Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Aber genau so thöricht stellt man das Weizen- und Doggenmehl 
^eit über tausend Jahren her! 
Obwohl jedermann weiss, dass schon beim Einernten des Getreides oft 
durch den Harn, den Auswurfstoffen der Tiere, durch schmutziges Schuh 
werk, ferner beim Lagern dasselbe durch Mäuse und Hatten verunreinigt 
wird, wie auch dass häufig modriges, dumpfes, mit Millionen von Pilzkeimen 
behaftetes Getreide vermahlen wird, dennoch genügt der üblichen Müllerei 
meist das mangelhafte trockene Scheuern und Bürsten des Getreides vor 
dem Vermahlen. Das derart hergestellte Mehl bezw. Brot muss demzufolge 
gerade so unreinlich sein, als wenn sich jemand früh morgens die Hände 
und das Gesicht mit der Kleiderbürste reinigen wollte. 
Die einzig naturgemässe Art der Mehlherstellung kann nur derart sein, 
dass das Getreide, ganz wie Mandelkerne, vor dem Vermahlen ge 
waschen und durch Abziehen der strohigen äusseren Hüllen wieder 
natürlich getrocknet wird, wie ich dies seit Jahren empfehle. 
Dadurch erhält man, ohne Verlust an Nährstoffen ein wirklich rein 
liches, pilzfreies Mehl bezw. Brot, das den ganzen Nährgehalt des 
Getreides besitzt. Dadurch ist dem Natur-Anhänger auch das Mittel 
geboten, sich natürlich zu ernähren. 
Tagtäglich essen in Deutschland und der Schweiz Tausende die nach 
meinem Müllerei-Verfahren hergestellten Brote. Zur Aufklärung in dieser 
dunklen Sache sind von mir schon viele Druckschriften ins Land gegangen 
und gebe solche auch weiterhin gratis ab. 
Allgemein sind die Klagen über das schlechte Brot, woran aber weder 
der Bäcker noch der Müller, sondern das Verfahren die Ursache ist. Jeder 
Einzelne, der sich nun für diese „Brotfrage u interessiert, die auch zugleich 
den Kernpunkt der ganzen Volksernährung umschliesst, möchte nun darin 
mitwirken, dass die von mir eingeleitete Deform der Brotbereitung sich 
zu einer Deform der Volksernährung ausgestaltet. 
Die Brot frage ist technisch gelöst, nun mögen auch die 
Eolgerungen daraus bald Allgemeingut werden, wozu vor allem die Natur- 
Heilvereine, Vortragsgruppen berufen sind. Was ich dazu thun kann, thue 
ich gerne! 
Zum Kampfe gegen Modegifte und 
Modethorheiten. 
— Professor Bild. Virchow ist von der B. Wissensch. Corresp. über die 
Aussichten einer Schutzimpfung gegen Lungenschwindsucht befragt worden 
und hat eine Antwort gegeben, welche auf die Herren Serumspritzer und 
deren Anhang die Wirkung eines kalten Wasserstrahles üben dürfte. Der 
Eorscher sagt u. a.: „Es scheint mir gefährlich, im Publikum allzu grosse 
Hoffnungen auf eine solche Schutzimpfung zu erwecken, denn es dauert 
immer lange Zeit, bis die öffentliche Meinung sich von den Enttäuschungen 
erholt, wenn die Hoffnungen nicht gleich in Erfüllung gehen Ebenso 
möchte ich vor allzu grossen Hoffnungen auf eine Schutzimpfung gegen 
Tuberkulose warnen, obwohl ich es nicht in Abrede stellen will, dass die 
Möglichkeit, eine solche zu finden, nicht einfach von der Hand zu weisen 
ist. Nur ist gerade das Gebiet, auf dem diese Frage liegt, noch so dunkel 
und unaufgeklärt, wir tasten dort noch so sehr im Dunklen und sind auf 
Hypothesen angewiesen, dass ein bestimmtes Urteil nicht möglich ist. Die 
Hoffnung, ein Serum gegen Tuberkulose zu finden, stützt sich auf die An 
nahme, dass es gelingen werde, der Zelle eine Widerstandskraft gegen den 
Tuberkelbazillus durch entsprechend ausgeführte Impfungen zu verleihen.
	        
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