Volltext: Der Naturarzt 1899 (1899)

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wurden sowohl Ganzdampf als Heissluftbad recht gut vertragen und stets 
zur Ableitung vom Unterleibe mit kalter Leib- und T-Binde genommen. 
Darauf folgte entweder noch ein iy 2 stündiger Ganzwickel oder sofort Halb 
bad und Guss. Audi die tägliche Ganzmassage mit Ausschluss des Unter 
leibes, sowie Armgymnastik in sitzender und liegender Stellung unterstützten 
die Ableitung. Zur weiteren Kräftigung des Unterleibes diente tägliches 
Bergsteigen. Trat durch Ermüdung Kreuzschmerz ein, so wurde zur Be 
ruhigung der Nerven ein Sitzbad von 26° bis 10 Minuten nach dem Spazier 
gang genommen oder kühle Kückenkompressen. 
Der Schwerpunkt der örtlichen Behandlung lag in der Innermassage, 
welche eine Stärkung der Mutterbänder, Entlastung des Mutterkörpers und 
Hebung des Tumors anstrebte, damit derselbe in einer Lage verharre, wo 
er weder Blase noch Darm noch grössere Gefässe oder Nerven drückt. 
Jedesmal folgte der Massage entsprechende Widerstandsgymnastik. Die 
Schlaffheit der Scheide wurde durch Einführung kühler, feuchter Watte 
bausche (Tampon) erfolgreich bekämpft. Sonst wurden abwechselnd kalte 
Leib- und Kreuzbrausen, auch scharfe Anbrausungen der einzelnen Mutter 
bandgegenden, 26° Sitzbäder mit nachfolgenden Schenkelbrausen und andere 
den Leib kräftigende Kuren angewendet. 
Während der Periode blieb Patientin im Bett, bekam früh und abends 
kalte Arm- und Beinwaschungen, am vierten Tage 22° Wechselkompressen 
auf die Beckengegend mit Wadenpackung und Wärmflasche an den Füssen. 
Das Resultat der • 12 wöchentlichen Kur war normaler, ja sogar ver 
zögerter (4V 2 Woche) Eintritt der Periode, diese sehr mässig und ohne Be 
schwerden. Der früher sehr gestörte Stuhlgang wurde regelmässig. Patientin be 
richtet, dass noch bis heut — nach zwei Jahren — keine Wiederholung der 
Kur nötig gewesen sei. Sie verträgt das Reisen, kann andauernd laufen, 
selbst Wagenfahrten bringen keine erheblichen Beschwerden. Nach grösseren 
Anstrengungen genügen einige laue Sitzbäder oder nächtliche Leibwickel, 
um das frühere Wohlsein wieder herzustellen. Patientin setzt aber tägliche 
kalte Leib- und Rückenwaschungen, die Widerstandsgymnastik und ein bis 
zwei Tage Bettruhe während der Periode fort. 
Frauenerwerb in Deutschland und in Amerika. 
Von Frau Dr. Eliza Ichenhaeuser-Berlin N.W. 23. 
Nachdruck verboten. 
Je heftiger der Kampf ums Dasein tobt, je mehr die Frauen in ihn 
mit hineingerissen werden, desto klarer erkennt man auch in Deutschland 
die Notwendigkeit, die Frau für diesen Kampf auszurüsten. Nach und nach 
senken sich die Wälle, die gegen bürgerliche Frauenarbeit in unübersteig- 
barer Höhe errichtet schienen, noch immer aber versperren sie der Frau 
das Gebiet, wo die besser bezahlte und die angesehenere, die privilegierte 
Arbeit anfängt; da sind sie fast noch ebenso hoch und scheinen noch fast 
ebenso unüberwindlich, wie ehedem, und sobald diese Grenze berührt wird, 
beginnt wieder die Debatte über die Notwendigkeit des Frauenerwerbs und 
die Fähigkeit der Frauen zum Erwerb, als wären beide nicht längst erwiesen. 
Viel haben daran — wir können ihnen diesen Vorwurf leider nicht 
ersparen — unsere Frauen und Mädchen selbst schuld. Zu zaghaft gehen 
sie vor, mit viel zu wenig Selbstvertrauen, mit viel zu wenig Wagemut. 
Gelingt es ihnen z. B. in einem kaufmännischen Beruf eine kleine Stelle 
zu erhalten, so glauben sie sich berechtigt, nunmehr auf ihren Lorbeeren 
auszuruhen, weder nach Weiterausbildung noch nachVervollkommnung selbst in 
ihrem Departement zu streben, sondern schablonenmässig ihre Stellung aus 
zufüllen Ibis — zu ihrer Verheiratung oder bis an ihr Lebensende. Eine 
Stütze der Hausfrau wird in Deutschland ihr Lebtag nicht selbständig, 
sondern bleibt, stets nur eine „Stütze“. Ein weiblicher Kommis avanciert
	        
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