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zinische Wissenschaft wandeln, sondern auch diejenigen zur Reue und Umkehr be~
wegen, die (vielleicht in bester Absicht) irrend unsagbares Unheil über die ihnen ver
trauende kranke Menschheit gebracht. R. D 1.
— Der praktische Hypnotiseur. Knrzgefasste volksverständliche Anleitung zum
Hypnotisieren sowie zur Erteilung von Suggestionen zu Heil- und Erziehungszwecken
von Reinh. Gerling. Fünfte Auflage. (17—22 Tausend.) Mit 8 Illustrationen.
Preis 1 Mark. Berlin, Verlag von Wilhelm Möller, Prinzenstr. 95. — Eine noch
malige Empfehlung des populären Buches ist wohl kaum angezeigt, da der Inhalt
desselben als die beste Empfehlung betrachtet werden darf. In drei Jahren sind
16 Tausend Exemplare des Buches verbreitet worden, und selbst die gegnerische
Presse hatte nur Aeusserungen der Anerkennung. Die soeben zur Versendung ge
langende fünfte Auflage weist eine bedeutende Inhaltsvermehrung und durchgreifende
Veränderungen auf, die dem gegenwärtigen Stande der Erfahrung und Wissenschaft
entsprechen. Es wird demnach auch der Kenner früherer Auflagen manches neue
und zahlreiche beachtenswerte Winke finden. — Die Ausstattung des Buches ist an
sprechend, das Papier gut und der Druck klar, was besonders auch von den neuein-
gefügten Illustrationen Geltung hat. J. Groll.
—#1 Feuilleton. gfc—
Linkshändig.
Eine Humoreske von W. Fr icke, Bielefeld.
„Wir sind zwei Schwestern,“ lässt Benjamin Franklin die linke Hand’
reden, „und die beiden Augen des Menschen können sich nicht ähnlicher
sein, noch in besserem Verständnisse mit einander leben, als meine Schwester
und ich, aber die Parteilichkeit unserer Eltern hat den kränkendsten, Unter
schied zwischen uns gemacht. Von meiner Kindheit an gewöhnte man mich,,
meine Schwester als ein höheres Wesen zu betrachten. Ich musste ohne
allen Unterricht aufwachsen, während bei der Erziehung meiner Schwester
nichts gespart wurde. Sie ist im Schreiben, in der Musik, im Zeichnen
unterrichtet worden, aber wenn ich mir etwa einfallen liess, einen Bleistift,
eine Feder oder eine Nadel anzurühren, so erhielt ich strenge Verweise und
oft schlug man mich, wenn ich unbeholfen und ungeschickt war. Es ist
zwar wahr, dass meine Schwester bei einigen Verrichtungen meinen Bei
stand annahm, aber sie war dabei die Anführerin und rief mich nur, wenn
sie mich brauchte oder wenn ich an ihrer Seite figurieren sollte.“
Franklin ist der Meinung, dass die Rechtshändigkeit eine Sache der
Angewöhnung und Erziehung sei. Gewiss hört man schon die Mütter rufen,
wenn ihre Kleinen statt der Rechten die Linke dem Onkel oder der Tante
entgegenstrecken: Pfui, die Linke! Gieb doch die rechte Hand! oder: Man
muss nicht den Löffel mit der Linken nehmen!
Diese Jugendpredigten haben den Charakter einer künstlichen Ange
wöhnung, wie nicht zu leugnen ist, auch deuten sie an, dass ursprünglich
der Mensch die Wahl der Bevorzugung hinsichtlich der Rechten oder Linken
hat. Der Säugling in der Wiege greift mit beiden Händchen und doch
giebt der Entwöhnte und Laufende am liebsten die Linke, wenn er ein
Händchen geben soll; der Schüchterne wird dies am meisten so machen, als
ob er hoffe, dadurch leichteren Kaufes loszukommen.
Der Ausdruck „linkisch“ bedeutet einen scharfen Tadel und doch giebt
es Völker, die meist Linkser sind, so die Hottentotten und die Bewohner
des Pendschab in Indien, bei denen also die Rechtshändigkeit die Ausnahme
ist. Ein Arzt will sogar gefunden haben, dass zwanzig Prozent der Ver
brecher linkshändig sei; in der Bibel aber wird uns mitgeteilt, dass man,
ganze Kriegerscharen aus Linksern zusammensetzte. Linkshändige haben bei
der Ausbildung zum Militär einen schweren. Stand; sie sind aber oft vor
zügliche Billardspieler.
Die „swordside“ ist den Engländern eine Ehrenseite, und Körner singt:
Du Schwert an meiner Linken,
Was soll dein feurig Blinken?