Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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der Oberst alljährlich mindestens einigen ihm in erster Linie 
bedürftig und würdig erscheinenden unter seinen Kranken 
eine Kur ermöglichen könnte. Kür die Verwirklichung dieses 
Gedankens mögen darum alle diejenigen nicht nur persönlich eintreten, 
sondern auch in ihren Kreisen mit allen Kräften werben, die diesem wahren 
Menschenfreunde Dank schulden oder Verehrung zollen. Der Erfolg kann 
dann nicht ausbleiben, ja ein eigentliches Misslingen. erscheint von vorn 
herein ausgeschlossen, wenn wir uns die Sachlage dahin klar machen, dass 
ja auch eine einmalige, Oberst Spohr zu obigem Zwecke zur Verfügung zu stellende 
Summe in dem Ealle schon eine erfreuliche Festgabe wäre, wenn eine solche, 
die hinreichend Zinsen ergeben würde, nicht zusammen käme. In diesem 
Sinne wolle darum namentlich auch niemand sich abschrecken lassen, kleinere 
Beiträge zu spenden, wenn er grössere nicht spenden kann: Alles, was 
hier gegeben wird, wird beste Frucht tragen, und ein gutes Werk wie das 
hier geplante wird den, an dessen Namen es sich knüpfen und dessen 
Lieblingsgedanken es verwirklichen soll, um so mehr erfreuen, je mehrere 
daran mitgewirkt haben.“ — Die Arrangements haben Herr Julius 
Funcke j u n. Vors. d. Naturheil Vereins in Hagen i. W., Herr Philipp 
Wiemer, Nürnberg, Carlstr. 3 und Herr Prof. Dr. L. Schemann, 
Freiburg i. B., Scheffelstr. 36 übernommen und dürften die Herren wohl 
in der Lage sein, jede weitere Auskunft zu geben. Wir geben unserp 
Lesern vorzeitig von der Sache Kenntnis nur im Interesse des besseren 
Gelingens und erbitten daher auch von den genannten Herren sowie vom 
Jubilar selb st Absolution. 
— Das Stadtbad zu Rosswein. Was die rege Agitation eines Naturheil 
vereins vermag, das hat die Gründung des Stadthades in Kosswein i. S. 
gezeigt. Der Vorsitzende dieses Bundesvereins, Herr A. Kaue und die übrigen 
Mitglieder des Vorstandes haben mit unermüdlicher Ausdauer an dem Gelingen 
des grossen Werkes gearbeitet. Zunächst wurden die grösseren Vereine des 
Ortes für die Idee interessiert, so dass dieselben sich an den bezüglichen 
Petitionen beteiligten. Dann wurden die Stadtväter gewonnen und da der 
Bürgermeister Herr Küder dem Unternehmen sympathisch gegen üb erstand 
wurde das Stadtbad bewilligt und erbaut. Schreiber dieses hat gelegentlich 
einer Vortragsreise die Baulichkeiten besichtigt und ein Bad im grossen Warm 
bassin genommen und er muss gestehen, dass hier sehr grosse deutsche Städte von 
Kosswein beschämt worden sind. Für die guten wasserscheuen Philister, 
welche immer die „Teilnahmslosigkeit“ des Publikums fürchten, sei betont, dass 
das Kossweiner Stadtbad in den ersten 12 Wochen seines Bestehens von 8750 
Personen benutzt wurde und dass in dieser Zeit 6619 Schwimmbäder, 1881 
Wannenbäder und 250 Dampfbäder genommen wurden. Im Durchschnitt haben 
wöchentlich 730 Personen, also täglich über 100 gebadet. Der Naturheilverein 
hat 6 Badebillet-Verkaufsstellen errichtet und bereits für 650 Mk. Billets ver 
kauft, auch vielfach solche an arme Kinder gratis verabfolgt. Zwar hat die 
Agitation wie die ganze Angelegenheit den Herren Aug. Kaue (Vorsitzender), 
M. Geissler (Schriftführer) und C. E dl ich (Kassierer) viel Arbeit bereitet, 
aber der Erfolg ist hier ein herrlicher Lohn. 
Mit teilweiser Entziehung des Krankengeldes droht die königl. preussische 
Eisenbahndirektion zu Erfurt denjenigen Beamten, die sich in Krankheits 
fällen von nichtapprobierten Praktikern behandeln lassen. Daran ändert 
auch der Umstand nichts, dass die Beamten diese Behandlung aus eigenen 
Mitteln bestreiten. Das „Amtsbl. d. K. Eisenb. Dir. Erfurt“ vom 8. Januar 
d. Jahres (Nr. 2), welches diese Bekanntmachung bringt, fordert die Aerzte 
auf, in allen denselben zur Kenntnis kommenden Fällen Anzeige zu erstatten. 
— Woher leitet die Eisenbahndirektion das Kecht zu solcher Verfügung? 
Die Kurierfreiheit besteht noch zu Kecht! — Der Eisenbahnbeamte hat dem 
Eisenbahnfiskus seine „Arbeitskraft“, nicht aber seine „Denk- und Hand 
lungsfreiheit“ vermietet. Wichtiger als solche Verfügungen scheinen uns 
Massnahmen zur Verhütung von Eisenbahnzusammenstössen. —
	        
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