Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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zu eng lind zu hoch ist, sie erdulden aber ruhig die durch solche Blutstauung 
entstehenden Kopfschmerzen, nur um modern zu erscheinen. 
Strumpfbänder zu tragen ist schädlich, weil dadurch die Venen, welche 
von den Füssen aufwärts zum Herzen gehen, gedrückt werden, so dass das 
Blut in ihnen staut und sich nicht so leicht fortbewegen kann. Die Venen 
werden infolgedessen erschlafft, erweitern sich allmählich und treten als sicht 
bare Verzweigungen, nicht nur als feine Aederchen, sondern oft als dicke wurm 
förmige Gebilde auf der äusseren Haut an den Beinen hervor. Durch Druck, 
Stoss und Ueberanstrengung können sie zum Platzen kommen und starke 
Blutungen hervorrufen, oder es können sich Entzündungen bilden, welche zu 
Geschwüren ausarten, die sogenannten „offenen Beine“, eins der lästigsten Be 
schwerden bei Erauen in den mittleren Jahren. Am besten sind die Strumpf 
halter, die von den Hüften heruntergehen und am Strumpf befestigt werden, 
oder man" trage die Strümpfe so hoch übers Knie, dass sie sich selbst halten 
und man gar keiner Strumpfbänder bedarf. 
Wie oft verunstalten die Mütter ihre kleinen Lieblinge zur Karrikatur 
durch die moderne Kopfbedeckung. Stelle man sich folgendes Bild vor Augen: 
Die Beine halbnackt, bedeckt mit kurzen Wadenstrümpfen und den Kopf ver 
hüllt vom Hacken bis über die Augen von einem unsagbaren Gemisch von 
Seide, Spitzen etc. Oft sucht man vergebens das Gesicht des Kindes zu er 
kennen, so tief steckt es darin. Das Kind kann selbstverständlich auch nicht 
gut sehen, weil die Augen von der Hutausstattung zum Teil bedeckt sind, und 
wird die Sehkraft dadurch gestört. Die Hüte sind auch grösstenteils mit Seide 
gefüttert, so dass das Kind bei jeder Bewegung das Bauschen davon dicht vor 
den Ohren hat, was nicht angenehm ist und solch kleines Wesen auch schon 
nervös machen kann. Das alte Spriichwort, „Kopf kalt und Eüsse warm, macht 
den grössten Doktor arm,“ scheinen die modernen Mütter ganz vergessen zu 
haben. Ihrer eigenen Eitelkeit zuliebe wird das Kind so heraus staffiert, und 
frägt man oftmals, ob jenen Erauen nicht alles gesunde Denken verloren ge 
gangen ist. Liete Cornelius. 
—31 Impf-Frage. §fr— 
Die neueste Impfdebatte. 
In der Sitzung des Beichstages am 28. Januar wurde bei dem Kapitel 
„Gesundheitsamt“ vom sozialdemokratischen Abgeordneten Beisshaus- 
Erfurt (Mitglied des Impfgegner-Bundes) die Anfrage gestellt, wie weit denn 
die Untersuchungen des Gesundheitsamtes über die Schäden des Impfzwanges 
gediehen seien. 
Staatssekretär Graf Posadowsky-Wehner erklärte, der Impfzwang an 
sich scheine in keiner Weise alteriert. Die Begierung beabsichtige 
aber, eine Kommission zu berufen zur Beratung von Mass 
nahmen gegen Impfschäden. In diese Kommission sollen 
auch Impfgegner berufen werden. — Ueber den Wert der % Impfung 
seien die Begierungen nur einer Meinung. Siehabe sich auch im Auslande bewährt. 
Abgeordneter Dr. med. Kruse wies auf das Znrückgehen der Pocken 
krankheit in allen Ländern mit Impfzwang hin und meinte, dieser Bückgang 
beweise doch, dass derselbe segensreich gewesen sei. 
Abgeordneter Beisshaus betonte demgegenüber, die einzige Lösung 
der Impffrage liege in der Aufhebung des Impfzwanges. — 
Die Lnpfgegner werden ja nunmehr ihr Hauptaugenmerk auf Ver 
öffentlichung von Impf Schäden bei den bevorstehenden Impfterminen richten 
müssen, sie werden auch Aerzte namhaft machen müssen, die dem Minister 
in Vorschlag gebracht werden können, damit nicht wieder — wie 1884 — 
in einer Kommission von 18 Mitgliedern 3 Impfgegner sitzen, weil der Be 
gierung weitere impfgegnerische Aerzte nicht bekannt waren. Aber als
	        
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