Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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je mehr er eine in erhöhter Thätigkeit begriffene oder eine sonstwie 
'empfindlich gewordene Haut trifft. Ein kalter Windzug, eine kalte 
Durchnässung sind demgemäss besonders schädlich, wenn die Haut er 
hitzt und in Schweiss ist, oder wenn sie jemanden treffen, der durch 
übermässig warme Kleidung, durch den Missbrauch warmer Bäder, 
durch den fortwährenden Aufenthalt in der Stube seine Haut ver 
zärtelt hat. Ausser den vorübergehenden Witterungseinflüssen, ge 
bührt aber auch den langsamen Einwirkungen schädlicher Kleidung 
und Wohnung ein grosser Anteil an der Erzeugung rheumatischer 
Krankheiten. Allzuleichte Bekleidung, unvollkommene Bedeckung 
beim. Schlafen, der lange Aufenthalt in kalten, feuchten, kellerartigen 
Wohn- oder Arbeitsräumen veranlassen sehr häufig ein hartnäckiges 
Reissen. Noch mehr, als wenn der ganze Körper einer bedeutenden 
Kälte ausgesetzt wird, wirkt die teilweise Abkühlung eines Haut- 
•.striches, wäre sie auch geringeren Grades. So kann uns der feine 
Zugwind, der unseren Arm trifft, wenn wir im warmen Zimmer an 
einem nicht vollkommen schliessenden Fenster schreiben, einen sehr 
ernsten Schaden zufügen, so wird die Erkältung der Füsse mit 
Recht als eine von den Hauptanstifterinnen des Rheumatismus an 
gesehen. 
Die rheumatischen Krankheiten verlaufen bald in kurzer, bald 
in längerer Zeit, bald ohne, bald mit Fieber, und die fieberhafte 
Form geht nicht selten in die fieberlose über. Die heftigste, 
-schmerzhafteste und gefährlichste von allen Formen aber ist der hitzige 
Gelenkrheumatismus, eine Krankheit, die vorzugsweise in den mittleren 
Jahren vorkommt. 
Die Krankheit beginnt mit Frostschauern und einem Gefühle 
von Steifigkeit in den Gelenken, dann folgt brennende Hitze, starker 
Durst, heftiges Kopfweh. Nach wenigen Stunden, oder auch im Ver 
laufe von zwei bis drei Tagen schwellen mehrere oder auch alle 
Gelenke an, werden rot, gespannt und dermassen schmerzhaft, dass; 
der leiseste Versuch einer Bewegung, ja die leiseste Erschütterung 
des Fussbodens in der Umgebung des Bettes die Kranken peinigt. 
Die Patienten liegen regungslos da, können keine Hand zum Munde 
führen; nicht einmal den Mund können sie öffnen, wenn die Kiefer 
gelenke ergriffen sind. Eine traurige Erleichterung ist es für sie, 
dass die schmerzhaften Anschwellungen von einem Gelenk auf ein 
anderes überzuspringen pflegen, oft so rasch, dass, wenn wir am 
Abend das eine Knie noch rot und aufs höchste gespannt sehen, 
Schmerz und Röte am folgenden Morgen verschwunden sind, aber 
dafür einen der beiden Ellenbogen unbeweglich machen. 
Sehr auffallend verhalten sich in dieser Krankheit die Haut und 
der Urin, so wird die Haut mit reichlichem, sauer riechenden Schweiss 
bedeckt, und in dem abgekühlten Harn fällt ein starker ziegelfarbiger 
Satz zu Boden. — Um den unglücklichen Zustand der Kranken noch 
peinigender zu machen, ist auch ihre Verdauung in hohem Grade 
gestört. Sie klagen über einen pappigen oder bitteren Geschmack 
und schlechten Stuhlgang. 
So dauert der Zustand drei bis vier Wochen, dann lässt das 
Fieber nach, die Schmerzen werden, besonders in der Nacht, erträg 
licher, die Bewegungen freier, und der Appetit kehrt wieder. Die 
allmälige Besserung pflegt sich bis in die sechste Woche hinzuziehen.
	        
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