Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Heilberiehte. 
Ein Fall von hochgradiger Bauchwassersucht mit Lungen 
schwindsucht durch Naturheiikunde geheilt. 
Von Dr. Wirz-Kaisersesch. 
Die Natur hat in sich selbst ihrem Wesen nach das Bestreben, zu 
heilen; falls sie nur einigermassen von kunstgeübtei* Hand in die richtigen 
Bahnen gelenkt wird, dass sie ihren Gesetzen nach zum Nutzen des Orga 
nismus wirken kann, leistet sie oft Wunderbares. Aber der richtige Weg 
muss ihr gezeigt werden, es sind geringfügige Winke, auf welche sie schon 
hört, ohne diese leistet sie aber nichts. Je jünger das Individuum, desto 
kräftiger, desto ausgesprochener zeigt sich diese Tendenz, Krankhaftes zu 
heilen, Störungen zu beseitigen. Dieses sehen wir oft in der Kinderwelt. 
Tief in der Ernährung heruntergekommene Kinder erholen sich unglaublich 
schon nach einer täglichen Waschung, einem täglichen kalten oder warmen 
Bade. Diese Vitalkraft nimmt mit dem Alter ab, obwohl sie sich noch im 
höchsten Alter bei unheilbaren Prozessen zeigt. So zeigt beim siebenzig- 
jährigen Manne der Hautkrebs noch die Tendenz zur Heilung. Obwohl bei 
ihm jener auf lodernde Trieb zum Leben schon dem Verschwinden nahe ist, 
so zeigt sich doch noch hier und da ein Aufleuchten desselben. Mit welch 
geringen Mitteln nun die Naturheilkunde einen völlig siechen Organismus 
nach und nach in einen gesunden, lebenskräftigen umzuwandeln vermag, 
möge folgender Fall beleuchten. 
Es handelt sich um einen 12jährigen Knaben J. B. aus M., welcher 
während des Spiels von einem anderen Knaben mit einem schweren Steine 
in die linke Seite geworfen worden war. Er fiel bewusstlos zusammen; als 
man ihn aufgehoben, zeigte er hochgradige Atemnot. Er musste vier Wochen 
das Bett hüten. 
Der vorher ganz gesunde Knabe zeigte von nun an alle Kennzeichen 
eines täglich zunehmenden Siechtums. Es stellte sich hochgradige Bauch 
wassersucht ein, die Lunge hatte alle Anzeichen von Lungenschwindsucht. 
Nachdem er sich so, ohne Zeichen von Besserung zu zeigen, zwei Jahre 
hingeschleppt hatte (zweimal war ihm schon von ärztlicher Seite wegen der 
grossen Atembeschwerden das Wasser durch Stich abgelassen worden), kam 
er in meine Behandlung. 
Der Leibesumfang war ein ungeheurer geworden, ich entleerte des 
halb das Wasser aus der Bauchhöhle durch Stich. Es kamen mehrere 
Eimer Flüssigkeit zum Vorschein. 
Ich ermahnte die Eltern, doch endlich etwas für den Knaben zu 
thun. Nach langem Zureden, da doch alles vergeblich sei, konnten sie 
endlich dazu gebracht werden, mit dem Knaben eine Kaltwasserkur in 
rationeller Weise vorzunehmen. Nach genauer Untersuchung hatte ich fest 
gestellt, dass die linke Seite total geschrumpft und eine Verwachsung der 
Rippenfellblätter eingetreten war. Die linke Seite war 6 cm an Umfang 
gegen die rechte zurückgeblieben. Da, wo der Stein aufgefallen war, war 
die Verdichtung am stärksten, hier klagte der Kleine am meisten über 
Schmerzen. Ich konstatierte Lungenschwindsucht, welche schon in das 
zweite Stadium getreten war. 
Nach der Punktion des Wassers war der Leberrand sehr genau in' 
seinem ganzen Umfange abzutasten; er zeigte sich intensiv schmerzhaft. 
Es handelte sich also vermutlicher Weise um eine Bauchwassersucht, welche 
ihre Ursachen in krankhaften Prozessen der Leber hatte. Ich erklärte mir 
die Reihenfolge der aufeinander wirkenden Schädlichkeiten* folgendermassen: 
Ein Stein hatte die linke Rückenseite stark gequetscht und zur Verwachsung 
der Brustfellblätter geführt. Die Narbenbildung ergriff auch andere Partien
	        
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