Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Im Lösungsstadium wird es schon möglich sein, auch Bettdampf 
bäder, Dreiviertel-Packung mit angelegten Kruken neben den übrigen, 
angeführten Anwendungsformen zu geben und so den gestörten Stoff 
wechsel wieder zu regeln. 
Was nun die Ernährung anbelangt, so giebt es ja bei Säug 
lingen nichts als Milch von gesunden Kühen auch mit Haferschleim 
verdünnt. Bei älteren Kindern vermeide man all und jede Fleisch 
kost, alle gezuckerten feinen Mehlspeisen, Kaffee, Thee, Bier. Da 
gegen sind Suppen oder Breie von Gries, Graupen, Grütze, Hafer 
schleim neben schönen frischen oder getrockneten Gemüsen und Obst 
von grossem Vorteil und werden die Kräfte der Patienten erhalten. 
Dies wäre in grossen Zügen, soweit es eben der Raum gestattet, 
was wir über den Keuchhusten zu sagen hätten. 
Einige Anwendungsformen der Naturheilkunde. 
Von W. Siegert-Berlin. 
H. Nachdruck verboten. 
Noch merke einiges Wichtige bezüglich der Ganzpackungen! 
1. Hast du keine genügend grosse Wolldecke, so behilf dich mit zwei 
kleineren, die aber in der Mitte übereinander greifen müssen. 
2. Legst du auf das Leintuch (2) kein feuchtes Handtuch (3), so 
bleiben unter den Armen freie Stellen. Das ist unangenehm und beschränkt 
die Wirkung. 
3. Hals, Arme und Beine umstopfe gut mit dem feuchten Leintuch, so 
dass die ganze Oberfläche des Körpers damit bedeckt ist. 
4. Oft packt man auch die Püsse feucht mit ein. Da aber die Gefahr 
besteht, dass sie in der Packung kalt werden, so thust du gut, sie nur in 
die Wolldecke (1) einzuschlagen. Beobachtet ein erfahrener Arzt die Ein 
packung, so wird er nach seinem Ermessen so oder so handeln; wer seiner 
Sache nicht ganz sicher ist, lässt besser die Eüsse frei. 
5. Sind die Eüsse des Fiebernden kühl, so lege eine Wärmkruke 
(siehe später!) daran und packe ihn erst, wenn die Eüsse gut warm sind. 
6. Winde die Leintücher so stark als möglich aus. Sie müssen sich 
beinahe wie trocken anfühlen. Zu nasse Tücher kühlen mehr als gut ist. 
„Mit stark ausgewundenen Leintüchern benimmt man nicht nur auf sanfte 
Weise die Hitze, sondern regt auch die Hautthätigkeit lebhaft an. Lieber 
eine Einpackung mehr, als das Tuch zu nass. Man kommt so zwar langsamer,, 
aber sicheret zum gewünschten Ziele“ (Priessnitz). Auch hier gilt, was oben, 
gesagt wurde: Beobachtet ein erfahrener Arzt die Packung, so lässt er wohl 
unter Umständen einmal das Leintuch etwas weniger auswinden. 
7. Nimm das Wasser für die Leintücher sommerwarm (16—20° R.). 
Je schwächlicher oder schwächer der Patient, je stärker das Eieber ist, desto- 
höher wähle die Temperatur; über 20° hinaus gehe aber nicht. Kaltes. 
Wasser kühlt zu stark; es übt einen zu grossen Nervenreiz aus und ruft 
dadurch eine lebhafte Blutbewegung, eine zu erhöhte Reaktion hervor. 
Das beunruhigt den Kranken. Das Eieber wird mit höher temperiertem 
Wasser mehr gemildert als mit kühlerem oder gar mit kaltem. „Das Eieber 
darf nicht zu rasch durch kaltes Wasser vertrieben, sondern nur ganz all 
mählich durch kurze feuchte Einpackungen und ein hoch temperiertes Bad 
gehoben werden“ (Priessnitz). 
8. Es ist in der Hauptsache gleich, welcher Art die Krankheit ist. Ob 
du es mit Masern, mit einem Scharlachfieber, mit Diphtheritis, einer Lungen 
entzündung, einem Typhus oder einer anderen fieberhaften Krankheit zu thun 
hast — immer wirst du das Eieber durch kurze, feuchte Einpackungen am
	        
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