Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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der Ablagerungen zu erwirken, werden auch während der Nacht zerteilende 
und auflösende Kompressen um die gekrümmten Teile gelegt. Der Apparat, 
welcher bereits in Kreisen von Sachverständigen die günstigste Beurteilung 
erfahren hat, wird bei allen denjenigen Leiden mit bestem Erfolge an- 
gewendet, wo es sich um Ausdehnung krankhaft gebogener und in 
unwillkürlicher Beugung gehaltener Glieder handelt oder wo krankhafte 
Muskelzusammenziehung vorhanden ist, welche das Glied in beständiger 
Beugung erhält. In denjenigen Fällen, wo es sich um unvollkommene 
Ausdehnung eines Gliedes handelt, welche durch krankhafte Affektionen 
der Gelenke verursacht wird, wendet man neben dem Apparat noch 
andere Heilfaktoren, wie Massagen, Packungen etc. an. Der Apparat bestellt 
aus einem 22 cm breiten, 55 cm langem, 80 cm hohem, im Innern mit Zink 
blech ausgeschlagenen Holzkasten, welcher an den beiden Breitseiten bis zur 
Höhe von 48 cm geschlossen ist. Zwischen den beiden freistehenden Längs 
seiten befindet sich an der einen Seite ein fest angemachtes, aber drehbares 
Polster mit eiserner Unterlage, an der anderen Seite ein sehr bewegliches und 
verstellbares Polster, ebenfalls mit eiserner Unterlage. Im Innern des Apparates 
befindet sich eine Eisenwelle, an welcher 2 Kiemen mit Polster und King sind. 
An der einen äusseren Längsseite befindet sich ein vernickeltes Zahnfad mit 
Kurbel und Klinke, sowie ein Ziffernblatt mit 320 Millimeterstrichen. Die 
Verlängerung der Kurbel mündet im Innern des Apparates in eine kleine 
Welle mit Kad aus, welches in das grosse Kad der Welle eingreift. Die eine 
untere Hälfte der einen Längsseite ist zum Oeffnen eingerichtet und dient zur 
Aufnahme des Dampftopfes. Weder Gewalt noch Druck darf stattfinden. 
— „Durch Vorträge über Naturheilkunde wird das Publikum auf Abwege 
geführt“; diese Behauptung hatte Bürgermeister Palleske in Höchst a. M. 
gelegentlich einer Debatte über den Spielplatz des dortigen Naturheil Vereins 
aufgestellt. Der Vorstand des Vereins hat daraufhin das Stadtoberhaupt in 
einer längeren Erklärung über die Ziele und Bestrebungen des Vereins belehrt 
und heisst es im Schlusssatz sehr bezeichnend: „In allen Kreisen unserer 
Bürgerschaft, welchem die Thätigkeit unseres Vereins aus eigener Wahr 
nehmung bekannt ist, ist man — gelinde gesagt — sehr erstaunt darüber, 
dass von einer Stelle aus, die unsere Bestrebungen nur vom Hörensagen 
kennt, ein so hartes und — wie wir gesehen haben — durchaus ungerechtes 
Urteil ausgesprochen worden ist.“ 
— Einen zweiten Arzt wird der Verein Bremerhaven zum Herbst erhalten. 
Dr. v. Oiste, seit einigen Jahren schon in Geestemünde als Arzt tliätig, hat 
sich zum Studium der Hydrotherapie nach Wien zu Prof. Winternitz begeben. 
Er gedenkt dann u. a. noch ein Sanatorium Deutschlands zu besuchen und wird 
nach Beendigung seiner Studien nach Geestemünde zurückkehren. 
— Eine Naturheilanstalt in Ilidze (Bosnien) ist unter Leitung des Arztes 
Dr. von Coltelli am 1. Juli eröffnet worden. 
— Ein Hallenschwimmbad soll nunmehr auch in Posen errichtet werden, 
nachdem Breslau mit gutem Beispiele vorangegangen ist. 
— Der Neue Naturheiiverein in Hannover (Vorsitzender E. Jacoby) giebt 
ein Mitteilungsblatt heraus, welches allen Mitgliedern kostenfrei zugestellt wird. 
Die Kedaktion dieses Blattes ist nunmehr von Herrn Lehrer H. Kingelmann 
übernommen worden und möchten wir auf den vorzüglichen Programmartikel 
des neuen Schriftleiters in der No. 5 des genannten Blattes weitere Kreise 
aufmerksam machen. 
— Verurteilt wegen Beleidigung der braven Stadtväter von Löbau i. S. 
wurde der Kedakteur P. Heide mann, weil er im „Vegetarischen Vorwärts“ 
die bekannte „Serum-Einspritzungs-Verfügung“ des Stadtrats von Löbau als 
eine „lächerliche“ und als den „Gipfel der Missachtung der persönlichen Frei 
heit“ bezeichnete. Hoffentlich wird Herr Heidemann „die Schande“ überleben.
	        
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