Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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trat hier so stark auf, dass ein Teil derselben völlig unwegsam wurde. Die Folge 
war das mit grossen Schmerzen verbundene Anschwellen der Beine (Phlegmasia alba 
dolens),*) ein Wasseraustritt aus den feinsten Blutgefässen. Ein solcher Zustand ist 
aber nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr gefährlich. Wäre in die Blutpfröpfe 
Eiter miteingeschlossen worden, so wäre es zur Eiterung in den Thromben gekommen. 
Bei dem eitrigen Zerfalle der Pfröpfe werden aber sehr leicht kleine Teilchen mit 
fortgerissen und können dann in eine Arterie (Schlagader) gelangen. Wird dann die 
Ader für das losgerissene Blutgerinsel (Embolus) zu eng und unpassierbar, so wird 
dasselbe gleichsam in die Gefässlichtung hineingepresst und nun ist eine Embolie 
hervorgerufen worden, die je nach Lebenswichtigkeit des Organs, in dem sie auftritt, 
grössere oder geringere Störungen hervorruft. In den Lungen, in dem Gehirn und 
im Herzen tritt durch Embolie fast immer der sogenannte Schlagfluss ein (Lungen 
schlag, Hirnschlag und Herzschlag). 
Auch wenn, wie im vorliegenden Falle, kein eitriger Zerfall der Thromben 
eintritt, so ist doch die Embolie nicht ausgeschlossen, blieb aber hier glücklicherweise 
völlig fern. Auch der Gesamtausgang war der denkbar beste, denn die Thromben 
wurden bis auf einen kleinen Best an den Fussgelenken durch puriforme Schmelzung 
(Zerfall in blasse Eiweisskörnchen und fettige Lösung) beseitigt und, was noch zurück 
geblieben ist, wird hoffentlich bald folgen. 
Weshalb ich den Fall veröffentliche? Einerseits um darauf hinzuweisen, dass 
man in solchen Fällen sowohl durch Unterlassung als auch durch unpassende Ver 
ordnungen schweren Schaden zufügen kann. Trotzdem ich fürchten muss, mich zahl 
reichen Angriffen auszusetzen, so gebietet mir doch die Achtung vor meiner Ueber- 
zeugung die Behauptung auszusprechen: Der Kranke wäre vor der Nach 
krankheit (Thrombenbildung) verschont geblieben, wenn der Abscess 
rechtzeitig geöffnet worden wäre. Wir dürfen nicht fanatisch sein und 
müssen in gewissen Fällen rechtzeitig das Messer wirken lassen. Gewiss rechnen 
wir Naturärzte es uns zum grössten Buhme an, viele Operationen verhütet zu haben, 
aber welche Schuld laden wir auf uns, wenn wir in zu einseitigem Handeln das Leben 
eines Patienten in die grösste Gefahr bringen?! 
Ich rate demnach in solchen Fällen, wenn sich der Abscess am 3. oder 4. Tage 
nicht von selbst öffnet, den Einschnitt vorzunehmen, bezw. ihn von einem Arzte vor 
nehmen zu lassen, wie ich es beabsichtigte. Dann aber ist noch zu beachten, dass 
man bei Thrombenbildung absolute Buhe (körperliche und seelische) und milde Kur 
formen verordnet, vor allem aber Massage streng ausschliesst. Was hätte ich für 
Unheil anrichten können, wenn ich mich der Diagnose des Kassenarztes (Bheumatismus) 
angeschlossen hätte und mit Bettdampfbädern und Massage eingegriffen hätte! Wie 
leicht hätte sich dann ein Teilchen von einem Thrombus lösen können, um die oben 
angedeuteten Gefahren herbeizuführen. Darum Vorsicht bei Behandlung der 
Thrombose. 
—^ Kinderpflege. §£►— 
Lasst ihm doch seinen Frieden! 
Ein Kapitel für junge und alte Frauen. 
Von Dr. Karl Oppel. 
Ich ging f durch unsere städtischen Anlagen, hatte mir aber jene 
Gegenden und Wege zu meinem Spaziergange ausgesucht, welche in der 
Begel am wenigsten begangen sind, und auch die Stunden hatte ich so ge 
wählt, dass ich noch nicht in das Hauptgedränge kam. So konnte ich denn 
verhältnismässig ruhig promenieren, meinen Gedanken Audienz geben 
und auch beachten, was um mich her vorging. 
Da sass auf einer Bank in einem der wenig besuchten Wege ein 
Kindermädchen, stiess das Wägelchen mit dem Säugling hin und her und 
sang dabei: „Mich fliehen alle Freuden, ich sterb’ vor Ungeduld.“ Nun that 
*) Uns Naturärzten wird so oft der Vorwurf gemacht, wir seien nicht im 
Staude, eine Diagnose zu stellen. Nun hier lag die Sache so klar, dass ich keinen 
Augenblick im Zweifel war, um was es sich handelte. Der Kassenarzt aber diagnosti 
zierte schlankweg zuerst Bheumatismus und verordnete das übliche Salieyi.