Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

50 
Zum Kampfe gegen Modegifte und 
Modethorheiten. 
Ein Gutachten von 600 Aerzten. Sechshundert holländische Aerzte haben 
eine Erklärung unterzeichnet, in welcher sie der öffentlichen Meinung, 
Alkohol sei unschädlich, entschieden entgegentreten. Diese Männer, ipeist 
Professoren der medizinischen Fakultäten von Amsterdam, Leyden und 
Utrecht, unterstützen dadurch die Bestrebungen der Niederländischen 
Gesellschaft gegen den Genuss geistiger Getränke. Die Erklärung lautet 
folgendermassen: 
1. Der Genuss von geistigen Getränken, auch in mässiger Weise, ist 
immer schädlich. Alkohol unterstützt keineswegs die Verdauung, sondern 
im Gegenteil, hindert dieselbe. Augenblicklich mag er ein Gefühl von 
Hunger erregen, das ist alles. Viele Magenleiden, welche man zwanzig 
andern Ursachen zuschreibt, kommen allein von dem gewohnheitsmässigen 
Trinken. 
2. Die öffentliche Meinung, als wären geistige Getränke unentbehrliche 
und schadlose Reizmittel für Personen, die bei grosser Hitze oder Kälte 
schwere Muskelarbeit verrichten, oder den Einflüssen feuchter Luft ausge 
setzt sind, die im Wasser oder Sümpfen arbeiten, oder deren Nahrung un 
genügend ist, ist falsch. Diese Vorurteile widerstreiten nicht allein der 
Erfahrung, sondern der Beweis ist geliefert worden, dass der gewohnheits- 
mässige Genuss von Alkohol das gerade Gegenteil von dem erzielt, was die 
Leute demselben zuschreiben. 
3. In allen Krankheiten, besonders epidemischen, wie Cholera u. s. w., 
zeigt sich bei Gewohnheitstrinkern verminderte Widerstandskraft, die Seuche 
zu überwinden. 
4. Um all dieser Gründe willen sollten spirituöse Getränke als sehr 
gefahrbringend, glückzerstörend in geistiger und leiblicher Hinsicht und 
nicht länger als passendes Getränk für die Massen des Volkes angesehen 
werden. — Viele der Unterzeichner sind alte Praktiker, und die meisten 
haben dieser Erklärung auch schlagende Beweise und Thatsachen aus eigener 
Erfahrung beigefügt. 
Impf-Frage. §fc— 
Wie wird die Lymphe bereitet? Entsetzen muss jeden nicht allen Mit 
gefühls baren Menschen erfassen, wenn er davon Kenntnis erlangt. Kälber 
in angemessenem Alter werden von den Lymphebereitungsanstalten ent 
liehen, sie werden auf der Bauchfläche rasiert — was nebenbei meist zum 
Durchfall bei den Tieren in Folge von Erkältung führt —, mit einem Messer 
werden lange Schnitte oder Stiche in die entblösste Haut gemacht und in 
diese Schnitte der Pockeneiter gestrichen. Wenn sich dann die ganze 
Fläche mit Schorf überzogen hat, wird solcher mit einem eisernen Instrument 
abgekratzt und aus diesem Schorf bezw. Eiter wird die Lymphe gewonnen, 
mit welcher die Menschen gegen die Pockenkrankheit geschützt werden 
sollen. Die gefesselten armen Tiere leiden bei der Prozedur natürlich so 
entsetzliche Schmerzen, dass viele von ihnen dabei eingehen. Die Uebrigen 
werden sodann getötet, untersucht und den Schlächtern zurückgegeben. 
Diese liefern den appetitlichen Braten in die Küchen der Konsumenten. 
Auf zahlreiche Anfragen über die Impfverhältnisse in der Schweiz diene 
zur Auskunft: Die obligatorische Impfung besteht z. Z. noch in den Kantonen: 
Freiburg, Zug, Graubünden, Solothurn, Schwyz, Nidwalden, Appenzell, Inner- 
Roden, Waadt, Wallis, Neuenburg und Tessin; in den drei erstgenannten 
auch noch die gesetzliche Wiederimpfung. — Gesetzlich besteht der Impf
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.