Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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im Wechsel von 15 Minuten sind auch Wehen erregende Mittel. Bei 
zu starken oder krampfartigen Wehen, welche die Geburt nicht voran 
schreiten lassen, wirken warme Ausspülungen und heisse Leibauf 
schläge wunderbar; sie lindern die Schmerzen, lösen den Krampf 
zustand und wirken vorteilhaft auf den weiteren Fortgang der 
Geburt. 
Die falschen Lagen der Gebärmutter kommen sehr häufig 
bei Mehrgebärenden vor und sind, wird nicht darauf geachtet, ein 
Geburtshindernis. Jede Frau vermag diesen Zustand selbst zu be 
obachten und erkennt man ihn daran, dass die eine Seite des Leibes 
viel stärker hervorsteht, als die andere. 
Daher .muss man besonders während der Wehenzeit die Gebär 
mutter stets nach der Mitte hinzu festhalten oder durch eine breite 
Binde, welche um den Leib der Frau gebunden und zu beiden Seiten 
des Bettes befestigt ist, die Gebärmutter so lange in ein und derselben 
Lage halten, bis der Kopf des Kindes tief in das Becken getreten ist. 
Der Hängqbauch, ebenfalls ein Geburtshindernis, wird dadurch be 
seitigt, dass man der Frau eine lauge Binde um den Leib legt, die 
selbe im Kücken kreuzt und die Enden nach vorn über die Schultern 
legt, so dass sie die Frau mit den Händen anfasst; kommt nun eine 
Wehe, so wird die Frau unwillkürlich die Enden der Binde fest an- 
ziehen und durch diese Zugbewegung wird der Hängebauch in die 
Höhe gezogen und der Kopf des Kindes kann in das Becken eintreten. 
Unnachgiebigkeit des Muttermundes und der Scheidenwandungen ver 
zögern die Geburt oft sehr lange und können gebessert werden durch 
warme Sitzbäder, warme Ausspülungen, ebensolche Klystiere; man 
kann sie in Zwischenräumen von L /2— 3 / 4 Stunde so lange geben, bis 
der Muttermund völlig erweitert ist. Straffheit und Unnachgiebigkeit 
des Dammes, besonders bei Erstgebärenden, bringen oft Verletzungen. 
Es ist in vielen Fällen der Hebamme ein Vorwurf nicht deshalb zu 
machen, dass ein Dammriss entstanden ist, sondern nur darum, dass 
sie denselben verheimlicht hat. Wird der Dammriss bald nach der 
Geburt des Kindes genäht, so heilt er sehr schnell wieder und somit 
sind Erschlaffungszustände des Unterleibes, welche gar zu gerne nach 
Geburten vielfach auftreten, verhindert. — Will eine Frau dergleichen 
Zustände vermeiden, so dringe sie darauf, dass ihr die Wahrheit nicht 
verschwiegen bleibt und falls ein Dammriss vorhanden, so muss der 
selbe so früh als möglich genäht werden, um späteren Erkrankungen 
vorzubeugen. Ein anderes schweres Geburtshindernis kann durch ein 
fehlerhaftes Becken entstehen und können wir mit unseren Anwendungs 
formen insofern während der Geburt etwas erreichen, als durch kräftige 
Wehen der Kopf des Kindes sich durch das verengte Becken hindurch 
zupressen vermag. Sind die Wehen aber nicht kräftig genug oder 
ist das Becken so verengt, dass der Kopf des Kindes absolut nicht 
hindurch kann, so muss operativ eingegriffen werden. Dies kann 
man aber dadurch verhindern, dass schon in der Schwangerschaft 
durch geeignete Behandlung vorgebeugt wird, eventuell bei stärker 
verengtem Becken eine Frühgeburt vom Arzt einleiten lässt, somit 
das Leben des Kindes gerettet und die Mutter den schweren Gefahren 
nicht ausgesetzt zu werden braucht. Rechtzeitiges Erkennen dieses 
Zustandes fordert genaue Untersuchung in der Schwangerschaft. 
(Ein weiterer Artikel folgt.)
	        
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