Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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kennt, arbeitet vor allen Dingen nicht heimlich. Es ist keine Schande für 
Geld zu arbeiten, man sinkt nicht in der Achtung der Welt, wenn man 
offen und ungeniert arbeitet, wenn man eine Arbeit gut und gründlich 
macht. Nur keine Heimlichkeit, nur keine Halbheit in der Arbeit, was man 
erwählt, das thue man voll und ganz, dann kann man auch volle Löhne, volle 
Preise beanspruchen und braucht nicht mehr auf die Löhne der Arbeiterinnen 
zu drücken. 
Die Frauen müssen es endlich lernen, dass jede Arbeit ihres Lohnes 
wert ist und dass sie kein Hecht dazu haben, sich mit halben Löhnen zu 
begnügen. Sie schaden dadurch nicht allein sich, sondern der ganzen 
Frauenwelt. Hat es sich doch schon zum feststehenden nationalökonomischen 
Dictum herangebildet, die Frau sei bedürfnisloser als der Mann, sie brauche 
daher weniger zu beanspruchen, ein schlechter Lohn für ihre Entsagungs 
fähigkeit, aber eine Lehre dafür, dass die Frau nicht bedürfnislos sein darf,, 
sie schadet dadurch ihrem Geschlecht. 
Blutstauung im Unterleibe. 
Klara Muche. 
Als besonders interessantes Beispiel von Fehlwirkung kalter Sitzbäder 
ist folgender Fall zu berichten. Fr. K. litt infolge anstrengenden Stehens im 
Geschäft an starken Blutungen mit nachfolgender Schwäche, daneben an 
nervöser Reizbarkeit. Der als tüchtig und erfahren bekannte Naturarzt, 
welcher die Behandlung übernahm, hoffte, durch Beseitigung der Blutverluste 
auch der Nervosität Herr zu werden. Er verordnete zu diesem Zwecke ein 
tägliches kaltes Sitzbad von 10—20 Minuten, das der an fieberhafter Hitze 
leidenden Patientin sehr wohlthuend war und als es auch während der 
Periode fortgesetzt wurde, hatte es den überraschenden Erfolg, die Blutungen 
sofort zu mässigen und scheinbar zu regeln. 
Leider erfüllte sich die Hoffnung, damit auch die Nervosität zu be 
seitigen, nicht; im Gegenteil steigerte sich das Hitzegefühl im Rücken und 
Schmerz und stetes Pochen im Kreuz traten hinzu, was der Patientin den 
Schlaf störte. Um Ruhe vom Geschäftstreiben zu finden und ihre Nerven 
zu beruhigen, besuchte sie auf Anraten ihres Arztes unsere Anstalt. Leider 
brachten die verschiedenartigsten Beruhigungskuren nur immer auf Stunden 
Ruhe und Erleichterung. Mit Eintritt der Periode wurde der Zustand 
geradezu unerträglich und der Schlaf blieb fast ganz aus. 
Da die Periode wieder übermässig stark mit Fieberhitze auftrat, nahm 
Patientin auf ihre Bitte die bisher gewohnten kalten Sitzbäder, die ihr 
schon öfter geholfen hatten, mit gleichem Erfolg als bisher. — Auf unsere 
Ansicht hin, dass die Nervenzustände entschieden ihren Grund im Unter 
leibe haben müssten, liess sie sich untersuchen und ergab sich folgender 
Befund: Uterus hart, gross und nach rückwärts gezogen, sonst wohlgebildet, 
ohne krankhafte Erscheinungen. Unterhalb desselben die Kreuzgegend sehr 
heiss und geschwellt. 
Zur Unterstützung der Innerbehandlung bei Hebung des Uterus wurden 
Kreuzdämpfe, Leibbrausen vorn und die sonst üblichen Sitzbäder, Um 
schläge etc. gemacht. Bereits nach 14 Tagen überraschte uns Fr. K. mit 
der unangenehmen Nachricht, dass ihre Periode schon wieder da sei, wollte 
aber von einer Stillung des Blutes diesmal nichts wissen. Sie habe bei 
dem recht starken Blutverlust, wobei grössere Stücken geronnenen Blutes 
abgingen, das Gefühl grosser Erleichterung im Kreuz und Rücken. So 
wurden denn erst am dritten Tage milde Ableitungen vom Unterleibe vor 
genommen. Die Periode hörte darauf bald auf, aber die Erleichterung im 
Kreuz und Rücken war eine dauernde, sowie auch die nervöse Reizbarkeit 
zusehends schwand. Grosse Schwäche folgte zunächst nach dem Blutverlust.,
	        
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