Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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N atur-Tierheilkunde. 
Die Naturheilkunde und die Geflügelzucht. 
Yon Caesar Khan. Berlin - Friedenau, Albestrasse 25 1. 
Nachdruck verboten. 
Häufige Anfragen aus dem Leserkreise, ob man die Naturheilkunde 
?auch bei dem Geflügel zur Anwendung bringen könne, veranlassen mich, 
das Thema hier zur Sprache zu bringen. Liese Anfragen erfreuen mich in 
sofern, weil sie zeigen, dass das Interesse, die Naturheilkunde bei den 
Tieren anzuwenden, wächst; dieses hat wieder die gute Rückwirkung, dass 
jene, welche bei ihren Tieren die gute Wirkung sehen, bei sich schliesslich 
auch anfangen werden. 
Es ist selbstverständlich, dass da, wo durch Naturkräfte etwas aufge 
baut ist und jene Naturkräfte versagen, wir mit Naturkräften nachhelfen 
und Heilerfolge erzielen können und müssen. Lass die Naturheilkunde nur 
angewandte Naturkräfte sind, darüber sind wir uns doch wohl alle einig. 
Warum sollen wir diese nicht bei dem Geflügel anwenden können, ist es 
doch von Naturkräften aufgebaut? Selbstverständlich! Und bei der heutigen 
Bedeutung der Geflügelzucht und bei dem wertvollen Material, mit dem 
heute gezüchtet wird, ist eine Auf klärung, ein ernstes Wort gewiss sehr am 
Platze 
Lie Geflügelzucht hat in den letzten Jahren infolge eifriger ziel 
bewusster Bestrebungen unserer Geflügelzuchtvereine einen erfreulichen Auf 
schwung genommen. -— Lesen wir jedoch die Kataloge grösserer Aus 
stellungen durch, so finden wir im Verhältnis wenig grosse Oekonomen, 
meistens Liebhaber aus kleinen und grossen Städten, die ihrer Passion oft 
grosse Opfer bringen müssen. 
Lie Landwirte, namentlich die grösseren, halten sich diesen Be 
strebungen gegenüber meist noch sehr spröde. Auf vielen grossen Oeko- 
nomien, auf denen man einen blendenden, Viehstand an Rindvieh und Pferden 
findet, sieht man sehr oft erbärmliches Zeug von Hühnern herumkriechen. 
Auf unsere Präge erhalten wir sehr oft die Antwort: „wir können uns mit 
solchen Kinkerlitzchen nicht befassen, dazu haben wir keine Zeit.“ — Lie 
vielen Millionen aber, die für Eier, oft sehr schlechter 
Qualität, ins Ausland wandern, sind keine Kinkerlitzchen 
und könnten manchen deutschen Landwirt aus der Patsche 
helfen. — 
Um nun die grösseren Oeconomen von den notwendigen Arbeiten und 
der unbedingt erforderlichen Aufsicht zu entlasten, und doch die Möglichkeit 
einer grossen Eierproduktion zu gestatten, erlaube ich mir einen Vorschlag 
zu machen, der hoffentlich Anklang findet. Ueberall giebt es ältere, zu 
schwerer Arbeit unfähige Leute. Liese ziehe man. hierzu heran. — Ein 
solcher älterer Mann leistet schon um deswillen vorzügliche Lienste, dass 
er eine Altersversorgung hat und der Nahrungs sorgen enthoben ist. — 
Liesem übergebe man einen guten Stamm von Wirtschaftshühnern; als eins 
der besten kann ich das Minorca aus eigener Erfahrung empfehlen. — 
Lurch Halten einer guten Zeitschrift, Besuche des Geflügelzüchtervereins 
der nächsten Kreisstadt suche man ihn für sein Pach heranzubilden. Hat 
er dann noch Gelegenheit hier und da eine Ausstellung zu besuchen und 
selbst zu beschicken, so wird die Preude unseres alten Invaliden gross sein. 
Er wird der Wirtschaftskasse oft mehr Gelder zuführem können, wie mancher 
mittelmässige Hofmeister. — In den Mussestunden lasse man ihm Versand 
kisten anfertigen; setze sich mit einem reellen Händler durch eine Annonce 
in Verbindung und man wird sich eine sehr lohnende Einnahmequelle er- 
schliessen. — 
Um einen gesunden und schönen Hühnerstand zu erreichen, ist die 
Erfüllung verschiedener Vorbedingungen nötig. Vor allem enthalte man 
sich auch hier aller Medikamente und aller Künsteleien, jemehr
	        
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