Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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und hat auch als ärztlicher Leiter insofern der Naturheilbewegung gedient, 
als er derselben zahlreiche tüchtige Laienpraktiker zuführte. 
— Gräfenberg. Die Wiege der Wasser- und Naturheilkunde wird am 
hundertsten Geburtstage von Vinzenz Priessnitz (1899) ein sehr verändertes 
Bild zeigen. Am südlichen Abhange der grossen Koppe in der Nähe des 
Mausoleums ist ein Priessnitz-Jubiläumspark angelegt worden, woselbst der 
Enkel ein Denkmal mit der Porträtbüste nach Professor Bissens Original 
.aufstellen lassen will. Das eigentliche Priessnitz-Monument, zu dem bereits 
über 4000 Gulden gesammelt sind, soll unten in Ereiwaldau seinen Platz 
finden. Von der Kurpromenade wird eine breite Linden-Allee, die zum 
.grossen Teile fertig ist, um den ganzen Koppenkegel herumgeführt werden. 
Das Koppenhäuschen ist nun auch mit einer Wasserleitung versehen, ebenso 
das böhmische Priessnitz-Monument an der prachtvollen, neu eingerichteten 
Schindler sehen Wandelbahn. Zu Ehren der Erau Priessnitz wurde am 
Koppenwege die „Sophien-Quelle u gegründet. Das Priessnitz-Monument der 
Polen hat einen anderen Standort erhalten und ist mit grotesken Eelsen- 
Iinitationen in Halbkreisform umgeben worden. Das vom verstorbenen 
Grossherzog von Mecklenburg erbaute „Mecklenburgerhaus“ ist bedeutend 
vergrössert und verschönert worden. Der Sanitätsverein vom „Weissen 
Kreuze“ hat es für leidende Offiziere übernommen. Ein Hauptfortschritt 
für die Sache selbst aber ist die Anstellung des Badearztes Dr. med. Emil Hauck 
über die Schindlerhäuser. Nun hat Dr. Schindler wieder einen Nachfolger 
ganz nach seinem Herzen. Dr. Hauck ist ein Verwandter von Priessnitz 
und schon als Gymnasiast und Student von Dr. Schindler besonders ge 
fördert worden. Er steht treu zum arzneilosen Prinzip und zu unserer Be 
wegung. Seine Thätigkeit am Grazer Krankenhause und seine Spezialstudien 
bei Winternitz, Nothnagel u. s. w., sowie seine grosse Liebenswürdigkeit, 
Bescheidenheit und Buhe geben die Gewähr, dass er die grosse Sache an 
so hervorragender Stätte nach Kräften heben wird. 
— Neue Gesichtspunkte. Der Artikel, welcher an der Spitze der Juni-Nummer 
erschien, hat allem Anscheine nach eine Fülle neuer Anregungen gegeben; denn es 
gingen uns zahlreiche Zuschriften für und wider zu. Wir werden deshalb in der 
nächsten Nummer nochmals das Thema zur Diskussion stellen, indem wir einen hoch 
interessanten Beitrag aus der Feder des Herrn C. Winter-Dresden, Vorsitzenden 
des Fünferausschusses zum Abdruck bringen. (D. Red.) 
—^ Büehersehau. ffc— 
— Zeitschrift für diätetische und physikalische Therapie. Redigiert von Prof. 
E. y. Leyden und Prof. A. Goldscheider. Verlag von Georg Thieme, Leipzig. 
— Das erste Heft dieser Zeitschrift ist soeben erschienen und bedeutet seiner ganzen 
Anlage und seinem Inhalte nach einen Triumph für die Naturheilkunde, eine Bankerott 
erklärung der Schulmedizin. In jedem Artikel und von allen Autoren wird direkt 
und indirekt das Geständnis gemacht, dass mit Arzneimitteln nichts erreicht werden 
könne, dass dagegen die physikalisch diätetischen Methoden „von hohem Wert“ seien. 
Und dieses Geständnis wird von Männern gemacht, die in der wissenschaftlichen Welt 
als allererste Autoritäten gelten. Wir nennen als Mitarbeiter nur die Professoren 
ßrieger, Ewald, Frankel, Fürbringer, Gerhardt, Heubner, Jolly, 
Klemperer, Liebreich, Rubner und Senator in Berlin, Curschmann und Hoff- 
mann in Leipzig, v. Mering-Halle, Mosler-Greifswald, v. Noorden-Frankfurt a. M., 
Nothnagel und Winternitz-Wien, v. Ziemssen-München u. v. a. m. In der 
Vorrede erklären die Herren Redakteure, dass die Anwendung dieser wichtigen Heil 
methoden bis heute fast ausnahmslos aus den Händen von Nichtärzten und Halbärzten 
überliefert wurde. Bisher galten diese Laien als Schwindler und Charlatane, ihre Anhänger 
als urteilslose und irregeführte Menge und nun plötzlich fühlen die Koryphäen der Staats 
medizin sich berufen, diese ihnen bisher unbekannte Methode aus den Händen der Laien 
zu nehmen, und in die nebligen Höhen der Wissenschaft zu erheben. Ob’s ihr da gut gehen 
wird, der Volksheilmethode, das wird die Zukunft lehren. Jedenfalls halten wir 
W T acht! Aber wir freuen uns dieses Erfolges und wünschen dem Blatte die weiteste 
Verbreitung in Aerztekreisen. Hoffentlich wird diese Zeitschrift nicht nur die medi-
	        
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