Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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opfernden Pflege der Eltern genas das Kind und läuft heute als ein Beispiel 
naturärztlielier Heilkunst umher. Ich erwähne gerade diesen Fall hier, weil 
die Gehirnentzündung nicht weniger gefährlich, vielleicht sogar gefährlicher als 
die Kinderlähmung ist. 
Warum nun wegen eines Unglücksfalles, bei dem noch nicht einmal von 
Beginn an von einem Naturarzte behandelt wurde, bei dem nur allgemeines 
ableitendes Verfahren in Anwendung kam und zu einer Zeit, wo dieses, dem 
schnellen Tode nach zu urteilen, schon zu spät war, gleich die ganze Natur 
heilmethode über Bord werfen wollen? Warum wegen eines unrettbar ge 
wesenen Kindes in Zukunft einem Heilverfahren misstrauen, das stets noch 
da Hilfe bringt, wo solche überhaupt noch möglich ist? Man darf doch nicht 
von einem einzigen Falle auf alle schliessen, man darf doch nicht so ungerecht 
sein, eine Heilmethode als schlecht zu bezeichnen, als nicht leistungsfähig hin 
zustellen, weil sie gerade in der eigenen Familie im Stiche liess. Wendet 
man sich denn nach einem Todesfälle bei oder trotz allopathischer Behandlung 
sofort von der Schulmedizin ab? Wird nicht trotz eines, trotz. sogar 
mehrerer tödlich verlaufener Krankheiten dennoch immer wieder der alte Haus 
arzt geholt? Verdienen wir Naturärzte, die wir jahrelang in der Praxis 
stehen, die wir ebenso wie die Allopathen wissenschaftlich behandeln und genau 
so wie jene unser ganzes Wissen und Können in den Dienst des Kranken 
stellen, weniger Vertrauen? Oder aber heisst es von uns, glaubt man von 
uns, dass wir jedem das Leben retten können? Mute man doch der Natur 
heilmethode nicht etwas zu, das ausserhalb des Bereiches menschlichen Könnens 
liegt! Sei man doch gegen diese Heilweise, gegen deren Vertreter nicht 
minder gerecht, wie gegen andere Aerzte. Wolle man doch stets bedenken, 
dass zur Wiederherstellung des Kranken seine eigene, in ihm wohnende Natur 
heilkraft unsere Anwendungen mitunterstützen muss, dass Genesung nur da 
erreichbar ist, wo noch die hinreichende Lebenskraft vorhanden ist. Vergessen 
soll man aber ferner nicht, dass viele Patienten von Hause aus jeder Wider 
standskraft entbehren, dass ihnen eine grosse Schwäche angeboren oder an 
erzogen ist, dass manche durch Arzneien in ihren Lebensfunktionen schwer 
geschädigt wurden. In Anbetracht solcher Verhältnisse überall Heilung, Ge 
nesung zu verlangen, ist ein Unding. Sorge man daher dafür, dass unsere 
Kinder gesund und kräftig zur Welt kommen, dass sie streng naturgemäss er 
nährt und erzogen werden, dass sie frei von schädlichen Giftstoffen, frei von 
jeder Impfung bleiben. Erst dann, wenn alle diese Bedingungen erfüllt werden, 
wenn ferner bei jedweder sich dennoch einstellender Krankheit von Beginn an 
naturgemäss behandelt wird, hätte man ein gewisses Hecht, zu verlangen, dass 
der Tod uns verschont. Da wir nun aber alle nur Menschen sind, unser 
Wissen nur Stückwerk ist, es im Gesetze der Natur liegt, dass alles Irdische 
vergänglich ist, so müssen wir uns schon mit dem Gedanken vertraut machen, 
dass auch bei naturärztlicher Behandlung Todesfälle im Bereiche der Möglich 
keit liegen. Allerdings können wir getrost behaupten, dass sie im grossen und 
ganzen doch seltener sind, als bei arzneilicher Behandlung. Ich denke hierin 
liegt ein Vorzug unserer Methode, der gross genug ist, sie allen anderen 
voranzustellen. Verliere man daher wegen eines Todesfalles nicht den Mut, 
in hundert und tausend anderen Fällen bringt uns die Naturheilmethode Glück 
und Segen. 
Die Naturheilkunde und die Sozialdemokratie. 
Die „Neue Zeit“, das wissenschaftliche und führende Organ der 
Sozialdemokratie, schreibt in No. 42 dieses Jahrganges unter literarischer 
Bundschau: 
„K. H.Wolf, Die Gesundheitspflege des Arbeiters. Dresden-A. 
A. Hermann v. Kamp. 50 Seiten. 50 Pfg. 
Der Verfasser glaubt sich zur Veröffentlichung seiner Schrift „berufen“, 
weil er „seit sechs Jahren als Heilkundiger“, mit anderen Worten als Kur
	        
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