Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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Heilberichte. 
Eingeklemmter Bruch geheilt. 
Mitgeteilt von F. Anckerstein, gepr. Naturheilkundiger, Hamburg, St. Pauli. 
Am 18. Mai 1898 kam der Fulirwerksbesitzer F. aus Altona in meine 
Sprechstunde und bat mich, doch sofort mit ihm in seine Wohnung zu kommen, 
da seine Frau sehr schwer erkrankt und von den drei behandelnden allo 
pathischen Herren Aerzten (worunter ein tüchtiger Chirurg) aufgegeben sei 
Die Aerzte hatten einen eingeklemmten Bruch konstatiert. Bei meinem Besuche 
fand ich die Kranke in einem jammervollen Zustande, da schon volle 12 Stunden 
fast ununterbrochen Erbrechen (Koterbrechen) stattgefunden hatte. Die 
Patientin war infolgedessen so schwach, dass der Chirurg nicht mehr zu eine]* 
Operation schreiten wollte, da er befürchtete, die Frau wurde diese nicht über 
stellen können. Auf Befragen erfuhr ich, dass die Frau beim Aufstecken von 
Gardinen vom Stuhl gefallen sei; beim Erheben habe sie das Gefühl gehabt, 
als wenn im Unterleibe etwas weggefallen sei; gleich darauf hätten sich in 
der linken Seite des Unterleibes heftige Schmerzen eingestellt, die anfangs von 
Immer stärker werdenden Blähungen begleitet waren und schliesslich in Er 
brechen übergingen. 
Die Untersuchung ergab einen linksseitigen eingeklemmten Schenkelbruch 
in der Grösse eines Hühnereies, sowie eine hochgradige Erschlaffung der 
Bauchdecken. (Die Patientin war Mutter von 7 Kindern und hatte 4 Fehl 
geburten überstanden.) 
Die Patientin musste Rückenlage einnehmen, so dass der Steiss und die 
Beine etwas höher als der Oberkörper gelagert waren und liess ich auch die 
Kniee anziehen; dann gab ich eine Stunde lang heisse Dampfkompressen auf 
den Unterleib mit einer Extrakompresse auf den eingeklemmten Bruch im 
Wechsel von 10 Minuten, worauf die Schmerzen und das Erbrechen aufhörten. 
In der Zwischenzeit beim Wechseln der Dampfkompressen versuchte ich, durch 
vorsichtiges Kneten der Geschwulst ein allmähliches Zurücktreten oder Hinein 
schieben derselben in die Bruchpforte zu ermöglichen, was mir aber nicht 
gelang, worauf ich ein Rumpfbad von 30° R., 20 Minuten lang, verabfolgte, 
wobei ebenfalls eine leichte Knetung der Geschwulst vorgenommen wurde. Da 
der Bruch auch im Bad nicht zurückging und das Erbrechen sich wieder ein 
stellte, liess ich die Patientin eine Knie- und Ellenbogenlage einnehmen, was 
wegen der grossen Schwäche ziemliche Schwierigkeiten verursachte. Ich liess 
nun der Patientin ein Klystier von 2 Liter Wasser 24° R. verabreichen, 
wobei ich ebenfalls beim Einlauf die leichten Knetungen förtsetzte. 
Kaum war das Klystier gereicht worden, als man ein Kollern im Leibe 
vernahm, zu gleicher Zeit verschwand die Geschwulst und konnte ich nunmehr 
konstatieren, dass der Bruch zurückgetreten sei. 
Nun liess ich die Patientin ins Bett bringen, worauf ich Leibumschläge 
von 16° R. mit zweistündigem Wechsel verordnete. Beim Wechseln fand eine 
Abwaschung des Unterleibes, namentlich der Bruchstelle mit 14° R. Wasser 
statt. Nach Verlauf von 8 Tagen nahm ich täglich eine leichte Massage der 
Bruchstelle vor; innerhalb 3 Wochen war die Bruchpforte ausgeheilt. Nach 
-einer weiteren Behandlung, bestehend in morgendlichen Abwaschungen des ganzen 
Körpers mit 16° R. Wasser und wöchentlich 3 Vollbädern (24° R.) von 10 Minuten 
Dauer, sowie Uebergiessungen von 20° R. erholte sich die Patienten vcn Tag 
zu Tag mehr. Nach Verlauf von 8 Wochen konnte die Frau ihren häuslichen 
Arbeiten wieder nachgehen. Nachdem ich nach einer Kur von 10 Wochen 
nochmals eine Untersuchung vornahm, war es mir nicht mehr möglich, die 
betreffende Stelle genau anzugeben, wo der Bruch herausgetreten war.
	        
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