Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Handtuch, bedecke darauf den Kopf mit einem wollenen Tuche und ziehe 
die Kopfkissen von der Seite gut heran. 
7. Länger dauernde Ganzpackungen sind das beste Mittel bei Er 
kältungen. 
8. Auch die länger dauernden Ganzpackungen schliessen mit einer 
Abwaschung, einer Abreibung oder einem Bade (siehe später). 
—31 Heilberiehte. f$— 
Eitrige Halsentzündung mit nachfolgender Thrombose. 
Erzählt vom Patienten und mit Erläuterungen versehen 
von E. K ö hl er-Königsberg i. Pr. 
Im April d. J. erkrankte mein Bademeister Adler an einer Halsentzündung und 
musste im Anschluss daran ein unerwartet langes Krankenlager durchmachen. Der 
Fall ist so lehrreich, dass ich denselben zur Veröffentlichung bringe. Ich gebe zunächst 
dem Patienten selbst das Wort zur Erzählung seiner subjektiven Wahrnehmungen, 
um später die nötigen Erläuterungen anzuschliessen. 
Mein Krankheitsverlauf. 
Mittwoch, den 13. April, abends, bekam ich plötzlich fürchterliche Nacken 
schmerzen und starkes Frösteln. Gleichzeitig traten solche Schwindelanfälle auf, dass 
ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Nach ein paar Stunden schwoll mir 
die linke Seite des Halses innen stark an. Nachdem ich mehrere Stunden im Bette 
war, wich das Frösteln einer starken, trocknen, unerträglichen Hitze. Nach einer 
kühlen Ganzwaschung kam ich in starken Schweiss, wodurch mein Befinden etwas er 
träglicher wurde. Bis zum anderen Tage war aber der Hals schon so zugeschwollen 
und die Schmerzen so heftig, dass ich kaum einen Schluck Wasser hinunterbringen 
konnte. Die Halskrankheit (lauerte gerade 9 Tage. Während der ganzen Zeit hatte 
ich Fieber von 89—41 0 C. Die Anwendungen waren: Fleissiges Gurgeln mit 
Blaubeerwasser, aller zwei Stunden einmal Ganzwaschen und täglich dreimal Hals- 
mit Arm- und Beinpackung. 
Da der Stuhlgang aussetzte, musste ich jeden Tag ein Klystier nehmen. Am 
fünften Tage zog sich die Geschwulst tief am Halse herunter, weshalb noch täglich 
zweimal je 3 / A Stunden Dampfkompressen angewandt wurden. 
Mit dem siebenten Tage bekam ich auf einmal ischiasartige Schmerzen im linken 
Beine, die Anschwellung im Halse blieb aber immer gleich stark bis zum achten Tage. 
Da ich gern schnell gesund werden wollte, dehnte ich die Dampfkompressen auf 
mehrere Stunden aus. Hatte ich bisher nur sehr wenig schlafen können, so schlief 
ich die Nacht vom 8. zum 9. Tage der Krankheit sehr gut. Als ich morgens er 
wachte, war von meiner Halskrankheit keine Spur mehr da, auch fühlte ich mich 
ziemlich wohl, nur das Bein schmerzte etwas, auch hatte ich noch keinen Appetit 
zum Essen. Während der ganzen Krankheit habe ich mich nur mit dickgekochten 
Obstsuppen ernährt. 
Weil ich nun dachte, dass der Schmerz im Beine von dem langen Bettliegen 
herrühren könnte, stand ich noch an demselben Tage auf, um mir im Zimmer ein 
wenig Bewegung zu machen. Das Bein schwoll aber mit der Zeit sehr an, wurde 
steif und blau, die Schmerzen steigerten sich bis zur Unerträglichkeit, so dass ich 
schnell wieder ins Bett musste. Nach kurzer Zeit konnte ich das Bein nicht mehr 
von der Stelle bewegen. Da wurden gleich Beinpackungen gemacht und bis zur 
Wiedererwärmung warme Kruken angelegt. Gleich nach der ersten Packung ver 
ringerte sich der Schmerz so, dass ich bei ruhiger Lage gar kein Unbehagen mehr 
hatte. Die Packungen wurden fortgesetzt, anfangs fünfmal täglich, nachher bloss vier- 
und zuletzt dreimal. Mit dem 4. Tage fing die Geschwulst allmählich an zu schwinden 
und ich konnte das Bein wieder etwas bewegen. Am 9. Tage war wenig mehr von 
der Geschwulst zu bemerken; aber noch an demselben Tage bekam ich unerwartet im 
anderen Beine heftige Schmerzen, dasselbe schwoll an, wurde steif und blau, genau 
wie zuvor das linke; das alles vollzog sich in kaum drei Stunden. So stark wurde 
rechts die Geschwulst ja nicht, und ich hatte hier auch nicht solche starke Schmerzen 
wie beim linken Beine. Während der Erkrankung der Beine habe ich sehr wenig 
geschlafen, und während der kurzen Zeit in der ich schlief, habe ich immer sehr stark
	        
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