Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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mit Baderegeln anschlagen lässt,, damit das Baden in vernünftiger Weise 
geschieht und die Kinder nicht zu lange im Wasser bleiben, da solche 
Bäder schädlich sind. 
— Verwerfliche Reklame. Welche Nachteile unserer Methode und natur- 
gemäss auch unserer Bewegung durch die Reklamesucht einzelner Anstalts 
leiter und Naturärzte zugefügt werden, beweist der folgende Fall, den wir 
der Münchener med. Wochenschrift (No. 21, Jahrg. 1898, Seite 677) ent 
nehmen. Es heisst da wörtlich: „Sodann stellte Prof. Mrazek, Wien, einen Fall 
von Syphilis ulcerosa vor, welcher durch das sog. Naturheilverfahren bis 
an den Band des Grabes gebracht wurde. Als Mrazek den Kranken sah, 
hatte derselbe 53 Geschwüre am Körper, pfennig- bis guldenstückgross, 
welche sich peripher ausbreiteten. Aufs äusserste herabgekommen, konnte 
sich der Kranke kaum aufrichten, hatte einen fadenförmigen Puls, war sehr 
abgemagert; die Haut fahl, kühl, faltig. Vor 472 Monaten infiziert, war er 
sofort, als das Exanthem erschien, in eine Anstalt gegangen, woselbst bloss 
das sog. Naturheilverfahren geübt wird. Neun volle Wochen blieb er da, 
bis er den Zustand hatte, in welchen ich ihn sah. Und nun kommt die 
Frechheit in voller Substanz: Die erwähnte Anstalt hat eine Broschüre 
veröffentlicht: „Syphilis ohne Quecksilber und Jod heilbar“, in welcher 
derselbe Fall als mit vegetabilischer Nahrung, Dampfbädern, Zinnkraut- 
Kompressen etc. geheilt dargestellt wird! Der Kranke habe am 
ganzen Körper glatt und rein, nur noch im Gesichte mit einigen 
in Abheilung befindlichen Stellen „dankerfüllt“ die Anstalt ver 
lassen, um zu Hause „durch eine leichte Nachkur“ die Reste seines Leidens 
zu beseitigen. Der Fall beweist abermals, was wir Aerzte übrigens schon 
längst wissen, dass das Kurpfuschertum an Ignoranz und Frechheit sich 
selbst überbietet und dass es endlich an der Zeit wäre, wenn solchem nichts 
würdigen Gebahren staatlicherseits energisch an den Leib gerückt würde.“ — 
Wir bringen die Mitteilung unverkürzt zum Abdruck, um unsern Lesern 
zu zeigen, wie ärztlicherseits aus derartigen Vorkommnissen Kapital ge 
schlagen wird. Jeder erfahrene Anhänger der Naturheilkunde weiss, dass 
wir Syphilis ohne Jod und ohne Quecksilber mit unsern Anwendungsformen 
vollständig und dauernd zur Heilung zu bringen vermögen und das Queck 
silber wohl die Symptome der Krankheit momentan zum Schwinden bringt, 
den Kranken aber mit tötlicher Sicherheit dem körperlichen Ruin entgegen 
führt. Andererseits wissen wir auch, dass die vollständige Ausheilung 
schwerer Fälle sich nicht in wenigen Wochen ermöglichen lässt und ver 
urteilen es ebenso wie Herr Prof. Mrazek auf das entschiedenste, wenn die 
betr. Naturheilanstalt den vorliegenden Fall in ihren Reklameschriften als 
einen Heilerfolg hinstellt. Mit Recht pennen wir dieses Gebahren einen 
strafbaren Charlatanismus und wir werden im Wiederholungsfälle die be 
treffende Anstalt unnachsichtlich nennen und vor derselben warnen. 
—^ Bücherschau. 10— 
— Die Behandlung der Brille, über deren Arten und Anwendung nebst anderen 
nützlichen Belehiungen für Brillenträger von K. Christeinicke. Neubearbeitet von 
Hermann Kubasch. IV. Aufl. Dresden. Hellmuth Henklers Verlag. 1898. — Der 
Beachtung unserer Leser empfohlen. 
— Der Kneippkur-Charlatanismus. Irrlehren und Widersprüche des kneipp- 
systems. Arzneimittelaberglaube der Vergangenheit und Gegenwart. Die Heilkunde 
der Zukunft. — Verfasst und herausgegeben von Apotheker Adolf Boneberger, 
Besitzer der Naturheilanstalt Hayenbad-Windelheim (Bayern). Im Selbstverläge des 
Verfassers. — Der Schluss des Buches bildet eine Empfehlung des demnächst er 
scheinenden Werkes „Der Mayenbader Hausarzt“, welches ebenfalls von Herrn Bone 
berger verfasst wird. 
— An die Politiker. Auch ein Wort zu den Wahlen. Von Dr. Wilhelm Bode, 
Hildesheim. Preis 10 Pf., 10 Stück 60 Pf., 100 Stück 5 Mk. Ein vorzügliches Flug 
blatt, welches auch nach den Wahlen seine Wirkung nicht verfehlen wird.
	        
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