Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Krankheit, sondern nur Massnahmen für diesen oder jenen Kranken. Sie 
richten sich nach dem Alter, dem Kräftezustande, nach der Stärke des 
Fiebers, nach vorhandenen örtlichen Störungen, regeln sich danach, wie der 
Körper auf die Anwendung des Wassers antwortet (reagiert), und müssen 
genau dem einzelnen Falle angepasst (individualisiert) werden. Das ist nun 
nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick aussieht, erfordert aber vor 
allem Nachdenken, sowie eine genaue Kenntnis der Anwendungsformen und 
ihrer Wirkungen. Wer sie besitzt, wird im einzelnen Falle kaum fehlgreifen. 
Dieser Gedankengang leitete mich seinerzeit bei Abfassung meines Büchleins.*) 
Ich wollte zum Denken in Gesundheitsfragen anregen, die Leser zwingen, 
sich über die Grundgedanken der Naturheilkunde klar zu werden und diese 
sinngemäss auf den einzelnen Fall anzuwenden. 
„Keine Packungen mehr!“ — Mit diesem Kufe sucht eine gewisse Rich 
tung in der Naturheilkunde, die die Reklame äusserst geschickt zu hand 
haben versteht, Anhänger für ihre Anschauungen zu werben. Die Packungen 
sind etwas umständlich — ohne Zweifel; aber sie gehören zu den wirk 
samsten, durch nichts zu ersetzenden Anwendungsformen der Naturheilkunde, 
und auch der weniger Geübte kann damit kaum jemals irgendwelchen 
Schaden anrichten. 
Eines Tages begegnete ich dem Vater eines früheren Schülers, eines 
kräftigen Jungen, der jetzt etwa ' 14 Jahre zählen musste. „Und der Flor 
um den Arm?“ „Mein Junge“ — weiter kam der Mann vorläufig nicht. 
Der Knabe bekam Scharlach. Der Vater rief einen „Wasserarzt“. Dieser 
wendete nur Halbbäder an. Der Vater, ein alter Wasserfreund, bat wieder 
holt, doch Ganzpackungen zu geben. „Das thut man jetzt nicht mehr“ 
1 = Wolldecke. 
2 = feuchtes Leintuch. 
3 = feuchtes Handtuch. 
— hörte er sagen. „Hätte sie mein Junge bekommen, er lebte 
sicher noch.“ — Ich konnte dem Manne innerlich nicht ganz Unrecht geben. 
Ganzpackungen sind bei allen fieberhaften (akuten) Krankheiten das 
wirksamste Mittel, und auch bei den meisten chronischen Zuständen von 
hoher Bedeutung. Wer sie in gesunden Tagen fleissig übt und an sich und 
am Krankenbette ausprobiert hat, wird sie mit Vorliebe anwenden. Die 
Ganzpackung ist die beste Waffe im Kampfe gegen zu hohes Fieber. Wer 
sich ihrer bei den ersten Vorboten einer fieberhaften Erkrankung (Schwere 
in den Gliedern, Unlust zum Arbeiten, eingenommenen Kopf, Frösteln mit 
Hitze abwechselnd; bei Kindern vor allem gnauiges Wesen) bedient, wird kaum 
zu befürchten haben, dass die Krankheit zu lebenbedrohender Höhe ansteigt. 
*) Die Naturheilkunde in ihren Anwecdüngaformen und Wirkungen. 
55. Tausend. 223 Seiten. Zahlreiche Abbildungen. Preis 2 Mark. Vereine bedeutende 
Ermässigung. Verlag von Wilhelm Möller, Berlin, Prinzenstr. 95. 
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