Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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und es lag der Gedanke nahe, diese Erfahrungstatsache auch für die sog. 
Frauenleiden nutzbar zu machen Denn gerade auf diesem Gebiete giebt es 
eine ganze Reihe von Krankheitserscheinungen, welche lediglich auf mangel 
hafter Cirkulation beruhen und nur durch Regelung dieser zu beseitigen sind; 
dann auch solche, welche durch eine möglichst energische Steigerung der 
arteriellen Blutzufuhr — sei es, dass es sich um akute Entzündungszustände 
der gesamten Unterleibsorgane handelt, oder um chronische Zustände, um 
Exsudate — zur Heilung geführt werden können. 
In der Form von Bädern, Umschlägen, Douchen, durch gymnastische 
Hebungen hat man diesen Effekt zu erreichen gesucht und ist auch wirklich 
teilweise zum Ziele gelangt. 
In den letzten Jahren nun war es neben den Wasseranwendungen besonders 
auch die Thure-Brandtsche Gebärmutter-Massage, welche mächtig auf die Cirkula 
tion einwirkte/staunenswerte Erfolge gezeitigt und manche Operation über 
flüssig gemacht hat. Allgemeinen Eingang hat jedoch die Thure-Brandtsche 
Massage nicht gefunden; unsere Frauenärzte verhalten sich ihr gegenüber zum 
grossen Teil noch, gelinde gesagt, indifferent. Das Publikum konnte infolgedessen 
des Segens der Massage nur in seltenen Fällen teilhaftig werden und, da dieselbe 
nur vom Arzt selbst ausgeführt werden soll und darf, wurde zudem diese Be 
handlungsweise für das nicht bemittelte Publikum viel zu kostspielig, insofern 
oft erst nach monatelangem Massieren der Erfolg sich einstellt. 
Es galt nun, eine Form ausfindig zu machen, welche sowohl die Vorteile 
der Hydrotherapie als auch der Tlmre-Brandtschen Massage in sich vereinigt 
und — dem Patienten nur ganz minimale materielle Opfer auferlegt. 
Diese Form ist gefunden und zwar in der, durch den neu in den 
Handel gekommenen, in vielen Staaten patentierten Wechseldouche-Apparat er 
möglichten, Anwendung von Wechselspülungen der weiblichen Genitalien. 
Alle Formen, wie sie uns das Naturheilverfahren zur Verfügung stellt, 
besonders bei Frauenleiden, haben vor allem den einen grossen Endzweck, eine 
Regelung oder Steigerung der Cirkulation in der Gebärmutter, sowie den gesamten 
Unterleibsorganen zu bewirken; und auch die Erfolge der Thure-Brandtschen 
Massage dürften in allererster Linie auf diesen Umstand zurückzuführen sein. 
Der Begriff der Kräftigung der Unterleibsorgane und der Steigerung resp. 
Regelung der Blutcirkulation decken sich insofern, als die erste einfach die 
Folge der letzten ist. 
Analog den Wechselfussbädern z. B. werden die weiblichen Genitalien 
abwechselnd mit heissem und kaltem Wasser \ durchspült und dadurch that- 
sächlieh eine in das Extrem gesteigerte Cirkulation in den gesamten Unterleibs 
organen erzielt; andererseits haben wir jetzt ein ungemein einfaches Mittel in 
der Hand, uni eine Regelung der Cirkulation herbeizuführen, welche in der 
verschiedensten Weise sich ausprägt. 
Ununterbrochene Versuche seit drei Jahren bei hunderten der mannig 
faltigsten Fälle lassen die Anwendung der Wechseldoucheii geradezu als ge 
boten erscheinen und sichern derselben künftighin den t ersten Rang in der 
Therapie der Frauenleiden. 
Giebt es doch — ausgenommen bösartige Geschwülste und starke Ver 
lagerungen und Verwachsungen — kaum ein Frauen-Unterleibsleiden, welches 
nicht unbedingt bei richtiger Anwendung der Wechseldouche günstig beeinflusst 
würde, ganz gleich, ob es sich z. B. handelt um Endo-, Para- und Perimetritis, 
um Entzündung der Eierstöcke, der Tuben und so fort, oder aber um 
MenstruationsStörungen irgend welcher Art, um alte Entzündungen, 
Katarrhe, Ausfluss oder Exsudate! In den allerseltensten Fällen wird man im 
Stiche gelassen werden, vorausgesetzt, dass die Anwendung der Wechseldouche 
keine schablonenhafte sei, insofern es dem physiologisch denkenden Arzte über- 
*) Endometritis; Entzündung der Gebärmutterschleimhaut. Parametritis: Ent 
zündung bestimmter Teile des Beckenzellgewebes. Perimetritis: umschriebene Entzündung 
des Bauchfellabschnittes in der Umgebung der Gebärmutter,
	        
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