Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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schiedenen Teildampfbädern verwendet werden kann, der aber als Hauptvorzug 
auch den der grössten Billigkeit haben muss. Ich glaube, mein Apparat (D. B. 
G-.-M. 70 287), den das umstehende Bild zeigt, vereinigt alle diese Eigen 
schaften, und er ist sozusagen „aus der Praxis“ entstanden. Es lassen sich 
Ganz-, Halb- und Beindampf bäder für Erwachsene wie für Kinder damit applizieren, 
ebenso auf die allereinfachste Weise Bestrahlungen (Dampfdouchen) einzelner 
Körperteile damit vornehmen. Die einfachen Rahmen können im Augenblick 
zusammengestellt werden, ein Topf mit Blechdeckel — wie aus dem Bilde er 
sichtlich — liefert den Dampf und eine Decke vervollständigt den an einen 
Stuhl befestigten Apparat, der hoffentlich zur weiteren Ausbreitung unserer 
Heilmethode beitragen wird. 
Die Wunderwirkungen der Arzneien und die des 
Naturheiiverfafirens. 
Die Veranlassung zu einem derartigen Vergleich wurde mir vor 
Kurzem geboten und war folgende. Ich wurde zu einer Dame ge 
rufen, die ein etwas geschwollenes und gerötetes Gesicht zeigte und 
dabei stark fieberte. In dem Glauben, dass ich es mit einer be 
ginnenden Kopfrose zu thun hatte, machte ich danach meine Ver 
ordnungen, fand aber am nächsten Tage, dass ich mich — warum 
soll ich es nicht eingestehen? — getäuscht hatte. Das Gesicht hatte 
seine normale Beschaffenheit wieder angenommen N und das Fieber 
war mässig, dagegen hatte sich an der hinteren Seite des linken 
Armes, nicht weit über dem Ellenbogen, ein heftiger Schmerz ein 
gestellt, den die Angehörigen einem vor vier Wochen erfolgten Fall 
zuzuschreiben geneigt waren, ich aber für rheumatisch hielt und des 
halb ein Bettdampfbad verordnete. Am folgenden Tage erhielt ich 
die Nachricht, dass ich meine Besuche einstellen möchte, da der 
Schmerz, der immer heftiger geworden wäre, sofort nach der äusser- 
lichen Anwendung von Arnika verschwunden wäre. Ob das Schwitz 
bad vorher oder überhaupt angewandt wäre, erfuhr ich nicht, nur so 
viel, dass die Arnika die „wunderbare“ Heilung bewirkt hätte, denn 
wunderbar muss dieselbe erscheinen, da der Schmerz augenblicklich 
nach der Anwendug aufgehört haben soll, ein Schluss, dass das Mittel,, 
da der Schmerz nach der Anordnung desselben aufgehört, geholfen 
haben muss, ein Schluss sage ich, oder vielmehr ein Trugschluss, den 
wir mit den lateinischen Worten: „post hoc, ergo propter hoc“, zu 
deutsch etwa: „weil nach diesem die erwünschte Wirkung eingetreten 
ist, also hat es geholfen“, bezeichnen und der das Vertrauen des 
Publikums zu den Arzneien noch immer aufrecht erhält, weil, wie es 
allgemein bekannt ist, die in grosser Menge vorhandenen vertrauens 
seligen Patienten schon halb gesund werden, wenn sie den Arzt nur 
sehen, und ganz und zwar unverzüglich genesen, wenn sie den ersten 
Löffel der Arznei, die häufig nur aus einem ganz unschuldigen Mittel 
— weil es heisst: „mundus vult decipi, ergo decipiatur“, zu deutsch: 
„die Welt will getäuscht werden, also täuschen wir sie“ — besteht,, 
genommen haben. Es ist daher nicht zu verwundern, dass von diesen 
dankbaren Patienten, deren Zahl zu Gunsten der arzneiverschreibenden 
Aerzte und Apotheker noch immer sehr gross ist, die Mittel, die 
ihnen nach ihrer Ansicht geholfen haben sollen, als Wundermittel 
betrachtet werden.
	        
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