ideal kann die Ausführung bei der Beschränktheit alles 
Werdenden nur unvollkommen entsprechen; die Einsicht aber in die zeitige 
Unvollkommenheit muss seine Anhänger notwendig* anspornen, das Voll 
kommene zu verwirklichen. Es kann nicht geleugnet werden, dass in der 
Natur die Vollkommenheit zur Zeit noch nicht verwirklicht ist. Was aber 
die Bekenner und Verkünder der freiwilligen Unterwerfung unter das Natur 
gesetz behaupten, dass aus dieser treuen Hingabe an die Allerhalterin 
höchste Lebensfülle in folgerichtiger Entwicklung hervorquelle, das ist eine 
Wahrheit, die trotz allem finsteren Asketentum ewig jugendfrisch ihre un 
zerstörbare Lebenskraft offenbaren wird. Nur auf unsere Treue kommt es 
an, ob der klare Quell rein dahinfliesst oder durch unser verkehrtes wider 
natürliches Handeln getrübt wird. Wir ja sind ein Teil der Natur; unserer
	        
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