Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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nischen Wochenschrift liesst, dass die Sterbliclikeitsziffern für Diphteritis«. 
fälle in den serumfreien Jahren 1893— 46% und 1894 — 40,9% be 
trugen, während sie nach Einführung der Serumtherapie 1895 aui 
19,7 %> 1896 auf 15,2 % und 1897 auf 26,5 % herabgingen. 
Und doch besitzen diese Zusammenstellungen keinerlei wissen 
schaftlichen Wert. 
Nehmen wir zunächst an, diese Zahlen wären einwandfrei, so ist damit 
keineswegs ohne weiteres die Wirkung der Serumtherapie nachgewiesen. 
Kann das Herabgehen der Sterblichkeitsziffern nicht schon darin 
seinen Grund haben, dass die Medizin durch die neue Behandlungs 
weise von der alten barbarischen Aetzbehandlung abgekommen ist? 
Muss man ferner nicht auch die Thatsache berücksichtigen, dass 
Epidemien periodenweis und zwar in steigenden und fallenden Kurven 
auftreten. Wie nun, wenn die Serumbehandlung gerade zur Zeit einer 
absteigenden Kurve einsetzt? 
Halten wir uns zur Erläuterung des Gesagten die statistischen 
Tabellen Madrids vor Augen. 
Hier betrug die Sterbeziffer für Diphtheriefälle 
1886 1587, 
1889 .... 763, 
1893 196. 
Es ist also in Madrid ohne Serumbehandlung eine solche 
enorme Abnahme der Sterblichkeitsziffern zu verzeichnen, wie die 
^Behringtabellen“ bis jetzt in keinem einzigen Fall aufzuweisen haben. 
Beachten wir nun weiter, dass die Daten der Wiener klinischen 
Wochenschrift die Sterblichkeitsziffern in Prozenten ausgedrückt 
bieten, so dürfen wir zur richtigen Beurteilung der gegebenen Zahlen 
eine Bemerkung des Baseler statistischen Amtes nicht überschlagen, 
welche darauf hinweist, dass „jetzt alles, was Halsentzündung oder 
Belag des Halses ist, Diphtheritis genannt wird“. Dadurch werden die 
Diphtheritiszahlen um leichte Fälle vermehrt, die Sterblichkeits- 
Wahlen aber, sie mögen die gleiche Höhe wie früher behalten, werden, in 
Prozenten ausgedrückt, in demselben Masse kleiner werden, als die 
leichten „Auch-Diphtheritisfälle“ hinzugerechnet sind. 
Wie infolgedessen die „Diphtheritiserkrankungen“ zugenommen 
haben, mögen folgende Beispiele beweisen: 
Beispiel 1: Das Grazer Kinderhospital hat diphtheritiskranke 
Kinder zu verzeichnen 
im Jahre 1891 . . . 25, 
„ „ 1892 ... 34, 
„ „ 1893... . 38. 
Bei Beginn der Serumreklame stiegen die Zahlen 
im Jahre 1894 auf 102 und 
n „ 1895 auf 177 Fälle. 
Da die Einführung der Serumbehandlung erst im letzten Quar 
tale des Jahres 1894 stattfand, so ist es äusserst lehrreich, auch die 
Zahlen der einzelnen Quartale kennen zu lernen: 
1. Quartal 13 J 
2. „ 161 ohne Serumbehandlung 
3. „ 19) 
4. 54 nach Einführung der Serumtherapie. 
Beispiel 2: Im Baseler Hospital betrug die Zahl der Diph-
	        
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