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Luft hinzu, so ist es ja klar, dass der Stoffumsatz ein unregelmässiger
sein wird und vor allem, dass der Nerv, welchem diese Funktionen
zugewiesen sind, schlecht ernährt wird und dass die Natur schliesslich
durch diesen Prozess „Keuchhusten“ als Naturheilprozess den Ver
such macht, den angehäuften Schleim in den Verdauungswerkzeugen
auf dem Brustwege, durch die Atmungsorgane wieder zu entfernen.
Wir wollen zugleich darauf hin weisen, dass die Verfechter der
Ansicht, in dem Keuchhusten nur einen einfachen lokalisierten
Katarrh zu sehen, nicht im stände sind, das sich meistens im Anfangs
stadium einstellende Fieber, welches freilich meistens nur sehr gering
ist und 39 0 nicht übersteigt, und das später wieder verschwindet,
zu erklären.
Dass dieses Fieber nicht abhängig vom Katarrh ist, geht daraus
hervor, dass ersteres verschwindet, letzterer sich weiter auf den
Kehlkopf und die Bronchien verbreitet. Aber das Vorhandensein des
Fiebers überhaupt, wenn auch nur gering, deutet auf ein Ergriffen
sein des ganzen Organismus hin. Auch ist es durchaus nicht richtig,
den Husten als durch den Katarrh bedingt anzusehen, vielmehr ist
derselbe auf ein . Ergriffensein des Centralnervensystems zurückzu
führen, dies beweisen schon die krampfartigen Erscheinungen und das
Erbrechen, welches Henoch sogar als nervöses Erbrechen bezeichnet.
Dass der Keuchhusten ansteckend ist, halten die Anhänger
dieser Theorie, zu der wir uns nur ganz bedingt bekennen,' als selbst
verständlich.
Wie oft geschieht es aber, ebenso wie bei Masern, Scharlach,
Pocken und anderen sogenannten Infektionskrankheiten, dass die in
der Umgebung der Patienten sich befindenden Kinder nicht ergriffen
werden. Gute hygienische Massregeln werden stets und immer eine
Weiterverbreitung verhindern, und der bis jetzt noch nicht ge
fundene, aber wahrscheinlich noch zu entdeckende Bacillus wird sicher
keinen Nährboden finden.
Die Veranlagung zum Keuchhusten ist bei Knaben und
Mädchen gleich gross. Es werden besonders Kinder zwischen der
ersten und zweiten Zahnung, also dem siebenten Lebensmonat bis
zum siebenten Jahre befallen. Indes finden wir auch Fälle, dass
Brustkinder, ja dass Neugeborene Keuchhustenerscheinungen zeigen.
Bei letzteren möchte wohl die Veranlassung in der falschen Ernährung
und Verhalten der Mutter während der Schwangerschaft zu suchen
sein. Es werden dann durch den placentare# (Mutterkuchen) Blut
kreislauf Uebelstoffe der mit dem mütterlichen Organismus eng zu
sammenhängenden Frucht zugeführt, die Keuchhusten auslösen. Vom
siebenten Lebensjahre an nimmt die Empfänglichkeit ab, Erwachsene
werden sehr selten befallen.
Erkennungszeichen und Verlauf. Im allgemeinen
unterscheidet man drei Stadien: 1. das katarrhalische Stadium, 2. das
nervöse krampfhafte Hustenstadium, 3 das Stadium der Lösung. Die
Anhänger der Ansteckungstheorie nehmen vier Stadien an, und zwar
als erstes die Zeit von der Ansteckung bis zum katarrhalischen
Stadium, können aber einen bestimmten Zeitraum nicht angeben.
Wir nehmen die drei vorher angeführten Stadien als fest
stehend an.
1. Das katarrhalische Stadium beginnt entweder unter