Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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spezifische Wirkung des Lichtes. Auch der Hitzschlag, jene gefürchtete 
Armeekrankheit, tritt nicht infolge der Hitze ein, sondern oft bei recht 
milder Temperatur (10 bis 20°). 
Es wird dann des längeren die Durchlässigkeit des Körpers für Licht 
strahlen erörtert und auf Grund eigener wertvoller Versuche festgestellt, 
dass dieselbe weit grösser ist, als man gewöhnlich annimmt. Nachdem noch 
bewiesen wurde, dass auch das Wachstum der Kinder unter dem Einfluss 
des Lichtes ein bedeutenderes ist, als im Dunkeln, berührt Verfasser ein 
wichtiges Kapitel der Volkshygiene: Die sonnenlosen Wohnungen und ihre 
ungesunden Bewohner: Wo die Sonne nicht hinkommt, da kommt der Arzt 
hin! Auch die Kleidung soll für Luft und Licht durchlässig sein, die 
Strassen der Städte hell und luftig, denn das Licht befördert die Oxydation 
der in der Luft befindlichen organischen Substanzen und wirkt so luft- 
reinigend. Damit schliesst der physiologische Teil. 
Im zweiten Teil, dem therapeutischen, bespricht Verfasser nach einer 
historischen Uebersicht und einer Beschreibung der Sonnenbäder, wie sie 
Rikli eingeführt hat, die Wirkungen eines solchen Bades. Die erste 
Aenderung ist jedenfalls die auffallende Hautverfärbung, als Rückwirkung 
macht sich dann das Auftreten von Ausschlägen bemerkbar, es wird ent 
schieden die Aufsaugungsfähigkeit des Lymph- und Venennetzes gesteigert. 
Hierdurch werden die inneren Organe entlastet, wodurch sich zur Genüge 
die Erfolge bei inneren Krankheiten erklären lassen. Aber nicht bloss eine 
Entlastung tritt ein, sondern auch eine bessere Ernährung des ganzen 
Körpers, der ein grosses Sauerstoff bedürfnis hat. In analoger Weise werden 
Leber, Darm und Nieren entlastet, desgleichen das Herz. Alle Lebensvor 
gänge gehen unter dem Einfluss des Lichtes energischer vor sich, so steigt 
im Sonnenbade die Körpertemperatur bis zur Eieberwärme an, einem physio 
logischen Eieber, da jedes Erostgefühl fehlt, und dieses Eieber ist das 
eigentlich Heilende und nie zu fürchten, so lange es sich in gewissen Grenzen 
hält und in diesen Grenzen kann man es durch kühle Waschungen . etc. 
halten. Referent kann dem Verfasser nur Recht geben, wenn er gegen die 
geradezu überwitzige Manier moderner Aerzte eifert, die ohne Sinn und 
Verstand mit ihren Eiebermitteln bei der Hand sind, sobald sich die Körper 
temperatur nur etwas erhebt und dadurch dem Heilprozess direkt entgegen 
arbeiten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn über den therapeutischen 
Wert von Luft und Licht bei Fieber exakte Untersuchungen angestellt 
würden; jedenfalls ist namentlich letzteres, da es eine direkte Oxydation 
einleitet, von eminenter Bedeutung und Riklis Wort nicht zu unterschätzen: 
Wasser thuts freilich! Höher jedoch steht die Luft, am höchsten das Licht! 
Da nun in unserri Breitengraden das Sonnenlicht leider nur selten zur 
Verfügung steht — nach Untersuchungen von Prof. Glau kommen auf das 
ganze Jahr nur 111 heitere Tage — so lag der Gedanke nahe, nach einem 
Ersatz für das Sonnenlicht zu suchen, und fand sich derselbe im elektrischen 
Licht. Es sind die elektrischen Lichtbäder ein vollkommener Ersatz für 
Sonnenbäder, und haben sie noch den Vorteil, dass man die Lichtmenge 
genau dosieren kann, während dies bei dem fast stets schwankenden Sonnen 
licht nur unvollkommen möglich ist. Das Bogenlicht ist an blauen, violetten 
und ultravioletten Strahlen, also den physiologisch wirksamen, allen anderen 
Lichtarten überlegen und steht dem Sonnenlichte am nächsten. 
Das Bogenlicht kann schon aus dem Grunde zu Heilzwecken benutzt 
werden, weil Kohle ja weiter nichts ist wie aufgespeichertes Sonnenlicht, die 
weissglühende Kohle wird demnach dem Sonnenlicht ähnlich in seiner 
Wirkung sein. Die Temperatur der weissglühenden Kohle ist auf 3600° C. 
berechnet worden, die der Sonne auf 5400° C. Je höher die Temperatur 
einer Lichtquelle ist, desto grösser ihr Reichtum an kurzwelligen Strahlen, 
also den wirkungsvollen. 
Anlangend die Wirkung der elektrischen Lichtbäder, so sind sie zur 
Schtveisserzeugung allen anderen Methodep weit überlegen, wie Referent ’aua
	        
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