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—#1 Büeherschau. gfr—
lieber das Unwohlsein bei Frauen. Anhang: Einiges über Unterleibs-Leiden. Von
Frau Klara Huche. IV. Auflage. Preis 1 Mk. Berlin. Verlag von Wilhelm
Möller, Prinzenstr. 95. — Es dürfte für unsere Anhänger wohl kaum ein wichtigeres
Thema geben, als dasjenige der Frauenleiden und hat der bedeutende Absatz des nun
mehr bereits in vierter Auflage erschienenen Buches gezeigt, dass dasselbe einem
dringenden Bedürfnis entspricht. Das verständlich und aus der Erfahrung heraus ge
schriebene Buch darf als ein unentbehrlicher Hausschatz für jede Frau bezeichnet
werden und es wird dasselbe in der vorliegenden Fassung noch wertvoller durch den
wichtigen Anhang: Einiges über Unterleibsleiden. Dieser Anhang enthält beherzigens
werte Winke, welche auch denen willkommen sein dürften, die bereits eine frühere
Auflage des Werkchens besitzen. Der Preis des hübsch ausgestatteten, auf gutem
Papier gedruckten Hausbuches ist von der rührigen Verlagsanstalt trotz der Inhalts-
vermehruug nicht erhöht worden.
Heilung der Tuberkulose durch Glandulen. Von Dr. Hoffmann. — Glandul6n
ist nach des Verfassers Ansicht ein spezifisch wirkendes Mittel der Organotherapie,
welches aus der gesamten Substanz der Bronchialdrüsen gewonnen wird. Wir halten
das ölandulön ebenso wie die gesamte Organotherapie für einen neuen traurigen
Irrtum des Medizinismus, der den Kranken zwar keine Heilung, dafür aber den
Fabrikanten recht viel Geld einbringen wird, denn die Dummen werden nicht alle.
Boehm, Dr., Lehrbuch der Naturheilmethode, die Krankheiten der Frauen. 364 S.
Verlag Tetzner & Zimmer, Chemnitz. Preis 6 Mark. Der durch sein früheres
Lehrbuch schon bekannte Verfasser hat sich in vorliegendem Werke der Beschreibung
und naturgemässen Behandlung der Frauenleiden mit grossem Fleisse unterzogen und
den wirklich belehrenden Text durch zahlreiche, vorzügliche Abbildungen erläutert.
Der Inhalt des Buches ist ein derartiger, dass Aerzte wie Laien aus demselben lernen
können, für letztere ist allerdings manches Entbehrliche in dem Werke wie z. B. die
Untersuchungsmethoden. Trotzdem wünschen wir der Boehmschen Publikation die
weiteste Verbreitung; sie sollte in keiner Vereinsbibliothek fehlen. Dr. Prager.
—3g Feuilleton. ffr—
Dorfdoktoren.
Nach der Wirklichkeit gezeichnet von Wilhelm Schwaner.
I.
Im Jahre 1885 wurde ich in einem gottvergessenen Neste des Sauer
landes als Lehrer angestellt. Das Entbehren, die beste Tugend eines
königlich preussischen Schulmeisters, hatte ich im Seminar zu Hbg. erlernt.
Dazu gehörte nicht bloss das stille Hineinwürgen bereits verdorbener oder
sehr schlecht zubereiteter Speisen und Getränke, sondern auch die strenge
Beobachtung der hygienischen Vorschriften eines Arztes, der unserer Ansicht
nach am besten für einen Viehhof geeignet war. Wer hierüber genaueres
nachlesen will, den verweise ich auf meine zu Anfang dieses Jahres er
schienene Broschüre „Moderne Opfer“.
Unter solchen Umständen war es also auch erklärlich, dass das Anfangs
gehalt von 50 Mark monatlich, also von ganzen 600 Mark im Jahre, mir als
eine ungeheure, schier unerschöpfliche Summe erschien. Davon musste man
doch bei meinen geringen Ansprüchen mindestens 300 Mark ersparen können.
Ich rechnete nämlich 150 Mark für Beköstigung, 150 Mark für Kleidung
und andere Bedürfnisse. Aber diese Aufstellung war ohne die — Aerzte
gemacht. Der eine hielt mich trotz eines schweren Augenleidens für militär
diensttauglich. Das belastete meinen kleinen Etat um mindestens 150 Mark.
Die vierten 150 Mark hatte ich meinem Vorgänger für die Melioration des
Schulgrundstückes, für dessen Benutzung ich mir einen Gehaltsabzug ge
fallen lassen musste, abzugeben. Zur Abtragung meiner Seminar schulden,