Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

354 
"Wechselung die Blutzirkulation mächtig angeregt und die Aufsaugung 
von Gewebswasser und Entzündungsprodukten befördert wird. 
Lungenbluthusten und -Blutstürze hören nach der Douchebehandlung 
meist auf. 
Erst nun, nachdem der Kranke durch eine nahrhafte Kost, durch 
Magenbehandlung und Wechseldouchenkur gekräftigt und blutreicher 
geworden ist, kann man zu nächtlichen Brustumschlägen, morgend 
licher kalter Brustwaschung schreiten. Auch sind bei noch weiter 
vorgeschrittener Besserung wöchentlich 1—2 Ganzpackungen, morgens 
aus dem Bett heraus aus den weiter unten gedachten Gründen sehr 
zu empfehlen. 
Bei aller Kur beachte man, dass dieselbe stets dem Kräftezu 
stande des Kranken angepasst sein muss. Man reisse nicht mehr 
Körpermaterial durch Packungen etc. ein, als der Organismus aufzu 
bauen imstande ist. 
Der wichtigste Faktor bei der Behandlung ist jedoch die Frei- 
luftkur im Bett, In der freien (Gebirgs-) Luft steigert sich das 
Atmungsbedürfnis und die Einnahme von Luft in die Lungen. Die 
gleichzeitig mitwirkende Bettruhe erzeugt ein Heilfieber, das äusserst 
wirksam zur Vernichtung der Krankheitsstoffe ist. Deshalb soll der 
Lungenkranke nachts bei offenen Fenstern und am Tage mit den 
wenigen, erlaubten Unterbrechungen zum Spazierengehen und Berge 
steigen, im Freien liegen. 
In vorgeschrittenen Fällen gilt es zunächst des Fiebers Herr zu 
werden. Dies geschieht nicht durch Unterdrückung desselben mit 
Antipyrin etc., sondern durch Reinigung des Blutes von den Stoflf- 
wechselprodukten der eitrigen Gewebsentzündung. Hier besitzt die 
Naturheilkunde das grossartigste Mittel des gesamten Heilschatzes: 
Es ist die Priessnitzsche Ganzeinpackung, früh morgens aus dem Bett 
heraus genommen. 
Gewöhnlich bleibt der Kranke nicht bis zum Schweissausbruch, 
sondern bis zur völligen Erhitzung, ca. 3 / 4 —1 Stunde in der Packung 
bei geöffneten Fenstern liegen und bekommt nachher eine 20° Be- 
giessung oder Ganzwaschung. Auch in vorgeschrittenen Fällen ist 
es ratsam, neben den nächtlichen Brustumschlägen ab und zu zur 
Ausscheidung von Krankheitsstoffen eine solche Ganzeinpackung an 
zuwenden. 
In Fällen endlich, wo man wegen bereits zu weit fortgeschrittener 
Erkrankung oder bei Mangel einer Wechseldoucheeinrichtung am Orte 
keine Wechseldouchen nehmen kann, haben mir die Wechsel 
abreibungen der Brust und des Rückens gute Dienste ge 
leistet, weil sie gleichfalls das Blut den Lungen zuführen, den Schleim 
aus dem Lungengewebe herausbefordern und die Lunge atmungs 
fähiger machen. Ich lasse den Kranken im Bett oder auf einem 
Sessel aufsitzen und vor ihm zwei Gefässe, das eine mit recht kaltem 
(10—12° R.) Wasser und das andere mit recht warmem (40—45° R.) 
Wasser hinstellen. Ein Pfleger zieht nun einen nicht zu groben 
Frottierhandschuh über seine rechte Hand und taucht abwechselnd 
dieselbe in das kalte und in das warme Wasser um im Wechsel 
V 2 Minute kalt, eine Minute warm zunächst die Brust und dann den 
Rücken energisch zu frottieren und diese Prozedur gleich sofort noch 
ein «der zweimal zu wiederholen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.