Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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anrücken und Ganzpackungen, Dampfbäder und wer weiss was alles 
verordnen, wo eine Pincette zum Herausziehen genügt. 
Anders ist es aber bei dem Allgemeinleiden, bei der Furunku- 
losis. Da gilt es zuerst, den ganzen Körper genau zu studieren, den 
Stoffwechsel zu prüfen, den Urin zu untersuchen und dann nach ge 
stellter Diagnose gegen das Grundleiden (Verdauungsstörung, Blut 
armut, Zuckerkrankheit) vorzugehen. Da ist denn eine systematische 
Allgemeinkur, bestehend in reizloser Kost, Ganzpackungen, Bädern, 
Luft- und Sonnenbädern, Massage am Platze, um den Entzündungs 
erregern den Nährboden zu entziehen. Nebenbei werden natürlich 
die einzelnen Furunkeln nach denselben Grundsätzen wie oben be 
handelt. — 
Keuchhusten. 
E. Bartsch - Berlin. 
Die Anschauungen darüber, ob der Keuchhusten zu den an 
steckenden epidemischen Allgemeinerkrankungen gehört, ob er ein rein 
lokalisierter Katarrh oder eine Nervenerkrankung ist, gehen sehlr aus 
einander. 
Wir wollen unseren Standpunkt von vornherein dahin präzi 
sieren, dass wir seinen Sitz in das Centralnervensystem, besonders 
in das verlängerte Mark verlegen und zwar trifft er das Gebiet des 
10. Gehirnnerven, des nervus vagus, des herumschweifenden Nerv. 
Wir stehen mit unserer Ansicht nicht vereinzelt da. Soviel wir 
uns entsinnen, nahm der verstorbene H. Canitz denselben Standpunkt 
ein, auch Oberst Spohr und andere bekennen sich hierzu. Wenn wir 
die Anschauungen ausserhalb der Naturheilmethode durchstreifen, so 
finden wir z. B. in Ziemssens und Erlenbergers Handbuch, auch bei 
Henoch, ähnliche Anschauungen vertreten. 
Dieser nervus vagus, der herumschweifende Lungen-Magennerv, 
verbreitet sich am Halse, in der Brust- und Bauchhöhle. Er be 
teiligt sich beim Schluckakt, an der Magen- und Darmbewegung, an 
der Atmung in der Luftröhre und ihren Verzweigungen in der Lunge 
den Bronchien, an der Stimmbildung, an der Absonderung der Magen 
drüsen und der Leber, an der Kegelung der Gefässthätigkeit in den 
Lungen und Gedärmen, an derjenigen der Herzthätigkeit, an der 
Empfindung von Schlund, Speiseröhre, Magen und Kehlkopf. 
Und da die Erscheinungen des Keuchhustens sämtlich in diese 
angeführten Gebiete fallen, so sind wir wohl berechtigt, den Grund 
der Erkrankung in einer Störung des Stoffwechsels und dadurch her 
vorgerufener Funktionsstörung dieses Nerven zu sehen und die sich 
hieran anschliessenden Erscheinungen des Keuchhustens entwickeln 
sich eben als Folgeerscheinungen dieser Störungen. Wir sehen ihn 
also nicht als eine lokale Erkrankung der Atmungswerkzeuge als 
einen spezifischen Katarrh an, sondern als eine Allgemeinerkrankung 
des Organismus, deren Prozess sich hauptsächlich in den angeführten 
Gebieten abspielt und bei welchem hauptsächlich die Verdauung, die 
Magen- und Darmthätigkeit in Mitleidenschaft gezogen sind. Man muss 
also wohl auf den Gedanken kommen, dass unpassende Ernährung 
und durch diese bedingte Verschleimung des Magens und Darmkanals 
den Hauptgrund abgeben. Kommt nun noch Einatmung verdorbener
	        
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