Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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»diese nicht Aerzte mäkeln, wir dürfen uns nicht entgegenarbeiten, sondern 
müssen uns gegenseitig unterstützen, massvoll, aussichtsvoll! Nur dann kann 
etwas Erspriessliches erreicht werden! Stets aber wird der Lehrer den Schwer 
punkt bilden, um den sich die Schulgesundheitspflege und ihre praktische Aus 
führbarkeit und Ausführung dreht. Diese wichtige, vielgestaltige Frage kann 
nicht von oben und aussen her gelöst werden, wenn nicht der Vertreter der 
Schule willig, hilfsbereit, pflichtgetreu alle Fäden ergreift, welche ihm die 
Hygiene reicht, Verständnis-, rücksichts-, einsichts- und aussichtsvoll, mit 
‘Geschick und Thatkraft das Gewirr ab wickelt und löst, in welches jene Fäden 
zusammenlaufen. Niemandem nützen wir, wenn wir die körperlichen und 
.geistigen Schäden, welche den Schülern drohen, aufdecken, ebensowenig nützen 
wir, wenn wir die körperlich und geistig Gebrechlichen namhaft machen, wenn 
nicht der Lehrer jene Gefahren stündlich vor Augen hat, sie eindämmt, ab 
schwächt und beseitigt, die körperlich und geistig Bedrängten leistungsfähiger, 
zugänglicher und lernfreudiger macht. Ein guter Lehrer bildet innerhalb und 
ausserhalb der Schule den Lichtpunkt, von welchem alle edlen Eigenschaften 
der Jugend, der Gesellschaft, des Volks ausstrahlen, der alles Gesunde, alles 
geistige, sittliche Leben hebt, hält, lenkt. Körperliches, Geistiges, Sittliches 
aind untrennbar. 
Schulbauten und Schuleinrichtungen. 
Wer die gegenwärtigen Schulen in Bezug auf Wahl und Grösse des 
Bauplatzes, der Umgebung, Baumverteilung, Höhe und Tiefe der Unterrichts 
räume, Heizung und Lüftung, Beleuchtung, innere und äussere Zubehörungen 
des Schulhauses vergleicht mit den Zuständen vor etwa fünfzig Jahren, wird 
staunen über alles Bequeme, Nutzbare, Gute, was hier die Hygiene geschaffen 
hat. Diese Fortschritte sind meist ärztlichem Einfluss, sachverständiger Bei 
hilfe zu verdanken. Schulärzte, beamtete Aerzte können auf diesem Felde 
gedeihlich wirken. 
Schulbetrieb. 
Was den Betrieb der Schule, die eigentliche Domäne des Lehrers betrifft, 
■so kann nur dieser als ständiger Zeuge der GesundheitsVerhältnisse der Kinder 
und deren körperlicher und geistiger Entwickelung, diese überwachen und wird 
bei der Erfüllung dieser Aufgabe sachkundige Ratschläge gewiss gerne ent 
gegennehmen. Die Forderung von Schulärzten zeigt aber, dass unser modernes 
Kulturleben grosse Gefahren, sowie allenthalben, auch in die Schule getragen 
hat, deren Beseitigung durch eine Erteilung des Unterrichtes nach den An 
forderungen der Natur anzustreben ist. 
Der Unterricht nach den Anforderungen der Natur. 
Wir erstreben mit vielen namhaften Pädagogen und Aerzten ein gesundes 
Erziehungs- und Unterrichtsverfahren nach den Forderungen der Natur und 
haben uns über die Besonderheiten dieser Neuerung bereits im vorigen Beitrag 
unter Namhaftmachung der ganzen Litteratur ausgesprochen. Die Klagen be 
treffend Ueberbiirdung, Abnahme der Leistungsfähigkeit *) über sog. Schul 
kinderkrankheiten werden verstummen, wenn man den Unterricht nach diesem 
Programm, soweit als gangbar, mehr in die Natur verlegt. Der Anschauungs 
unterricht daselbst fördert gewiss mehr als tote Tafeln und Bilder. Wo bietet 
sich günstigere Gelegenheit zur Erlernung der lebenden Sprachen, als in der 
lebendigen Natur? Kein Unterricht begegnet wohl so grossen Schwierigkeiten, 
als der der Religion. Die Natur ist auch hier die beste Lehrmeisterin. Ich 
schliesse diese Betrachtung mit dem Ausspruch, welcher dieselbe wie ein roter 
Faden durchzieht: Eine hygienisch gut veranlagte Schule, hygienisch 
hinreichend vorgebildete Lehrer machen den Schularzt entbehrlich! 
Aber woher diese Kenntnisse nehmen? Ueber diese Frage giebt Leo Burger 
*) Man vergl. die neuesten Mitteilungen der Art in der hochinteressanten 
«»Festschrift der XI. Generalversammlung des Allgemeinen Sächs. Lehrervereins“,
	        
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