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1895 807,
1896 1118,
1897 1905.
Aehnliches könnten uns die Statistiken von Basel, New-York
und anderen Städten erzählen. Wir halten aber das erbrachte Beweis
material für kräftig genug, um den Funken des Serumaberglaubens
in den Herzen des denkenden Teiles der Menschheit zu erdrücken.
Eins freilich wird uns jetzt klar, dass nämlich die Serumärzte
trotz ihrer „günstigen“ Erfolge immer stärkere Dosen in Anwendung
bringen. Dr. Ehrlichs Buch „Ueber die Wertbestimmungen des
Diphtherie-Heilserums“ giebt uns nach dieser Richtung die nötige
Auskunft. Hier erfahren wir, wie anfangs nur 60—80 Einheiten ge
geben wurden, während man jetzt bis zu 6000 ja 10 000 Einheiten
steigt, weil, man höre und staune, „minimale Dosen (von 60 bis
80 E.) vollständig wirkungslos sind“.
Wodurch mag man wohl in der ersten Zeit bei den „voll
ständig wirkungslosen“ Dosen von 60—80 Einheiten die über
raschend günstigen“ Resultate erzielt haben?
Und das nennt sich medizinische Logik! So verschwindet auch das
Serumgespenst vor den hellen Strahlen des gesunden Menschenverstandes
und hinterlässt nichts als Verwirrung in schwachen Köpfen, frische Grab
hügel für die armen Verblendeten, die sich seiner Führung an vertrauen,
und volle Taschen für Erfinder, Produzenten, Händler und Aerzte.
Zu einem aber könnte uns der Serumrummel antreiben, nämlich
einmal eine Statistik darüber aufzustellen, wie hoch der Prozentsatz
der Sterblichkeit Diphtheritiskranker bei naturgemässer Behandlung
ist. Ich glaube bestimmt, dass wir der erstaunten Welt auch ohne
Anwendung von unsauberen Kniffen Zahlen nennen könnten, die sich
weit unter den niedrigsten angeführten Sterblichkeitssätzen bewegten,
wie das Sanitätsrat Dr. Bilfinger für seinen Teil bei einem Sterb
lichkeitsprozentsatz von 5% beweisen konnte.
Das beste Mittel aber im Kampfe gegen immer erneute Giftattacken
der strebsamen Medizinwissenschaft ist die Aufklärung in unseren
Vereinen, und wir freuen uns deshalb ganz besonders, dass eine grosse
Anzahl Arbeiter der Höchster Farbwerke, in welcher bekannter-
massen „Heilserum“ fabriziert wird, das Heil der Gesundheit nicht in
dem Serum ihrer Fabrik, sondern im Höchster Naturheilverein gesucht
und gefunden haben.
Einige Anwendungsformen der Naturheilkunde.
Von W. Siegert-Berlin. _ T , , . . ,
° Nachdruck verboten.
Ich gehe mit einem gewissen Zagen an die Arbeit, weil ich fürchte,
den meisten nichts neues bieten zu können. Die Redaktion wünscht aber
der vielen „Neulinge“ wegen einige wichtige Anwendungsformen besprochen
zu haben, und so wollen mich denn die Leser der „altbackenen Ware“
wegen freundlichst entschuldigen.
Wer die Naturheilkunde in Krankheitsfällen nach dem Grundsätze:
„Hie Krankheit — hie Mittel“ anwendet, wer beim Ausbruch einer
Krankheit schleunigst nach einem mehr oder minder dicken Buche greift,
um das dort über die betreffende Krankheit Gesagte nachzulesen, wird kaum
besondere Erfolge erzielen. Die Naturheilkunde hat keine Mittel, keine be
stimmte Behandlungsweise, keine besondere „Kur“ bei dieser oder jener