Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

Der 
Naturarzt 
Zeitschrift 
des 
Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege 
und arzneilose Heilweise. 
No. 2. Berlin, Februar 1898. 26. Jahrg. 
Um genaue Beachtung der auf dem Titelblatt angegebenen Vorstands-Adresse wird dringend gebeten. 
—Aus Wissenschaft und Lehen. 
Eine Aufgabe der Naturheilbewegung. 
A. Kn oll, Steinsetzer, Berlin. 
Die Bewegung für die Naturheilkunde soll eine Volksbewegung 
sein. Nach Ansicht vieler unserer Anhänger ist sie das schon. Ich 
bestreite das und glaube auch beweisen zu können, dass das bis jetzt 
noch nicht der Fall ist. 
Zu einer Volksbewegung gehört doch wohl unbedingt, dass die 
grosse Masse des arbeitenden Volkes von derselben ergriffen ist. 
Für die Naturheilbewegung gilt dies noch um so mehr, als es jedem, 
der sich nicht aus purem Egoismus zur Naturheilmethode bekennt, 
klar ist, dass eine tiefgreifende soziale Hygiene die Grundlage ist, 
auf der die Anhänger der Naturheilbewegung ihre Forderungen end- 
giltig zur Durchführung bringen können. Und nur allein auf dieser 
Grundlage. 
Hierzu ist aber wiederum notwendig, dass die grossen Massen, 
die in allererster Linie an einer tiefgreifenden sozialen Hygiene inter 
essiert sind, für eine solche erst einmal gewonnen werden. Das sind 
aber unstreitig wiederum die grossen Massen des arbeitenden 
V olk e s. 
Es ist das ja auch zum Teil schon des öfteren in diesen Blättern 
angedeutet worden, zuletzt — wenn ich nicht irre — von 
Dr. Hirschf e 1 d in seinem „Programm“. Nur habe ich beim Lesen 
des letzteren den Eindruck gewonnen, als habe der Verfasser das 
Pferd am Schwanz aufgezäumt; denn die verschiedenen Fragen der 
Sozialhygiene, namentlich die hochwichtigste derselben: die „Arbeits 
frage“ rangierte im „Programm“ erst an zwölfter Stelle. Meiner 
Ansicht nach gehörte dieselbe an die erste Stelle. 
Aber der Verfasser des Programms ist es nicht allein, welcher 
der Sozialhygiene eine verhältnismässig untergeordnete Bedeutung 
zuweist. Dieses Schicksal teilt derselbe mit fast sämtlichen seiner 
Kollegen, welche das Gebiet der Naturheilbewegung litterarisch be 
arbeiten. Fast die gesamte Litteratur unserer Be 
wegung ist auf den „Mittelstand“ und die besitzen-
	        
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