Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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- Fingerspitze fühlbar wird. Nun folgen streichende, kreisende und drückende 
Bewegungen aller erreichbaren Drüsenteile, anfangs leicht, dann stärker 
werdend und gegen das Ende der Sitzung, die nicht länger als 3 Minuten 
dauern soll, wieder an Kraft abnehmend. In den meisten Fällen wird man 
fühlen, wie unter dieser Massagebehandlung das Gewebe der Prostata weicher 
und nachgiebiger wird, und der Patient fühlt oft schon nach der ersten 
-Sitzung eine Erleichterung seiner Beschwerden. 
Zur Atemhygiene. 
Die Zahl und Tiefe der Atembe wegungen übt auf die^ 
Ko hie n Säureausscheidung durch die Lungen einen grossen Einfluss 
aus. Mehrere Forscher haben diese Verhältnisse studiert (unter anderen Lossan 
unter Voits Leitung) und sind zu folgenden Resultaten gelangt: 
Macht man in der Zeiteinheit zahlreichere Atemzüge, und überlässt man 
dabei die Tiefe derselben ganz der Willkür und dem Bedürfnis, so nimmt 
das mit jedem Atemzuge geatmete Luftvolumen (Menge, Um 
fang) ab, die Menge des in gleicher Zeit produzierten Gasgemenges 
aber zu. Dabei wird der prozentige Kohlensäuregehalt der ausgeat 
meten Luft geringer, aber auch der absolute Wert der Kohlensäure sinkt, da 
die relative Kohlensäurequantität mehr abnimmt, als das produzierte 
Gesam11 uftvo 1 umen zunimmt. 
Durch die zahlreicheren und flachen Atmungen werden die unteren' 
Schichten der Lunge nicht so ausgiebig ventiliert als durch die tieferen, 
wenn auch selteneren Atemzüge. Die Folge der ersteren ist nicht nur 
ein Zurückhalten von Kohlensäure im Körper, sondern auch eine 
geringere Erzeugung derselben — durch Mangel an Sauerstoff; die der' 
letzteren umgekehrt eine stärkere Ausscheidung der schon vorhandenen 
Kohlensäure und eine vermehrte Bildung derselben. 
Wenn ein Atemmodus längere Zeit fortgesetzt werden soll, so muss mit 
einer bestimmten Frequenz zugleich eine ganz bestimmte Tiefe der 
Atmungen verbunden sein, und zwar wird bei einer gewissen Zahl der 
Züge nur diejenige Tiefe auf die Dauer ertragen, die auch eingehalten 
wurde, als man die Tiefe dem Bedürfnisse anheimstellte. Es findet sich 
also eine „Regulation im Körper, die unter gewöhnlichen Umständen für eine 
gewisse Zahl der Atmungen eine bestimmte Tiefe und für eine ge 
wisse Tiefe eine bestimmte Zahl derselben herbeiführt. 
Eine bei einer gewissen Frequenz von der normalen etwas weiter ab 
weichende Tiefe oder eine bei einer gewissen Tiefe von der normalen etwas 
weiter abweichende Frequenz ist für gewöhnlich wegen eintretender Dyspnoe^ 
(Schweratmen) oder der Unmöglichkeit, in der betreffenden Zeit ein so grosses 
Luftvolumen zu wechseln, nur kurze Zeit ausführbar, jedoch bestätigt sich hier 
der bekanntlich von Vierordt ausgesprochene Satz: dass bei grösserer Zahl 
und gleicher Tiefe der Atemzüge oder bei grösserer Tiefe und gleicher Zahl 
relativ weniger und absolut mehr Kohlensäure ausgescliieden wird. 
Wird durch wechselnde Anzahl und Tiefe der Atmungen das gleiche 
Luftquantum ausgeatmet, so ist doch die Menge der gelieferten Kohlen 
säure nicht gleich; ist dasselbe Luftquantum durch tiefere Züge erzeugt 
worden, so tritt mehr Kohlensäure auf, als wenn es durch zahlreichere- 
Züge geatmet worden ist. 
Die prozentige Kohlensäuremenge steht nicht im Verhältnis zur- 
absoluten; es kann bei mehr Kohlensäure in hundert Teilen Atemluft 
im ganzen doch ansehnlich weniger entfernt werden und umgekehrt.
	        
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